de fr it

StäfaGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Meilen, am rechten Zürichseeufer gelegen, die neben dem gleichnamigen Dorfkern die Ortsteile Ötikon, Oberhusen, Uelikon, Redlikon, Kehlhof und Uerikon umfasst. 972 Steveia. Ötikon 809 als Otinchova, Uerikon 965 als Urinchova erstmals erwähnt. 1799 3376 Einwohner; 1850 3705; 1900 4228; 1950 5294; 1970 9937; 2000 11'567.

Grundrissplan der Gemeinde und der Vogtei eines unbekannten Monogrammisten, der mit IHD zeichnete, 1783 (Zentralbibliothek Zürich, Abteilung Karten und Panoramen).
Grundrissplan der Gemeinde und der Vogtei eines unbekannten Monogrammisten, der mit IHD zeichnete, 1783 (Zentralbibliothek Zürich, Abteilung Karten und Panoramen). […]

Eine neolithische Ufersiedlung kam beim Dampfschiffsteg Uerikon zum Vorschein; ausserdem wurden ein latènezeitliches Mädchengrab in Ober-Redlikon, keltische Goldmünzen sowie römische Gold- und Silbermünzen gefunden. 965 schenkte Kaiser Otto I. dem Kloster Einsiedeln vormals säckingische Güter in Uerikon, zusammen mit der Ufenau und Pfäffikon sowie der Kirche Meilen; 972 bestätigte Mitkaiser Otto II. Einsiedeln diesen Besitz, darunter auch solchen in Stäfa. Die Hofleute von Stäfa, Gotteshausleute von Einsiedeln, treten ab dem 14. Jahrhundert als rechtlich einheitliche Bevölkerungsgruppe auf. Daneben gab es auch freie Bauern. Die Eigenleute innerhalb der Grundherrschaft unterstanden dem Meier oder Ammann. Er wohnte im Kelnhof, wo er auch das grundherrliche Mai- und Herbstgericht hielt. Rechte und Pflichten der Gotteshausleute wurden 1330 und 1331 neben den Bestimmungen über die Gerichtsbarkeit schriftlich fixiert. Von ca. 1400 bis 1548 versahen Angehörige der Zürcher Familie Wirz das Ammannamt. Sie wohnten in Uerikon, wo sie vermutlich am Standort der mittelalterlichen Burg der Ritter von Uerikon neben einer älteren Kapelle 1492 den Burgstall und 1531-1535 das Ritterhaus bauen liessen, die beide noch bestehen. Die Holzgenossen der drei Siedlungen Ötikon, Oberhausen und Uelikon schlossen sich 1477 zu einem Nutzungsverband zusammen, der sich 1509 «gmeind der dry dörfferen zue Stäfan» nannte. 1548 tritt zu deren Bezeichnung der Name Niedere Wacht auf (später auch Untere Wacht). Der Gemeinde gehörte bis zur Reformation die dann abgebrochene Kapelle mit Bad in der Wanne. In der Oberwacht oder Wacht Stäfa bildete dagegen das Weiderecht die Grundlage der Genosssame, die 1529, 1600 und 1625 von Zürich die ersten Einzugsbriefe erhielt. Die beiden Wachten, als eine Gemeinde betrachtet, bildeten die Kirchgemeinde Stäfa. Die Reaktion der Obrigkeit auf das 1794 in der Lesegesellschaft Stäfa verfasste Memorial löste den sogenannten Stäfnerhandel aus, der zu einer militärischen Besetzung der Gemeinde führte. Am 19. November 1830 beschlossen in Stäfa über 100 Bürger aus dem ganzen Kanton die Einberufung der unter dem Namen Ustertag bekannt gewordene Volksversammlung, die den Auftakt zur Zürcher Regeneration bildete.

Die der heiligen Verena geweihte Kirche dürfte zwischen 930 und 958 durch Lösung aus dem damals noch säckingischen Verband der Ufenau entstanden sein. Die Pfarrei umfasste nur das Gebiet von dem Dorf Stäfa, Kehlhof, Ötikon, Oberhausen und Uelikon. Uerikon war bis 1530 auf die Ufenau kirchgenössig. Mit anderen Besitzungen ging die Kirche ans Kloster Einsiedeln über, das bis 1824 die Kollatur ausübte. Dann kam diese durch Vertrag an die Zürcher Regierung, nachdem die Gemeinde schon 1816 den Zehnten von Einsiedeln losgekauft hatte. Die 1689 erneuerte Kirche wurde 1788 verlängert und erhielt 1835-1837 einen neuen Turm. Die Weihe der katholischen Kirche St. Verena erfolgte 1948, die Errichtung der Pfarrei 1949.

1636 wurde in Ötikon ein Wochenmarkt eingeführt und an der Haabe ein Kornhaus gebaut (1868 abgebrochen). Mittelpunkt des Ackerbaus war der Einsiedler Hof Redlikon. Bedeutender war der Weinbau, der seit dem 18. Jahrhundert stark ausgeweitet wurde; noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts war Stäfa die Zürcher Gemeinde mit der grössten Rebfläche. Neben den landwirtschaftlichen Betrieben, deren Zahl zurückgegangen war, zählte die Gemeinde einige gewerbliche und industrielle Unternehmen (Hörsysteme Phonak AG, Apparatebau). 1835 erhielt Stäfa Anschluss an die Dampfschifffahrtslinie, 1894 an die Eisenbahn (Strecke Zürich-Rapperswil). 1891 wurde das Telefon, 1894 die Strassenbeleuchtung, 1897 die Elektrizitäts- und 1907 die Gasversorgung eingerichtet. Ältester Betrieb ist die Zürichsee Medien AG, welche bis 2010 die 1845 gegründete «Zürichsee-Zeitung» herausgab.

Quellen und Literatur

  • P. Kläui, H. Frey, Stäfa, 2 Bde., 1968-69
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Peter Ziegler: "Stäfa (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.01.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000113/2013-01-10/, konsultiert am 29.03.2024.