An der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert erstmals bezeugte Familie aus Ponte Tresa und Lugano mit Herrschaftsrechten auch in der Lombardei, die zur politischen Führungsschicht zunächst im Luganese und später im ganzen Tessin gehörte.
Ursprünglich aus der Gegend um Varese stammend, zählte die Familie viele Nebenlinien, die sich um 1500 auch in Ponte Tresa und Lugano niederliessen. Einer der ersten in Quellen des 16. Jahrhunderts belegten Vorfahren in den ennetbirgischen Vogteien ist Giovanni Stoppani, der Stammvater der Familie in Ponte Tresa. Dieser Zweig war über das benachbarte Val Marchirolo in die Vogtei Lugano eingewandert, erhielt später das Bürgerrecht Luganos und unterhielt lange Zeit enge Beziehungen zum Herzogtum Mailand. Auf dem Gebiet der heutigen Schweiz bildete er die Hauptlinie der Stoppani.
Zur Festigung ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stellung verbanden sich die Stoppani mit verschiedenen anderen Führungsgeschlechtern der Tessiner und lombardischen Vogteien, wie den Bellasi und Rusca aus Lugano, den von Beroldingen aus Mendrisio, den Riva aus Mailand und Lugano sowie den Vanoni aus Varese. Ihr Grundbesitz, der sich zu etwa gleichen Teilen in der Lombardei und im Tessin befand, ermöglichte ihnen eine Vielzahl von Geschäften im Getreide- und Weinhandel (Handel) sowie die Akkumulation eines bedeutenden Vermögens und machte sie zu einer der wohlhabendsten Familien im Luganese. Auf Schweizer Seite besassen die Stoppani vor allem in Ponte Tresa verschiedene Häuser, darunter ihren Familiensitz aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, das sogenannte Castello de Stoppani. 1663 liess Gerolamo Stoppani (1591-1673) dort eine der Maria Immakulata geweihte Patronatskapelle errichten, die nach 1850 säkularisiert und in das Castello integriert wurde. Der Reichtum der Familie wuchs wahrscheinlich vor allem im 18. Jahrhundert weiter an; dank einer geschickten Heiratspolitik gelangten Häuser in Lugano in ihren Besitz, wo sich einzelne Familienmitglieder niederliessen. Ihre Anwesen in Ponte Tresa dienten fortan als Sommersitze. Hier besassen sie Fischereirechte, die sie wohl teilweise 1624 von den von Beroldingen erhalten hatten, sowie das Recht, Brückenzoll über die Tresa zu erheben, das sie sich seit 1667 mit anderen ansässigen Familien teilten. Diese Privilegien machten die Stoppani im April 1799 zur Zielscheibe der Volksaufstände in der Region Agno. Zur gleichen Zeit wurde Felice Stoppani, Kriegskommissär in den Revolutionskämpfen 1798, bei den antifranzösischen Unruhen in Lugano ermordet. Auf lombardischer Seite erstreckten sich die Güter und Rechte der Familie auf Gebiete in und um Lavena Ponte Tresa, in Como sowie in Mailand. Daneben tätigten die männlichen Mitglieder der Stoppani, die in aller Regel über eine nördlich oder südlich der Alpen erworbene Ausbildung als Rechtsanwälte und Notare verfügten, mannigfache Kreditgeschäfte beidseits der Grenzen. Mitunter hohe Darlehen gewährten sie etwa den Grafen Francesco und Luigi Melzi d’Eril sowie weiteren Vertretern des lombardischen Adels.
Der soziale Aufstieg gelang der Familie wahrscheinlich ab dem 17. Jahrhundert, als ein Zweig aus Ponte Tresa in den Adelsstand erhoben wurde. Seitdem führten einzelne Mitglieder das Adelsprädikat «de». Ihre Position sicherten sie mit der Übernahme zahlreicher öffentlicher Ämter vor allem in der Vogtei Lugano und später, während der Helvetischen Republik, im Kanton Lugano; bei der Gründung des Kantons Tessin gehörten sie selbstverständlich zu den Entscheidungsträgern. Die liberalen Verfassungswirren von 1814 hatten auf die Stoppani hingegen weitreichende Auswirkungen: Nach dem gewaltsamen Tod von Angelo Maria Stoppani, Anführer des Aufstands, und der beträchtlichen Geldbusse, die seinen Hinterlassenen auferlegt worden war, zogen sich Letztere auf die lombardischen Güter zurück. Das Machtgefüge innerhalb der Familie musste neu verhandelt werden, was keineswegs spannungsfrei verlief. Giovanni Battista Stoppani ging schliesslich als neues Haupt der Tessiner Familie hervor, der neben den von ihm bereits verwalteten lombardischen Gütern auch die Verantwortung für jene seines älteren Bruders auf schweizerischem Gebiet übernahm. Interessant ist insbesondere die Rolle von Marianna Stoppani, der Witwe Angelo Maria Stoppanis, die in dieser krisenhaften Situation die Hilfe ihrer Verwandten in weiblicher Linie (vor allem der Capra) aufbot. Während die Stoppani noch im 19. Jahrhundert vereinzelt national bedeutende Politiker stellten – man denke an den bereits erwähnten Giovanni Battista Stoppani und seinen Sohn Leone de Stoppani sowie an Francesco Stoppani, Spross eines anderen Familienzweigs aus Ponte Tresa –, büsste die Familie in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts ihre politische Führungsrolle ein.
Die Stoppani sind typische Vertreter der Führungsschicht im Sottoceneri, die ihre wirtschaftlichen Interessen in verschiedenen Bereichen und vor allem beidseits der Grenzen behaupteten, was sich nicht zuletzt in einer ambivalenten Interpretation ihrer «nationalen» Zugehörigkeit niederschlug: Je nach Umstand beriefen sie sich einmal auf ihre lokalen Rechte im Tessin, ein andermal auf jene in der Lombardei. Dieses Verhalten gelang nicht zuletzt deshalb über lange Zeit, weil die Grenze erst mit der Verfestigung der jeweiligen Nationalstaaten im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einer wirklichen Trennlinie wurde.