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Steinmaur

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Dielsdorf, am Eingang zu Wehn- und Bachsertal nordöstlich der Lägern gelegen, bestehend aus Ober- und Niedersteinmaur sowie Sünikon (897 Zurrinchova, um 1150 Sunninchova). 831 Steininmuro. 1634 531 Einwohner; 1675 715; 1799 616; 1850 925; 1900 840; 1941 760; 1950 836; 1970 1497; 2000 2742.

Ab 1846 wurden auf der Egg etwa 30 Grabhügel mit stein- und bronzezeitlichen Gegenständen entdeckt. Überreste römischer Bauten dürften aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n.Chr. stammen. Zwei Burgen dienten im 13. und 14. Jahrhundert in Steinmaur (Standort unbekannt) und Sünikon (heute Ruine) Ministerialengeschlechtern der Freiherren von Regensberg als Sitz. Anfang des 14. Jahrhunderts in den Besitz des Hauses Österreich-Habsburg gelangt, ging Steinmaur 1409 zusammen mit dem Wehntal an die Stadt Zürich über. Zürcher Bürger erscheinen im 14. und 15. Jahrhundert auch wiederholt als Grundbesitzer in Steinmaur. Wichtigster geistlicher Grundbesitzer war das Kloster St. Gallen.

1175 wird erstmals ein in Steinmaur amtierender Priester urkundlich erwähnt, 1275 eine Kirche. Diese verfügte 1370 über die Filialen Bachs, Neerach, Stadel und Windlach, obwohl sie damals noch von der Mutterkirche in Dielsdorf abhing. Formell löste sich die Kirche Steinmaur erst 1435 von Dielsdorf. In den 1520er Jahren führte Zürich die Reformation in Steinmaur ein. Die Kirche aus dem 14. oder 15. Jahrhundert wurde 1952 einer Gesamtrenovation unterzogen. Die 1501 in der Nähe des Pflasterbachs erbaute Pilgerkapelle zu Ehren der Jungfrau Maria wurde bereits 1540 wieder abgebrochen.

Lägernsteinbruch. Illustration aus der Firmenbroschüre Zum 50jährigen Bestand der Lägernsteinbruch A.-G. Regensberg, 1873-1923 (Zentralbibliothek Zürich).
Lägernsteinbruch. Illustration aus der Firmenbroschüre Zum 50jährigen Bestand der Lägernsteinbruch A.-G. Regensberg, 1873-1923 (Zentralbibliothek Zürich). […]

Die Industrialisierung änderte an der bäuerlichen Prägung der drei Ortsteile von Steinmaur nur wenig. 1891 wurde die Eisenbahnlinie von Dielsdorf bis Niederweningen verlängert und damit auch Steinmaur erschlossen. Ältester gewerblicher Betrieb war die 1806 eröffnete Mühle in Niedersteinmaur, die nach einer umfassenden Modernisierung und Automatisierung von 1932-1954 erst 1986 stillgelegt wurde. Das zweite grössere Unternehmen war der Lägernsteinbruch, der 1873 als AG gegründet wurde und noch 2011 in Betrieb war. Die hier gewonnenen Kalksteine wurden für viele bedeutende Bauten in der Umgebung verwendet (z.B. Landesmuseum in Zürich, Technikum in Winterthur). Gelegen in einem Naturschutzgebiet, stellt der Steinbruch seit den 1970er Jahren auch eine Begegnungsstätte für Künstler dar, die einen Teil des Areals als Werkplatz nutzen. Die drei Zivilgemeinden Ober- und Niedersteinmaur sowie Sünikon wurden 1935 durch Regierungsratsbeschluss aufgehoben.

Quellen und Literatur

  • H. Hedinger, Gemeindechronik Steinmaur, 1992
  • M. Brühlmeier, Steinmaur im 20. Jh., 2004
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Christian Baertschi: "Steinmaur", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000081/2012-11-13/, konsultiert am 19.03.2024.