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Weisslingen

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Pfäffikon, welche die zwischen Töss- und Kempttal gelegenen Dörfer Weisslingen, Theilingen, Lendikon, Neschwil und Dettenried umfasst. Zwischen 743 und 747 Hwisinwan. 1467 ca. 135 Einwohner; 1634 433; 1758 1185; 1850 1528; 1900 1216; 1950 1419; 1980 1902; 2000 2827.

Hallstatt- und latènezeitliche Grabfunde, Reste einer römischen Villa und ein frühmittelalterliches Gräberfeld in Weisslingen belegen eine frühe Siedlungskontinuität. Im 8. und 9. Jahrhundert verfügte das Kloster St. Gallen über Grundrechte in Weisslingen, unter anderem ab 764 über die erste bekannte Mühle im Kanton Zürich. 1044-1216 sind Freiherren von Weisslingen bezeugt, nach 1250 sassen kyburgische bzw. habsburgische Ministerialen auf der Burg im Dorf. Hoch- und Niedergericht kamen 1424 bzw. 1452 mit der Grafschaft Kyburg an Zürich, das Weisslingen bis 1798 in der Landvogtei Kyburg verwaltete. Die 1188 bezeugte Kirche in Weisslingen war vermutlich eine Stiftung des lokalen Adels. Den Kirchensatz besassen 1379-1507 die Freiherren von Hinwil, ab 1519 die Breitenlandenberger sowie ab 1838 der Kanton Zürich. Die 1370 erwähnte Filialkapelle in Theilingen wurde nach der Reformation säkularisiert. 1798 wurde im Pfarreigebiet die politische Gemeinde Weisslingen gebildet und dem Distrikt Fehraltorf zugeteilt; in der Mediation zählte sie zum Bezirk Uster, in der Restauration zum Oberamt Kyburg. Die Zivilgemeinden Weisslingen, Theilingen, Lendikon und Dettenried-Schwendi wurden 1931 aufgelöst, im Gegensatz zu derjenigen von Neschwil, die dank des Rückkaufs der Gemeindewälder 1842 besser situiert war und bis 2008 bestand. Ab 1642 ist die Wollen- und Seidenverarbeitung für Zürcher Verleger belegt; 1787 beschäftigte die Baumwollheimindustrie 50% der Bevölkerung. 1811, 1827 und 1859 wurden Spinnereibetriebe in Weisslingen gegründet. Der Bau der Strasse vom Töss- ins Kempttal 1838-1875 förderte die Ansiedlung von Gewerbe im Hauptort, während sich die Aussenwachten entvölkerten. Bedeutendste Arbeitgeberin war die 1866 gegründete Weberei Moos, die zeitweise bis zu 450 Personen beschäftigte. 1930 waren 63% der in der Gemeinde wohnhaften Erwerbstätigen im 2. Sektor tätig. Mit dem Bau von Einfamilienhäusern in Weisslingen und bei Lendikon in den 1970er Jahren und vermehrt nach 1985 wandelte sich der Ort zu einer Wegpendlergemeinde.

Quellen und Literatur

  • H. Brüngger, Gesch. der Gem. Weisslingen von der Urzeit bis zur Gegenwart, 1949
  • Weisslingen, hg. von B. Schneider, 1993
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Weisslingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.01.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000125/2013-01-08/, konsultiert am 15.12.2024.