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Uetikon am See

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Meilen. Die Gemeinde am oberen rechten Zürichseeufer umfasst die alten Siedlungen Kleindorf, Grossdorf, Langenbaum, Oberstmatt, Grüt, Rundirain und Weid. Um 1150 Uotinchova, bis 1977 Uetikon. 1634 382 Einwohner; 1850 1121; 1900 1365; 1950 2521; 1990 4026; 2000 5210.

Neolithische und spätbronzezeitliche Ufersiedlungen beim Landesteg neben der chemischen Fabrik. Die Gerichtsbarkeit übten bis 1287 die Freiherren von Wädenswil, 1287-1549 die Johanniterkomturei Wädenswil und 1550-1798 der zürcherische Landvogt zu Wädenswil aus. Das Wädenswiler Hofrecht von 1409 galt auch für Uetikon. Wichtigster Grundbesitzer im Mittelalter war das Grossmünster Zürich. Bis 1682 gehörte Uetikon kirchlich als fünfte Wacht zu Meilen. Die 1429 auf der Rütihalde (heute Kirchbüel) erbaute Kapelle wurde nach der Abtrennung von Meilen und der Bildung der Kirchgemeinde Uetikon 1682 zur Pfarrkirche erweitert. Die Kollatur lag bis 1760 bei der Zürcher Familie Lochmann (Besitzer des 1661 in Uetikon erbauten Landguts Langenbaum), dann beim Zürcher Kleinen Rat. Die Zehntrechte blieben bis zum Loskauf 1821 beim Kloster Einsiedeln. Eine eigene Schule ist 1650 bezeugt. Eine katholische Kapelle besteht seit 1967, die Kirche des Franziskus-Zentrums seit 2008. Der Rebbau bildete ab dem Spätmittelalter eine wichtige wirtschaftliche Grundlage der bis ins 20. Jahrhundert bäuerlichen Gemeinde, in der dörfliches Handwerk und Gewerbe, Fischerei und Schiffahrt, Ackerbau und Viehwirtschaft betrieben wurde. 1879 entstand die Sennereigenossenschaft Kleindorf, 1899 die Käserei im Grossdorf. Die Rebfläche verringerte sich zwischen 1886 und 1974 von 81 auf 3 ha. Der 1899 gegründete Konsumverein fusionierte 1969 mit Coop Zürichsee/Oberland. Die 1818 von den Gebrüdern Schnorf gegründete Chemische Fabrik Uetikon ist das älteste noch betriebene Chemieunternehmen der Schweiz. 1924-2002 produzierte die Ernst Wirz AG im Kleindorf Lastwagen-Spezialaufbauten. Die Station an der rechtsufrigen Zürichseelinie (1894), Wasserversorgung (1898), Badanstalt (1899), elektrische Strassenbeleuchtung (1903) und Gasversorgung (1907) sowie die eigene Sekundarschule (Abtrennung von Männedorf 1908) und Gemeindebibliothek (1919) dokumentieren den Ausbau der dörflichen Infrastruktur. Wichtige soziale Einrichtungen sind das Pflegezentrum Haus Wäckerling (bis 2007 kantonale Krankenheim der Wäckerlingstiftung von 1902) und die Stiftung Wohlfahrtshaus der Brüder Schnorf (1920).

Quellen und Literatur

  • P. Ziegler, Uetikon am See, 1983
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Peter Ziegler: "Uetikon am See", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.05.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000114/2017-05-22/, konsultiert am 09.10.2024.