Nach der ersten öffentlichen Vorstellung von vues photographiques animées («bewegten photographischen Ansichten») mit dem Cinématographe der Gebrüder Lumière am 28. Dezember 1895 in Paris verbreitete sich das neue Medium Film schnell und weltweit. In der Schweiz fanden ab 1896 nach der Landesausstellung in Genf vielerorts in Theatern, Konzert- und Wirtshaussälen Gastspiele mit Kinematografen statt. Vor der Eröffnung von festen Ortskinos – in der Schweiz ab 1907 – war die Filmdarbietung ausschliesslich mobil; die Vorführer gastierten mit Projektor und Filmen in bestehenden Sälen oder gingen mit eigenen Schaubuden auf Tournee und besuchten, meist jahreszyklisch, Jahrmärkte und Volksfeste. Es waren vor allem erfahrene Schaustellerfamilien, welche ab 1897 die Filmprojektion als neues «Geschäft» (wie eine Attraktion in der Branche heisst) neben oder statt ihrer bisherigen Attraktionen wie mechanischen Theatern, Hippodromen oder Panoramen lancierten. Dynastisch verzweigte Unternehmen betrieben mehrere «Geschäfte» und waren international tätig. Die aus der Pfalz stammenden Philipp und Heinrich Leilich etwa führten von Zürich aus mehrere Wanderkinos, welche in der Schweiz, Deutschland, Frankreich und Luxemburg gastierten. Im Winterhalbjahr frequentierten sie wegen des milden Klimas das Tessin und Norditalien. Der aus Ostpreussen stammende und in Genf eingebürgerte Louis Praiss oder Alexander Dahlmann-Fasold aus Yverdon bespielten neben der Schweiz und Deutschland auch Österreich-Ungarn. Prachtvoll ausgestattet, mit geschnitzten und bemalten Fassaden, elektrischem Lichterschmuck, Orgeln mit mechanischem Musik- und Figurenspiel sowie mächtigen Generatoren waren die ambulanten Kinotheater die erste Grossform des Kinos und den festen Sälen an Komfort und Dimension weit überlegen, bis um 1912 die ersten Kino-Zweckbauten entstanden. Der Biographe Suisse, mit dem Georges Hipleh-Walt aus Biel die Schweiz, Italien und Deutschland bereiste, bot über 2000 Zuschauern Platz, besass eine Leinwand von etwa 80 m2 und ein eigenes Orchester. Für den aufwendigen Transport der Zeltkinos waren die Betreiber auf die Eisenbahn angewiesen.
Als sich um 1910-1912 das Ende der grossen Zeit der Wanderkinos abzeichnete, eröffneten manche Unternehmer (Hipleh-Walt, Dahlmann-Fasold) feste Säle, andere blieben Schausteller, wechselten aber das «Geschäft» (Marguerite Weidauer-Wallenda, Leilich). In den grösseren und mittleren Städten war der Niedergang der mobilen Vorführer neben der Konkurrenz durch die ortsansässigen Kinos auch durch restriktivere Bewilligungspraktiken der kommunalen und kantonalen Behörden bedingt (Jugendschutz, Brandsicherheit). Der Umstand, dass im 1915 gegründeten schweizerischen Lichtspieltheater-Verband das ortsfeste Gewerbe dominierte, schwächte die Position der mobilen Kinobetreiber zusätzlich.
In ländlichen Gebieten, in denen ortsfeste Kinos wirtschaftlich nicht existenzfähig waren, erwies sich das Wanderkino hingegen als rentabel und entsprechend langlebig. So betrieb die Luzerner Kino-Dynastie der Gebrüder Morandini noch Ende der 1920er Jahre ein Wanderkino im Tessin. Willy Leuzinger, der in Rapperswil (SG) vor dem Ersten Weltkrieg ein Kino eröffnet hatte, erweiterte seinen Betrieb noch 1919 um ein «Reisegeschäft». Das wegen der ausgezeichneten Filmprogramme von der sesshaften Konkurrenz gefürchtete und vom Publikum geliebte Wanderkino Leuzinger war bis 1942 an allen grossen Jahrmärkten und Ortsfesten der Nordost- und Zentralschweiz präsent. Vereinzelt hielten sich mobile Kinobetreiber in ländlichen Gebieten der Schweiz bis in die 1970er Jahre. Im 21. Jahrhundert kam es dank Vereinen wie Roadmovie und anderer Projekte zu einer Wiederbelebung der Wanderkinokultur.
Den Saal- und Wanderkinematografen sind auch die Anfänge der Schweizer Filmproduktion zu verdanken. 1896 machten reisende Mitarbeiter der Lyoner Firma Frères Lumière in Genf, Neuhausen am Rheinfall, Basel und Lausanne die ersten Filmaufnahmen in der Schweiz, und in den Programminseraten der Wanderkinos finden sich ab 1900 regelmässig Hinweise auf Kurzfilme zu lokalen Ereignissen. Am produktivsten waren diesbezüglich Hipleh-Walt, auf den zwischen 1900 und 1910 nachgewiesenermassen gegen achtzig Lokalaufnahmen zurückgehen, und Leuzinger, der 1920-1929 rund hundert Aufnahmen herstellte.