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Berg am Irchel

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Andelfingen. Haufendorf auf einer Terrasse am Nordhang des Irchels. Berg am Irchel umfasst die Zivilgemeinden Berg und Gräslikon (seit 1855, vorher Buch am Irchel). 1619 trat Berg das Oberdorf, 1775 Schloss Schollenberg und 1788 die Ziegelhütte an Flaach ab. Wahrscheinlich um 1100 Berga, 1243 Berge. 1467 10 Haushaltungen mit 31 Erwachsenen; 1634 397 Einwohner; 1698 527; (mit Gräslikon) 1860 614; 1900 464; 1950 405; 1980 376; 2000 573.

Schloss und Garten. Radierung von David Herrliberger, 1743 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).
Schloss und Garten. Radierung von David Herrliberger, 1743 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).

Eine bronzezeitliche Höhensiedlung und eine spätrömische Warte des Rheinlimes standen auf dem Ebersberg. Von unbekannter Zeitstellung sind die Wallanlagen Schartenfluh und Hebelstein auf dem Irchelplateau. Die Burgstelle Schlossbuck an der Strasse nach Teufen (ZH) mag mit der 1222 erwähnten Burg der Herren von Henggart identisch sein. Schloss Eigenthal, 1391 im Besitz des in Winterthur verbürgten Goldschmieds Ulrich Eigenthal, wurde 1588 von Hans Peyer umgebaut. Das 1642 für Hans Heinrich Escher am Standort des ehemaligen Meierhofs neu erbaute Schloss Berg war bis 1798 Sitz der Gerichtsherrschaft. Die Herrschaftsrechte waren dreistufig: Die hohe Gerichtsbarkeit gehörte zur Grafschaft Kyburg und gelangte mit dieser 1452 an die Stadt Zürich. Im selben Obereigentum befand sich das Frevelgericht mit einer Bussenkompetenz bis zu neun Pfund, das (bis 1474 von Habsburg) nacheinander verliehen war an die von Erzingen (Mitte 14. Jh.), von Tettingen (Inhaber der Burg Schollenberg), von Gachnang, zum Tor auf Teufen (1464), von Ulm, Meiss und schliesslich 1642-1798 (durch Heirat) Escher vom Luchs aus Zürich. Mitte des 13. Jahrhunderts besassen die Herren von Teufen die lokale Vogtei über Berg 1268 gelangte diese an das Kloster Kappel; hingegen ist der Wechsel zum Chorherrenstift Embrach nicht überliefert. Gemäss den Offnungen des späten 14. Jahrhunderts war die grundherrliche Gerichtsbarkeit an den Meierhof des Stifts gebunden. Bussen bis zu neun Schilling und die Aufsicht über Wald und Flur lagen in der Kompetenz dieses Gerichts. Noch um 1370 konnten die Dorfleute aber ihre Rechte mit Urkunden von der Alten Tuffen geltend machen, von denen die Vogtei gekommen sei. In der Helvetik war Berg dem Distrikt Andelfingen zugeteilt.

Die Kirche Berg ist schon 1268 als Pfarrkirche erwähnt. Nach einem Vertrag von 1558 anerkannte der Zürcher Rat die Kollatur des Klosters Rheinau (bis 1836), sicherte sich aber das Präsentationsrecht. Von 1558 datiert auch die Zehntenscheune des Klosters Rheinau. Im an sich bäuerlich geprägten Berg waren 1836 auch ein Dutzend Weber ansässig. Die 1841 eröffnete, in Hanglage dem Rhein entlang führende Irchelstrasse ersetzte den stark ansteigenden, alten sogenannten Zürichweg. Seit 1931 ist Berg durch das Postauto mit Winterthur verbunden. Die Rebfläche ist zugunsten von Obstbau und Milchwirtschaft (1931 gegründete Sennereigenossenschaft) von 39 ha (1886) auf 9 ha (1974) zurückgegangen. Die Güterzusammenlegung von 1951 führte zur Aussiedlung von Bauernbetrieben. In neuerer Zeit wurden Spargeln und Tabak als Spezialkulturen angebaut. Mit 44% in Berg Erwerbstätigen im 1. Sektor, aber auch 64% Wegpendlern (1990) hat sich Berg am Irchel zur halbagrarischen Gemeinde gewandelt. Seit 1971 besteht ein Dorfverein mit kulturellen Zielsetzungen.

Quellen und Literatur

  • SSRQ ZH I/1, 476-571
  • W. Steiner, Berg am Irchel und seine Schlösser, 21955
  • Berg am Irchel in Wort und Bild, 1977
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Berg am Irchel", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.06.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000017/2004-06-11/, konsultiert am 10.11.2024.