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Bassersdorf

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Bülach. Dorf am Rande des mittleren Glatttals, seit 1931 mit Baltenswil. Um 1010 Basselstorff (unsicher), 1155 Bazzelstorf. In der Helvetik Distrikthauptort, 1837 Sekundarschulkreis. 1420 39 Höfe; 1634 310 Einwohner; 1710 718; 1836 825; 1850 959; 1900 1092; 1950 2143; 1970 5590; 2000 7515.

Unter der reformierten Kirche kam eine römische Villa zum Vorschein. Bassersdorf liegt an der römischen und mittelalterlichen Strassenverbindung Zürich-Winterthur. Siedlungsschwerpunkte sind die ehemalige Gewerbesiedlung mit Mühlen und Sägerei (heute Schaubetrieb) am Altbach, der langgestreckte Dorfteil entlang der Landstrasse mit Zentrum an der Verzweigung nach Kloten sowie im Westen das Unterdorf (Haufendorf). Bassersdorf gehörte hoch- und niedergerichtlich zur Grafschaft Kyburg und gelangte mit dieser an die Stadt Zürich. Der älteste, bei Ausgrabungen erfasste Kirchenbau ist romanisch, 1370 erstmals erwähnt als Filiale (St. Johann) von Kloten. 1509 erhielt die Kapelle das Taufrecht. 1518 wurde eine Pfründe gestiftet, 1520 der erste Pfarrer eingesetzt. In der Reformation wurde Bassersdorf (mit Nürensdorf) selbstständige Kirchgemeinde im Regensberger Kapitel. Die Kollatur lag beim Zürcher Rat. Seit 1973 besteht die römisch-katholische Kirche St. Franziskus mit Pfarramt. Sie gehört zu einer römisch-katholischen Kirchgemeinde, die auch Kloten und Nürensdorf umfasst. Gemäss der Offnung um 1420 wählte die Gemeinde an der Herbstversammlung einen Dorfweibel, der auf Verlangen des Vogtes auch in den umliegenden kyburgischen Weilern von Baltenswil bis Geerlisberg amtete.

Der Strassenverkehr war in der frühen Neuzeit ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor (zwei Gasthöfe, Pferdestation, Reparaturwerkstätten). Der Boden war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts stark parzelliert, die Betriebe blieben klein, nur wenige wurden von Vollbauern, die meisten von Kleinbauern mit zusätzlicher nicht-agrarischer Erwerbstätigkeit geführt. Viele Wohnhäuser waren von zwei oder mehr Familien belegt. Im Register der Feuerassekuranz (mit 90 Hausnummern) von 1812 sind 67 Handwerker nachgewiesen. Auch die textile Heimindustrie war verbreitet. 1789 beschäftigten sich 18% der Einwohner saisonal mit Baumwollspinnerei. Die klein strukturierte Landwirtschaft war krisenanfällig: Bei den Teuerungen von 1794-1796 und 1817 erhielten rund ein Viertel der Haushalte Armenunterstützung. 1840 baute der Kanton gegen den Willen der Gemeinde eine neue Landstrasse von Zürich nach Winterthur über Brüttisellen-Baltenswil statt über Bassersdorf. Es folgten eine wirtschaftliche Stagnation und bis 1880 eine leicht rückläufige Bevölkerungsentwicklung. 1840 fand in Bassersdorf eine liberale Volksversammlung in Anlehnung an den Ustertag statt. Schrittweise erfolgte die Ablösung der alten Agrarverfassung: 1826 Zehnten-, 1833 Grundzinsablösung, 1845 Allmendaufteilung, 1860 Flurwegnetz. 1866 errichteten die Gebrüder Bürkli, Zürich, in der alten Gewerbesiedlung eine Seidenzwirnerei (1880 ca. 100 Beschäftigte). 1877 erhielt Bassersdorf Anschluss an die Nationalbahnlinie Winterthur-Baden. Um den Bahnhof entstand ein Geschäfts- und Gewerbequartier mit den 1899 erbauten Verlags- und Druckereigebäuden der Familienzeitschrift «Die Schweizerfamilie» sowie der Lokalzeitung «Die Glatt» (heute Regionalzeitung «Zürcher Unterländer»). Eine Industrieansiedlung fand aber nicht statt. 1920 waren 28% der Beschäftigten im 1., 54% im 2. und 10% im 3. Sektor erwerbstätig. 1932 wurde im Schatzackerquartier eine «grüne» Gemeinschaftssiedlung erstellt (Siedlungs- und Gartenbaugenossenschaft Siga), die personell mit der heute noch bestehenden Lebensmittelkette «Reformhaus» verbunden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bassersdorf Teil der Agglomeration Zürich. In diesem Prozess entstanden anfänglich Einfamilienhäuser, seit den 1960er Jahren mehrheitlich Wohnblöcke. Bassersdorf entwickelte sich zur Wohngemeinde mit (1990) 76% Wegpendlern. Eine in den 1970er Jahren ausgeschiedene Industriezone in der 1950-1952 meliorierten Ebene gegen Kloten wird zurzeit zaghaft belegt. 1990 zählten knapp 3% der Beschäftigten zum 1. und 61% zum 3. Sektor. Beim Bau der Flughafenlinie (1977) wurde der Bahnhof an die Peripherie versetzt, die Siedlungslücke gegen den Dorfkern danach sofort mit Wohnbauten geschlossen.

Quellen und Literatur

  • Bassersdorfer Heimatbücher, 1980-
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Bassersdorf", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.02.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000040/2010-02-25/, konsultiert am 09.12.2024.