Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Bülach. Strassendorf in einem Seitental der Töss mit den Weilern Balsberg, Betzental, Chimenhof, Illingen und Ziegelhütte. 1044 ad imbriaguam, 1223 Emperrach, 1869-1931 Unterembrach. 1850 1429 Einwohner; 1900 1581; 1950 1958; 1960 2201; 1980 5803; 2000 7744.
In der mittleren oder späteren Bronzezeit bestand eine kleine Siedlung, die vermutlich aufgegeben wurde; aus der Eisenzeit fehlen Befunde. Die früheste urkundliche Nachricht zur Besiedlung des Embrachertals (820) betrifft Weiler und Mühle Illingen (Grossmünstergüter). Die Überlieferung zum Kollegiatstift St. Peter in Embrach hat unter den Zerstörungen von Sempacher- und Altem Zürichkrieg gelitten. Die frühe Geschichte liegt wohl auch deshalb weitgehend im Dunkeln: Der Eigenkirchherr Hunfried von Mömpelgard (Montbéliard-)Wülflingen vergabte 1044 das Kirchengut Embrach dem Hochstift Strassburg. Ab 1189 ist St. Peter als Kollegiatstift urkundlich gesichert. Die Schirmvogtei, zunächst als Strassburger Lehen in toggenburgischem Besitz, gelangte Ende des 13. Jahrhunderts kaufweise an Kyburg bzw. die Habsburger und 1452 mit der Herrschaft Kyburg an Zürich. 1386 äscherten eidgenössische Freischaren Dorf und Stift ein; die Kirche wurde ab 1392 neu gebaut. 1444 folgten zwei weitere Überfälle auf Dorf und Kirche. Letztere wurde ab 1446 von Grund auf neu errichtet. Nebst der Propsteipfründe verfügte das Stift bis 1446 über zwölf, danach elf Kanonikerpfründen. Die Statuten wurden 1454 neu gefasst. Der Propst war zugleich Pfarrherr des weitläufigen Kirchspiels Embrach. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts verstärkte die Stadt Zürich aufgrund nachlässiger Geschäftsführung durch den Propst Johannes von Cham ihre Kontrolle der Stiftsökonomie. Unter den in dieser Zeit gut fassbaren grundherrlichen Besitz- und Herrschaftsrechten sind die vier Niedergerichte Embrach, Berg am Irchel, Breite und Hegi hervorzuheben. Das Hochgericht stand der Herrschaft Kyburg zu. 1524 wurde das Stift auf Antrag des letzten Propstes, Heinrich Brennwald, im Zuge der zürcherischen Reformation als erste geistliche Institution aufgehoben. Städtische Ammänner nahmen danach bis 1798 die Verwaltung des Klosteramts Embrach wahr.
Neben dem Stift sind von ca. 1190 bis ca. 1320 die Bochsler, im 14. Jahrhundert die von Heidegg als lokale weltliche Herren zu nennen. Für das Dorf Embrach sind im 15. Jahrhundert Ackerbau im Dreizelgensystem und Graswirtschaft, im 16. Jahrhundert gemäss der Offnung von 1551 auch Weinbau und Holznutzung belegt. Der Mühlengürtel am Wildbach (Ober-, Illinger-, Haumühle) unterstreicht die Bedeutung des Getreidebaus. Ab 1452 war Embrach Verwaltungszentrum des «Embracher Teils der Grafschaft Kyburg». Die Kirche von 1446 stürzte 1778 als Folge lokaler Erdbeben ein; die heutige, frühklassizistische Querovalkirche wurde an anderer Stelle 1779-1780 von David Vogel gebaut. Die Wirren des Zweiten Koalitionskriegs im Mai 1799 blieben ohne Schadenfolgen. 1802 geriet ein Truppenverband unter Hauptmann Schaufelberger bei Embrach in einen Hinterhalt helvetischer Husaren. Im Verlauf einer Schiesserei wurden Amtshaus und Pfarrhaus geplündert. Oberembrach wurde 1809 als selbstständige politische Gemeinde von Embrach abgetrennt (kirchlich bis heute mit Embrach verbunden). Während der Restaurationszeit war Embrach Sitz des gleichnamigen Oberamts. 1831 wurde Bülach neuer Bezirkshauptort, das Alte Amtshaus als Verwaltungszentrum aufgehoben.
Nach dem Anschluss an die Bahnlinie Winterthur-Koblenz (1876) entwickelte sich das ursprüngliche Haufendorf zu einem der längsten Strassendörfer des Kantons. Aus Manufakturen entstanden unter anderem 1871 die Seidenzwirnerei Zinggeler (1990 abgebrochen) und 1899 die Thonwaarenfabrik Embrach AG (1974 stillgelegt) als erste Industriebetriebe des Tals. Die soziale Struktur des ehemals bäuerlichen Dorfes veränderte sich. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm die Wohn- und Industriebautätigkeit enorm zu und mit ihr die Einwohnerzahl. 1963-1965 erfolgte eine Gesamtmelioration im Embrachertal. In der jüngsten Vergangenheit wurde Embrach wegen seiner geografisch günstigen Lage zu Winterthur, Bülach, Zürich und insbesondere zum Flughafen Kloten teilweise zur Schlafgemeinde. Östlich des Dorfkerns entstanden im ehemaligen Rebgelände Einfamilienhäuser, im Norden mehrheitlich Wohnblöcke. 1973 wurde das Zollfreilager Embraport teileröffnet (Vollbetrieb 1976). Seit 1974 ist Embrach Standort der dritten kantonalen Psychiatrischen Klinik Hard.