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KyburgDorf

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Pfäffikon, seit 2016 Teil der Gemeinde Illnau-Effretikon. Kyburg umfasste das auf einem Molassesporn über der Töss gelegene gleichnamige Dorf mit dem Schloss, die Weiler Ettenhausen, Billikon (teilweise) und Brünggen sowie die Fabriksiedlung Mühlau an der Töss. 1027 Chuigeburch. 1634 148 Einwohner; 1771 296; 1850 374; 1900 358; 1950 386; 2000 396.

Die Schenkung von Gütern in Brünggen an das Kloster St. Gallen 745 lässt eine alemannische Siedlung vermuten. Im Hoch- und Spätmittelalter war Brünggen die Dingstätte der Kyburger Freien (Offnung 1433). Die 1027 erstmals erwähnte Feste war ursprünglich eine Fluchtburg ohne dazugehörende Siedlung. Nach der Niederlassung eines adligen Geschlechts entstand ein durch zwei Gräben geschützter Burgus (1261/1264 erwähnt), der wahrscheinlich noch von den kyburgischen, sicher von den habsburgischen Grafen eine städtische Organisationsform erhielt (1337 Steuerbefreiung, Beschränkung der Wehrpflicht, eigenes Niedergericht; 1370 Marktrecht). 1424 bzw. 1452 gelangte Kyburg hoch- und niedergerichtlich an Zürich. Das Schloss wurde Sitz der grössten zürcherischen Landvogtei; der Burgflecken konnte gewisse Vorrechte wie das Niedergericht und das Marktrecht bewahren. Nach grossen Zerstörungen im Alten Zürichkrieg entstand ein offenes Dorf mit bäuerlichem Charakter. Die schon im 15. Jahrhundert belegte Taverne profitierte vom Verkehr des Verwaltungsmittelpunktes (Steg über die Töss 1558/1559 bezeugt, 1845-1846 gedeckte Sprengwerkbrücke); 1671-1831 war die Landschreiberei (Fachwerkbau, im Wesentlichen 1788-1793), bis 1867 das Notariat in Kyburg ansässig. Die 1370 erwähnte Katharinenkapelle in der Burgsiedlung war eine Filiale Illnaus. Nachdem im 15. Jahrhundert und 1515 mit Pfrundstiftung, Taufrecht und regelmässigen Gottesdiensten eine Verselbstständigung angebahnt worden war, bildete Kyburg mit Brünggen, Ettenhausen und einem Teil von Billikon ab der Reformationszeit eine eigene Kirchgemeinde. Während der Zehnte beim Schaffhauser Kloster Allerheiligen (bzw. wegen der Klosteraufhebung beim Stand Schaffhausen) blieb, übernahm Zürich die Kollatur. 1798 verlor Kyburg alle Privilegien; im Gebiet der Kirchgemeinde wurde eine politische Gemeinde gebildet, die dem Distrikt Fehraltorf bzw. 1803 dem Bezirk Uster zugeteilt wurde. In der Restauration war Kyburg Sitz des gleichnamigen Oberamts; 1831 verlor es diese Funktion an den neuen Bezirkshauptort Pfäffikon. Das nun bedeutungslose und abgelegene Dorf bewahrte im 19. und 20. Jahrhundert seinen bäuerlichen Charakter; nur am Rand des Gemeindegebiets, im Wiesental und in der Mühlau, entstanden 1860-1861 Spinnereien, die für Arbeitsplätze im industriellen Sektor sorgten. Der auf Winterthurer Gebiet gelegene Bahnhof Sennhof-Kyburg an der Tösstalbahn wurde 1875 eröffnet, der Postkutschenkurs Effretikon-Kyburg 1905. Anfang der 1990er Jahre setzte in Billikon, 2005-2006 in Ettenhausen eine bescheidene Bautätigkeit ein. 2000 stellte der 1. Sektor noch gut einen Fünftel der Arbeitsplätze in Kyburg.

Quellen und Literatur

  • M. Sommer, Die Landvogtei Kyburg im 18. Jh., 2 Tl., 1944-48
  • Kdm ZH 3, 1978, 141-200
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Kyburg (Dorf)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.11.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000120/2016-11-24/, konsultiert am 27.03.2024.