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Jakob ChristophZiegler

17.1.1791 Zürich, 21.8.1825 Muntok, reformiert, von Zürich. Kolonialbeamter auf Sumatra und Söldner in niederländischen Diensten.

Jakob Christoph Ziegler wuchs als zweites Kind des Jakob Christoph Ziegler und dessen zweiter Ehefrau Regula Peter in Zürich auf, wo sein Vater Buchbinder und später Wirt des Restaurants Schützenhaus war. Seinen Schwestern Cleophea Waser und Emerentiana Wetzel, verheiratet mit Johann Jakob Wetzel, sowie seiner Mutter blieb er zeitlebens eng verbunden. Jakob Christoph Ziegler verbrachte seine Jugendjahre in einem Haus am Zürcher Münsterhof; zwar gehörte er der bedeutenden Zürcher Bürgerfamilie Ziegler an, doch hatten seine nahen Verwandten keine politischen Ämter inne. Ziegler war als Kaufmann tätig, wobei unklar ist, mit welchen Waren er handelte. 1812 heiratete er Susanna Elisabetha Vogel, von Zürich. Das Paar hatte zwei Söhne, von denen der jüngere wenige Wochen nach der Geburt verstarb.

Zeitgenössische Abschrift des Briefes von Jakob Christoph Ziegler vom 22. September 1824 an seinen gleichnamigen Verwandten und Generalmajor im niederländischen Dienst Jakob Christoph Ziegler (Zentralbibliothek Zürich, FA Ziegler 49).
Zeitgenössische Abschrift des Briefes von Jakob Christoph Ziegler vom 22. September 1824 an seinen gleichnamigen Verwandten und Generalmajor im niederländischen Dienst Jakob Christoph Ziegler (Zentralbibliothek Zürich, FA Ziegler 49). […]

Nachdem Ziegler im Jahre 1814 mit seinen Geschäften in Konkurs gegangen war, wurde am 24. August 1815 auch die Ehe geschieden, wofür seine «treulose Verlassung» der Ehefrau und sein «bekannter liederlicher Lebenswandel» im Urteil des Zürcher Ehegerichts als Gründe angeführt wurden. Um 1815 trat Ziegler – vielleicht infolge seines wirtschaftlichen wie familiären Scheiterns – in piemontesische Solddienste und stieg vom Soldaten zum Unter-Adjutanten auf (Fremde Dienste). Danach diente er als Fourier in französischem Sold und wurde zum Sergeant befördert. Seinen Sohn vertraute er vermutlich einer seiner Schwestern an. Darüber hinaus ist aus dieser Zeit kaum etwas über ihn bekannt, auch nicht, warum er schliesslich desertierte und in niederländische Dienste trat. Von November 1820 bis Februar 1821 reiste er im Rang eines Sergeant Major an Bord eines niederländischen Militärschiffs von Ostende nach Batavia. In Niederländisch-Ostindien fungierte er als Truppenausbildner und nahm an verschiedenen kolonialen Militäroperationen gegen lokale Herrscher teil (Kolonialismus). Nach der Eroberung der Stadt Palembang auf Sumatra 1821 wurde er unter General Hendrik Merkus de Kock als Unteroffizier für die Kontrolle des lokalen Marktes eingesetzt. 1822 verliess er diesen Posten wieder und trat als sogenannter «dritter Secretaire» in die niederländische Militäradministration ein. Sein Vorgesetzter war der deutschstämmige Kolonialbeamte Inspektor F. Schulze, mit dem er sich anfreundete. Daneben wirkte er 1823 als Schreiber eines Ingenieurs am Wiederaufbau der Sultansfestung in Palembang mit. Ziegler stieg in der kolonialen Gesellschaftsstruktur Sumatras immer weiter auf. Er wurde zum «zweiten Clerc» befördert und besass als kolonialer Beamter ein eigenes Haus mit mindestens drei Sklavinnen und Sklaven (Sklaverei). Kurz vor seiner Versetzung zur militärischen Hauptadministration in Batavia starb er überraschend an einer Tropenkrankheit im sumatranischen Muntok, worüber Zieglers Freund Schulze die Familie in der Schweiz brieflich informierte.

In den von Ziegler ab 1823 aus Palembang an seine Mutter sowie an seinen Schwager und seine Schwestern in Zürich geschriebenen Briefe wird neben einer tiefen Sehnsucht nach seiner Familie ein lebensnahes Bild eines Schweizers in kolonialen Diensten greifbar. Ziegler beschreibt den Alltag im Kontext der Kolonialadministration, seine Schiffsreise und die militärischen Eroberungskriege. Ebenso berichtet er über lokales Essen, die Bedingungen in der Armee und die koloniale Gesellschaftsstruktur auf der niederländisch beherrschten Insel Sumatra. Die Briefe wurden jeweils von Generalmajor Jakob Christoph Ziegler, einem entfernten Verwandten, der in den Niederlanden diente, in die Schweiz weitergeschickt.

Quellen und Literatur

Weblinks
Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 17.1.1791 ✝︎ 21.8.1825

Zitiervorschlag

Konrad J. Kuhn: "Ziegler, Jakob Christoph", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.04.2024. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/061611/2024-04-15/, konsultiert am 09.02.2025.