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Hüntwangen

Dorfansicht, 1967 (Kantonale Denkmalpflege Zürich).
Dorfansicht, 1967 (Kantonale Denkmalpflege Zürich). […]

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Bülach. Das Dorf Hüntwangen liegt am westlichen Rand des Rafzerfeldes. 1254 Hiuntwangin. 1640 175 Einwohner; 1722 456; 1836 588; 1850 639; 1900 538; 1920 516; 1950 523; 2000 782.

Im Früh- und Hochmittelalter gehörte Hüntwangen zur Landgrafschaft Klettgau; im Hochmittelalter waren die Freiherren von Tengen hier begütert. Vogtei und Niedergerichte besass ab dem 12. Jahrhundert das Bistum Konstanz, das sie an niedrige Adelige verlieh. 1478 wurden sie von Freiherr Bernhard Gradner erworben. Als Teil der Herrschaft Eglisau gelangte Hüntwangen 1496 an die Stadt Zürich und gehörte bis 1798 zur Landvogtei Eglisau. Die hohe Gerichtsbarkeit besassen im 14. Jahrhundert die Grafen von Habsburg-Laufenburg, ab 1408 die Grafen von Sulz, die sie 1651 der Stadt Zürich verkauften. Kirchlich unterstand Hüntwangen der Pfarrei Wil und trat mit dieser um 1525 zum reformierten Glauben über. In der frühen Neuzeit kam es zur Ausbildung einer Dorfgenossenschaft (Einzugsbrief 1587). 1798 wurde Hüntwangen als selbstständige Gemeinde dem Distrikt Bülach, 1803 dem Bezirk Bülach, 1814 dem Oberamt Embrach und 1831 erneut dem Bezirk Bülach zugeteilt. Vor 1798 bestand wenig ländliches Handwerk; es dominierte durch Rebkulturen ergänzter Ackerbau. Im 17. bis 19. Jahrhundert war die heimindustrielle Strohflechterei verbreitet. Als einziger industrieller Betrieb existierte 1890-1956 die Stroh- und Filzhutfabrik Ritz. Die 1836-1839 gebaute Strasse Eglisau-Bühl (Baden), die bei Hüntwangen die alte Landstrasse Schaffhausen-Baden kreuzte, sowie der 1897 erfolgte Anschluss an die Nordostbahnlinie Eglisau-Schaffhausen bewirkten keine Industrialisierung der Agrargemeinde (1920 61% der Erwerbstätigen im 1. Sektor tätig). Die Güterzersplitterung führte 1929-1933 zu einer ersten Güterzusammenlegung. Im Südteil der Gemeinde wird seit 1960 Kies abgebaut, wodurch sich die Topografie veränderte (Talbildung). Nach 1960 führten Renovationen von Bauernhäusern und der Bau von Einfamilienhäusern zu bescheidenem Wachstum und vermehrtem Wegpendeln.

Quellen und Literatur

  • H. Hofer, Wirtschafts- und Siedlungsgeographie des Rafzerfeldes und seiner angrenzenden Gebiete, 1941
  • H. Kläui, «Das Rafzerfeld», in Zürcher Chronik, 1964, 62-70
  • T. Neukom, «Hoche grichte und übrige herrligkeit: das Rafzerfeld zwischen Zürich und der Landgrafschaft Klettgau», in ZTb, 2002
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Hüntwangen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.01.2018. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000049/2018-01-24/, konsultiert am 29.03.2024.