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LenyBider

Leny Harold

8.11.1894 Langenbruck,7.7.1919 Zürich, reformiert, von Langenbruck. Inhaberin eines Modeateliers und Filmschauspielerin.

Porträtfotos von Leny Bider. Links: Modefotografie auf dem Tennisplatz Belvoir in Zürich, aufgenommen um 1916 vom Fotoatelier Schneider, Zürich. Rechts: fotografische Vorlage für die Kinoplakate zum Film Der Bergführer, aufgenommen 1917 vom Fotoatelier Camille Ruf, Zürich (Fotosammlung Johannes Dettwiler-Riesen, Thun).
Porträtfotos von Leny Bider. Links: Modefotografie auf dem Tennisplatz Belvoir in Zürich, aufgenommen um 1916 vom Fotoatelier Schneider, Zürich. Rechts: fotografische Vorlage für die Kinoplakate zum Film Der Bergführer, aufgenommen 1917 vom Fotoatelier Camille Ruf, Zürich (Fotosammlung Johannes Dettwiler-Riesen, Thun).

Julie Helene Bider war das jüngste von drei Kindern des Jakob Bider, Kassenverwalters, Tuchhändlers sowie Baselbieter Landrats, und der Frieda Maria geborene Glur. Ihre Eltern waren wohlhabend. Zu ihrem Bruder, dem Schweizer Aviatikpionier Oskar Bider, hatte Leny Bider ein enges Verhältnis. Nach dem frühen Tod der Mutter 1907 zog die Familie nach Basel. Dort besuchte Bider die Töchterschule bis zum unerwarteten Tod ihres Vaters 1911. Sie lebte dann einige Wochen in Liestal bei ihrem Onkel und Vormund Max Albert Glur, Rektor der Mädchensekundarschule, und dessen Ehefrau Martha Glur-Forster, bevor sie im Mai 1911 in das Mädchenpensionat Clos du Matin in Lausanne eintrat. Nach nicht einmal einem Jahr wurde Bider aus dem – wie sie es in ihrem Tagebuch nannte – «Pensionat-Käfig» abgeholt und für einige Monate in die Haushaltungsschule auf dem Gut Ralligen in Merligen am Thunersee geschickt. 1913-1914 betreute Leny Bider als Au-pair-Mädchen in England die Kinder mehrerer Familien.

Der Bergführer. Drama aus den Schweizer-Alpen. Film von Eduard Bienz mit Leny Harold (Pseudonym von Leny Bider) in der Hauptrolle der Marie Egger, produziert von Marie Lips-Mattler und der Firma Schweizer Express Films (Basel), 1917. Ausschnitt aus der im Jahr 2020 von der Cinémathèque suisse mit Unterstützung von Memoriav restaurierten Kopie (Cinémathèque Suisse, Penthaz).
Der Bergführer. Drama aus den Schweizer-Alpen. Film von Eduard Bienz mit Leny Harold (Pseudonym von Leny Bider) in der Hauptrolle der Marie Egger, produziert von Marie Lips-Mattler und der Firma Schweizer Express Films (Basel), 1917. Ausschnitt aus der im Jahr 2020 von der Cinémathèque suisse mit Unterstützung von Memoriav restaurierten Kopie (Cinémathèque Suisse, Penthaz). […]

Ab 1915 lebte Leny Bider in Zürich, wo sie eine Stummfilm-Schauspielschule besuchte. Von November 1916 bis September 1917 betrieb sie ein Modeatelier im Dachgeschoss eines Hauses an der Zürcher Bahnhofstrasse. Sie fertigte etliche Hut-Skizzen an, nahm an Kunstausstellungen teil und war als Fotomodell tätig. 1917 spielte sie eine Nebenrolle im Stummfilm Frühlingsmanöver, einem Publikumserfolg, der aber die Armee in ein ungünstiges Licht stellte und deswegen von den Behörden nicht gern gesehen war. Ihr Filmauftritt erregte grosses Aufsehen, weil sie als Frau Hosen trug. Noch im selben Jahr übernahm sie unter dem Pseudonym Leny Harold die Hauptrolle im ersten Schweizer Kinofilm Der Bergführer; die für die damaligen Verhältnisse skandalöse Kussszene und ihr schauspielerisches Talent machten sie zum kommenden Schweizer Filmstar. Danach beendete sie ihre Schauspielkarriere. Am 5. Juli 1919 kündeten Leny Bider und der Apothekeninhaber Ernst Theodor Jucker im Baselbieter Landschäftler ihre bevorstehende Hochzeit an. Zwei Tage später, am 7. Juli, kam ihr Bruder Oskar bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, worauf sich Leny Bider in ihrem Mietzimmer in einem ehemaligen Hotel in Zürich erschoss. Die Geschwister wurden einige Tage später in Langenbruck beigesetzt.

2009 organisierte der Langenbrucker Frauenverein eine Ausstellung über das modische Schaffen Biders; zu diesem Anlass benannte die Gemeinde Langenbruck einen Platz nach der Schauspielerin. Die Schriftstellerin Margrit Schriber veröffentlichte 2011 den Roman Das zweitbeste Glück über das Geschwisterpaar.

Quellen und Literatur

Weblinks
Kurzinformationen
Variante(n)
Julie Helene Bider (Taufname)
Leny Harold (Pseudonym)

Zitiervorschlag

Tamara Suter: "Bider, Leny", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.08.2022. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/060641/2022-08-17/, konsultiert am 12.01.2025.