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Aeugst am Albis

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Affoltern. Sie umfasst die Dörfer Aeugst, auf einer nach Süden orientierten Hangterrasse am Aeugsterberg gelegen, Wengi und im obern Reppischtal Aeugstertal. 876/887 Ousta, 1277 Oeugsten. 1454 ca. 50 Einwohner; 1695 408; 1800 573;1850 647; 1900 607; 1941 538; 1950 650; 2000 1544; 2010 1820; 2020 2001.

Ein prähistorischer Bergsturz am Aeugsterberg führte zur Bildung des Türlersees. Die Flurnamen Betpur, Steinmur und Buchs weisen auf eine römische Besiedlung bei Müliberg hin. Die im Frühmittelalter entstandene Siedlung Borsikon (883 Porsinchova) ist 1412/1431 als Gemeinde belegt (acht Höfe). Sie geriet im 16. Jahrhundert in Abgang. Grundherren waren im 9. und 10. Jahrhundert das Gross- und das Fraumünster, danach auch regionaler Adel (Sellenbüren, Eschenbach-Schnabelburg, Aarburg, Wädenswil, Hünenberg), vom späten 13. Jahrhundert an vor allem die Klöster Kappel und St. Blasien (Schwarzwald). Gemäss der Offnung von 1412/1431 bildete Aeugst mit Borsikon und Breitmatt (heute Habersaat) eine Vogtei (Niedergericht), welche nach häufigem Besitzerwechsel 1400 an Johannes Meyer von Knonau, 1512 von Gerold Meyer von Knonau an Zürich kam. Die hohe Gerichtsbarkeit gelangte 1415 von Habsburg an Zürich, und ab 1512 war Aeugst Teil der Landvogtei Knonau. Eine Kapelle St. Katharina und St. Georg in Aeugst ist 1503 erstmals erwähnt. Der Name Chloster im Aeugstertal weist auf den Standort einer Beginensammlung des 15. Jahrhunderts hin. Aeugst und Wengi waren bis zur Bildung der Pfarrei Aeugst mit gleichzeitigem Kirchenbau (1667) nach Mettmenstetten, Aeugstertal und Müliberg nach Stallikon kirchgenössig. Die Anfang des 19. Jahrhunderts gebildete politische Gemeinde Aeugst am Albis entspricht territorial der Kirchgemeinde. Einzugsbriefe für die drei Dorfgemeinden (1774) dienten der Abschliessung gegenüber armen Zuzügern. Die trotz topografisch ungünstigem Gelände betriebene Dreizelgenwirtschaft wurde im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert durch Gras- und Mostobstbau abgelöst. Um 1850 war fast die Hälfte der weiblichen Einwohner in Heimarbeit in der Baumwoll- und Seidenweberei tätig. Das vielgepriesene Wengibad (mit Taverne), 1412 als Heilbrunnen erstmals erwähnt, bestand bis Ende der 1930er Jahre. Braunkohle wurde im Aeugstertal 1786-1814, danach wiederum während der Krisen- und Kriegsjahre 1917-1921 und 1941-1946 abgebaut. Hofgebundene "Gerechtigkeiten" verhinderten im Ancien Régime den Bau neuer Höfe und damit die dörfliche Entwicklung. Auch im 19. Jahrhundert und bis 1960 blieb das Siedlungsbild praktisch unverändert. Danach setzte eine vorerst bescheidene, ab 1970 anhaltend starke Bautätigkeit (Einfamilienhäuser) ausserhalb des Ortskerns von Aeugst ein: 1960-1980 Melioration (u.a. Güterzusammenlegung), 1975-1985 durchgreifende, offene Ortsplanung. 1990 waren 70% (1910 5%) der Erwerbstätigen Wegpendler, vor allem nach Zürich, Zug und Affoltern am Albis. Heute bestehen ein Dutzend Bauern- und einige Gewerbebetriebe.

Quellen und Literatur

  • SSRQ ZH I/1, 52-67
  • R. Ochsner, Gesch. von Aeugst am Albis, 1936
  • E. Benninger, Borsikon – ein abgegangenes Dorf im Knonaueramt, 1983 (SA im StAZ)
  • E. Forster, Zur Gesch. des Wasserkraftwerkes im Aeugstertal, 1995​​​​​
Von der Redaktion ergänzt
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GND

Zitiervorschlag

Ernst Benninger: "Aeugst am Albis", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.06.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000001/2009-06-23/, konsultiert am 28.03.2024.