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Waltalingen

Ehemalige Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Andelfingen, am Westrand des Stammertals, mit den beiden Dörfern Waltalingen (bis 1973 Zivilgemeinde) und Guntalingen (bis 2009 Zivilgemeinde), bildet seit 2019 mit Oberstammheim und Unterstammheim die Gemeinde Stammheim. 830 Waltiningum und Cuntheringum (Guntalingen). 1467 23 Haushalte; 1634 258 Einwohner; 1746 428; 1850 719; 1900 538; 1950 497; 2000 684; 2010 691; 2018 655.

Waltalingen: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.
Waltalingen: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.

Die Burgen Schwandegg und Girsberg tauchen im 13. Jahrhundert als Herrensitze kyburgischer und habsburgischer Dienstleute auf. Anfang des 14. Jahrhunderts übte Habsburg die hohe und niedere Gerichtsbarkeit über beide Dörfer aus. 1434 kamen Waltalingen und Guntalingen mit der Herrschaft Andelfingen an die Stadt Zürich, das diese in der Landvogtei Andelfingen verwaltete. Waltalingen gehörte seit jeher zur Pfarrei bzw. Kirchgemeinde Stammheim, verfügte aber ab dem Spätmittelalter über die St.-Antonius-Kapelle, in der 1896 reiche Wandmalereien entdeckt wurden. In seiner agrargeschichtlichen Fallstudie über die Erbgänge in der Zivilgemeinde Waltalingen wies Arthur Wolf nach, dass infolge der vorherrschenden Realteilung – nur bisweilen zahlten Anerben auch Geschwister und Elternteile aus – die Höfe immer weiter aufgesplittet wurden; charakteristisch für das 19. Jahrhundert waren Kleinstbetriebe (30% der Betriebe unter 1 ha, nur 5% über 10 ha gross). Ausserdem stieg die durchschnittliche Hypothekarverschuldung eines Betriebs 1820-1909 von 30% auf über 65% des Schätzungswerts. Wichtigste Gläubiger waren neben Gemeinde-, Armen- und Kirchengut Privatpersonen aus Zürich und Winterthur sowie aus der näheren Umgebung; Bankinstitute traten erst nach 1850 als Kreditgeber in Erscheinung. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wuchs die Bedeutung der Milchwirtschaft, Acker- und Rebbau gingen zurück. Die Meliorationen des Stammertals 1919-1927 und 1964-1986 umfassten auch den Gemeindebann Waltalingens. 2005 war Waltalingen mit 49% der Arbeitsplätze im 1. Sektor noch immer agrarisch geprägt.

Quellen und Literatur

  • R. Durrer, Der mittelalterliche Bilderschmuck der Kapelle zu Waltalingen bei Stammheim, 1898
  • A. Wolf, Ein Beitrag zur Erkenntnis der Verschuldung des bäuerlichen Grundbesitzes im Kanton Zürich, 1912
  • H.U. Pfister, «Waltalingen», in Zürcher Weinland, hg. von E. Akeret, 21987, 234-237
  • M. Leonhard, Guntalingen 1433-2009, 2009
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
830: Waltiningum, Cuntheringum (Guntalingen)

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Waltalingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.01.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000038/2020-01-06/, konsultiert am 13.01.2025.