Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Hinwil. Die Siedlung beim Zusammenfluss von Jona und Schwarz, mit den Weilern Weid, Moos, Weier und Fägswil, bildete sich um das gleichnamige Kloster Rüti am Flussübergang des Pilgerwegs aus dem süddeutschen Raum durch den Thurgau nach Einsiedeln. Der Flurname Chlaus für eine Anhöhe südlich des Klosters erinnert an den Standort einer mittelalterlichen St.-Niklaus-Kapelle. Zwischen 950 und 954 Riutin. 1634 139 Einwohner (ohne Fägswil); 1764 701; 1850 1292; 1900 4796; 1950 6647; 1970 9546; 2000 10'804.
Die Gegend wurde vermutlich im 8. und 9. Jahrhundert besiedelt: 807 wird Fägswil in einer St. Galler Urkunde genannt. Ins Licht der Geschichte tritt Rüti mit der Gründung des Klosters durch die Freiherren von Regensberg zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Um das Kloster und dessen Wirtschaftsbetriebe entwickelte sich ein kleinbäuerliches Dorf, dessen Bewohner nebst Viehwirtschaft und Ackerbau auch landwirtschaftliche Lohnarbeit (z.B. in den Rebgebieten am Zürichsee) und Nebengewerbe (Textilverarbeitung) betrieben. Als Teil der Landvogtei Grüningen kam Rüti 1408 unter Zürcher Obrigkeit. Auf dem Batzberg ob Fägswil erbaute ein Zweig der Meyer von Dürnten, Ministerialen der Grafen von Toggenburg und des Klosters Einsiedeln, eine Burg; er verschwindet aber schon Mitte des 14. Jahrhunderts aus den Quellen. Ferrach war noch im 15. Jahrhundert als Teil des Kirchspiels Busskirch nach Pfäfers zehntpflichtig. Fägswil blieb bis 1710 nach Dürnten kirchgenössig und ist erst dann Rüti zugeteilt worden.
Nach der Aufhebung des Klosters im Zug der Reformation ging das Klostergut an die Stadt Zürich, die es im Amt Rüti zusammengefasst durch einen Amtmann verwalten liess. Das Amtshaus fiel 1706 einem Grossbrand zum Opfer und machte 1710 einem Neubau Platz, der 1980-1984 stilgerecht restauriert wurde. Das baufällige Langhaus der ehemaligen Klosterkirche, seit der Reformation evangelische Pfarrkirche, wurde abgebrochen und 1771-1773 ebenfalls neu gebaut. Rüti verfügte etwa ab Mitte des 16. Jahrhunderts über eine eigene Schule im Pfarrhaus und war ein Quartier in der zürcherischen Militärorganisation. Als Grenzwehr entstanden im Vorfeld der Villmergerkriege im 17. Jahrhundert Befestigungen, unter anderem ein Bollwerk (heute noch «Schanz») ob dem Amtshaus. Der erste katholische Gottesdienst im Zürcher Oberland nach der Reformation wurde 1866 im Pilgersteg gefeiert; seit 1879 steht in Tann (Gemeinde Dürnten) die katholische Pfarrkirche der 1963-1964 geschaffenen katholischen Pfarrei Rüti (1850 4%, 1990 39% katholisch).
Erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert nahm das Dorf einen wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung, der sich mit ein paar Gründungsjahren belegen lässt: 1816 erste Baumwollspinnerei Honegger im Wydacher; 1847 Webereimaschinenfabrik Caspar Honegger in der Joweid, später Maschinenfabrik Rüti AG mit weltweiten Beziehungen, heute Sulzer AG Rüti; 1873 Nagelfabrik Hess Pilgersteg; 1886 Federnfabrik Baumann & Cie.; 1895 Zentralheizungen Johann Müller AG, 1904 Bettenfabrik Embru. Seit den 1970er Jahren besteht das regionale Einkaufszentrum Bandwies. Die Bevölkerungszahl überstieg 1971/1972 erstmals die Grenze von 10'000 Einwohnern, sank aber in den nächsten Jahren infolge der Rezession wieder um ca. 900.
1833 erreichte der Ausbau des kantonalen Strassennetzes auch Rüti 1859 erhielt das Dorf eine Station an der Bahnlinie Zürich-Uster-Rapperswil (Glatttallinie, 1932 elektrifiziert; 1990 S-Bahn), 1876 folgte die Strecke nach Wald (1944 elektrifiziert). Die Gemeindewerke begannen ihre Tätigkeit 1897, die Post 1911, die Verkehrsbetriebe Zürcher Oberland 1946 und der Ortsbus 1988. Die Gemeinde hat zwei Anschlüsse an die Zürcher Oberländer Autobahn.
Die Zunahme der Bevölkerung förderte den Ausbau des Volksschulwesens: 1822 Schulhaus in Fägswil, 1837 im Dorf, 1865 Sekundarschule, 1870 Gewerbeschule (seit 1966 regionale Berufsschule), 1875 Kindergarten, 1893 Reorganisation der Schulgemeinde. Das 1885 eröffnete Krankenhaus, später Kreisspital, wurde 2000 geschlossen. An seiner Stelle entstand ein Rekrutierungszentrum für Armee und Zivilschutz. Eine 1966 gegründete soziale Wohnbaugenossenschaft verwaltete zu Beginn des 21. Jahrhunderts über 250 Wohnungen. Auf kultureller Ebene entstanden, neben ca. 90 Vereinen aller Art, ein Ortsmuseum («Gemeindechronik»), eine Antiquarische Gesellschaft und eine Lesegesellschaft mit Gemeindebibliothek.