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Oberstammheim

Ehemalige Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Andelfingen, an der Grenze zum Kanton Thurgau und am Südfuss des Stammerbergs im Weinland, 2019 mit Unterstammheim und Waltalingen zur Gemeinde Stammheim fusioniert. Oberstammheim umfasste nebst dem gleichnamigen Dorf einen Teil von Wilen bei Neunforn, der 1853-1886 mit seinem Thurgauer Ortsteil eine Zivilgemeinde gebildet hatte. 761 Stamhaim, 1212 in Stamehein superiori. 1467 44 Haushalte; 1637 359 Einwohner; 1663 577; 1695 529; 1746 587; 1850 989; 1900 818; 1950 758; 2000 1064; 2010 1078; 2018 1164.

Oberstammheim: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.
Oberstammheim: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.

Entdeckt wurden mögliche neolithische Moorrandsiedlungen bei Grund und am Hörnerweg, eine spätbronzezeitliche Ufersiedlung am Nussbaumersee (Moos) und ein hallstattzeitlicher Tumulus mit dem Grab eines Angehörigen der Oberschicht. Die wichtigsten Grundherren in Oberstammheim waren die Klöster St. Gallen und Rheinau. 1464-1583 gehörte Oberstammheim zur Zürcher Obervogtei Stammheim, 1584-1798 zu derjenigen von Steinegg-Stammheim. Im Spätmittelalter bildeten Oberstammheim und Unterstammheim eine gemeinsame Gemeinde, die 1652 durch einen Beschluss des Zürcher Rats geteilt wurde. Kirchlich gehört der Ortsteil Wilen seit dem Mittelalter zu Neunforn, Oberstammheim zu Unterstammheim. Die romanische Galluskapelle in Oberstammheim geht auf das 9. Jahrhundert zurück, wurde um 1300 erweitert und mit einem hochgotischen Bilderzyklus ausgeschmückt sowie unter anderem 1695, 1706 und 1966-1968 umgebaut. Die zu Beginn des 16. Jahrhunderts erwähnte Wallfahrtskapelle St. Anna wurde in der Reformation aufgegeben. 1684 errichtete der Amtmann der Fürstabtei St. Gallen, der Zürcher Bürger Johannes Wehrli, in Oberstammheim einen herrschaftlichen Gutsbetrieb, der 1777-1779 zum Gasthof Hirschen mit angegliederter Trotte umgebaut wurde. 1826 eröffnete der Gasthof zum Schwert ein Heilbad. 1919-1927 schloss die erste Gesamtmelioration des Stammertals als Pilotprojekt die Aussiedlung von Landwirtschaftsbetrieben mit ein. Die seit dem Spätmittelalter bedeutende Rebfläche verminderte sich 1801-1930 von 79 auf 5 ha. 1991 wurden wieder 19 ha bewirtschaftet. In der Landwirtschaft ist der Hopfen- (seit 1934) und Tabakanbau von einer gewissen Bedeutung. 2000 pendelten 345 Personen oder 62% der Erwerbstätigen weg. 2005 stellte der 1. Sektor noch knapp 27%, der 3. Sektor 58% der insgesamt 366 Arbeitsplätze in Oberstammheim.

Quellen und Literatur

  • A. Farner, Geschichte der Kirchgemeinde Stammheim und Umgebung, 1911
  • W. Bachmann, Der Einfluss von Bodenverbesserungen auf die wirtschaftliche Struktur eines Gebietes, 1949
  • I. Hermann, Zürcher Weinland, Unterland und Limmattal, 1997, 367-371, 396-398
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
761: Stamhaim
1212: in Stamehein superiori

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Oberstammheim", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.12.2019. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000030/2019-12-18/, konsultiert am 19.03.2024.