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Obfelden

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Affoltern. Im Knonaueramt an der Reuss und Grenze zum Kanton Aargau gelegener Verband der fünf Zivilgemeinden Bickwil, Oberlunnern, Unterlunnern, Wolsen und Toussen, der sich 1847 aus der politischen Gemeinde Ottenbach löste. 1246 Bickewilare, 1257 Lundenerun und Lunderun inferioris, 1311 Wolunsun, 1325 Tunsen. Um 1450 ca. 24 Haushalte; 1634 311 Einwohner; 1668 562; 1799 789; 1850 896; 1900 1335; 1950 1517; 2000 4182.

Mögliche neolithische Siedlung in Wolsen, hallstattzeitlich Grabfunde bei Toussen. 1741 wurde unter der Leitung des Knonauer Landvogts Johann Jakob Scheuchzer in Unterlunnern eine römische Siedlung ausgegraben und dabei ein Depot mit Münzen und Goldschmuck (heute im Schweizerischen Landesmuseum) aus dem 3. Jahrhundert entdeckt. Die fünf in der Kirchgemeinde Ottenbach "Ob dem Feld" liegenden Weiler bildeten sich im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit mit Zelgen, Allmenden und zum Teil mit Einzugsbriefen aus. Toussen und ein Teil von Unterlunnern gehörten zum Gericht Freiamt, ab 1507 zur Landvogtei Knonau, und die übrigen Siedlungsteile zur Vogtei Maschwanden, die 1512 in die Landvogtei Knonau eingegliedert wurde. Der Gemeindeteilung 1847 gingen heftige Streitigkeiten voran, unter anderem wegen Armenunterstützungen und Wahlgeschäften. Mit der politischen Trennung erfolgte auch diejenige der Kirchgemeinde. Um die 1848 fertiggestellte Kirche entstand das neue Quartier Kirchfeld, das 1854 vom Gebiet der Zivilgemeinde Wolsen getrennt und der politischen Gemeinde unterstellt wurde. Dessen Ausbau förderte der Entscheid des Regierungsrats von 1861, die Strassenverbindung von Affoltern am Albis ins Reusstal nicht durch die alten Dorfkerne hindurchzuführen. 1877 wurden die fünf Zivilgemeinden aufgelöst. An die bereits im 18. Jahrhundert stark vertretene textile Heimindustrie anknüpfend, führte Rudolf Stehli um 1840 die Seidenweberei (Ferggerei und Fabrikationsgebäude Gwerb in Oberlunnern, Produktion bis 1975) ein. 1902-1945 wurde die Gasfabrik Obfelden betrieben, 1935 die Gesamtmelioration beschlossen. War Obfelden 1920 mit 63% Erwerbstätigen im 2. Sektor und 202 Zupendlern (1910) eine industriell-gewerbliche Gemeinde, so entwickelte sie sich zur periurbanen Gemeinde (2000 77% Wegpendler).

Quellen und Literatur

  • Gesch. der Gem. Obfelden, 1947
  • S. Brändli, «Fabrik und Villa Stehli», in Vom Grabhügel zur Ökosiedlung, hg. von R. Böhmer et al., 2007, 222 f.
  • Der röm. Goldschmuck aus Lunnern (ZH), hg. von S. Martin-Kilcher et al., 2008
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Obfelden", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.08.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000010/2009-08-24/, konsultiert am 19.03.2024.