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Oberrieden

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Horgen. Linksufrige Zürichseegemeinde, deren Gebiet sich vom See bis an die Sihl erstreckt. 1133-1167 Obrendrieden. 1634 246 Einwohner; 1750 690; 1850 832; 1900 1224; 1950 1987; 2000 4583.

Die ältesten Siedlungsspuren im Scheller, an der Mündung des Grenzbaches zu Horgen, stammen aus der Horgener Kultur: Silexwerkzeuge, Keramikscherben, auf 3051-3037 v.Chr. datierte Holzreste. Auf weitere Funde aus der Jungsteinzeit stiess man beim Strandbad. Wahrscheinlich wurde das Gebiet 853 von Ludwig dem Deutschen dem neu gegründeten Fraumünster in Zürich geschenkt. Als Teil der habsburgischen Herrschaft Horgen-Maschwanden gelangte Oberrieden 1406 durch Kauf von den letzten Pfandinhabern, den Herren von Hallwyl, an die Stadt Zürich; bis 1798 gehörte es zur Obervogtei Horgen. Vom 16. Jahrhundert an verwaltete Oberrieden als vierte Wacht von Horgen seine Allmend sowie Wachtgut und -holz selbst. Drei Geschworene vertraten die Wacht gegenüber der Zürcher Obrigkeit. Mit wachsender Bevölkerung löste sich Oberrieden von Horgen: 1620 eigene Schule, 1761 eigene Kirche (Baumeister Hans Ulrich Grubenmann). 1773 erhielt Oberrieden vom Zürcher Rat einen Gemeinde- und Einzugsbrief.

Ende 18. Jahrhundert bestand Oberrieden aus zerstreut verteilten Weilern, dazwischen lagen vom See bis zur obersten Hangterrasse Reben. Haupterwerbszweige waren Landwirtschaft (v.a. Wein- und Obstbau) und Seidenweberei (Heimindustrie), in vielen Haushaltungen nebeneinander betrieben. 1850 waren 35% der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft, 60% im 2. Sektor beschäftigt. Aussergewöhnlich gross war die Waldfläche, die noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts zwei Fünftel des Bodens bedeckte. Mehr als die Hälfte davon gehört der Landforstkorporation Oberrieden. Diesen Teil des alten Fraumünsteramtsforstes hatte die Stadt 1835 den Landleuten abgetreten. Trotz der Lage an zwei Bahnlinien bestand in Oberrieden im frühen 20. Jahrhundert noch wenig Industrie (Seide, Betonbalken, Biskuits). Eine Rarität war 1923-1935 die erste schweizerische Flugzeugfabrik von Alfred Comte. Deren Gebäude wurden nachher von der Universal AG benützt, die bis 1962 Motorräder herstellte. Anfang 21. Jahrhundert sind die Reben und Fabriken grösstenteils verschwunden, Oberrieden ist zum Vorort Zürichs geworden. Zwei Drittel der Berufstätigen arbeiten auswärts, vor allem in Zürich.

Quellen und Literatur

  • W.R. Bernhard, Unser Oberrieden, 1981
  • 150 Jahre Landforstkorporation Oberrieden, 1985
  • 100 Jahre Sekundarschule Oberrieden, 1988
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Walter R. Bernhard: "Oberrieden", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000100/2010-09-14/, konsultiert am 19.03.2024.