Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Uster. Historisches Städtchen (1260 Grifense) am nordöstlichen Ufer des gleichnamigen Sees, durch Grüngürtel getrennt von alten Bauernhöfen und neuen Wohnsiedlungen. Zu Greifensee gehört der Weiler Wildsberg. 1634 133 Einwohner; 1799 278; 1836 406; 1850 396; 1900 289; 1950 279; 1960 421; 1970 2674; 1980 5423; 2000 5242.
Neolithische Ufersiedlungen beim Storen und bei Furen wurden 1876 bzw. 1893 entdeckt. Neuere Sondierungen im Storen (1979-1980) erbrachten vier Pfyner und zwei Horgener Schichten nebst schnurkeramischen Ablagerungen. Seit 1984 wird in Böschen eine spätbronzezeitliche Ufersiedlung freigelegt, die 1047/1046 v.Chr. errichtet und nach einem Brand 20-30 Jahre später verlassen wurde. Bisher sind 21 nicht in üblicher Pfosten-, sondern in Blockbauweise erstellte Hausfundamente freigelegt worden. An Fundmaterial wurden vor allem Keramik, Gebrauchsgegenstände und Schmuck aus Bronze sowie Geräte für Ackerbau und Fischfang, Pflanzen-, Textil- und spärliche Knochenreste von Haustieren gehoben. Im 12. Jahrhundert erfolgte der Bau eines Wehrturms durch die Grafen von Rapperswil. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts folgte der Ausbau zum befestigten Städtchen durch die Landenberger. Die von ihnen gestiftete Galluskapelle, einzige gotische Kirche Europas mit dreieckigem Grundriss, bildete die Ostecke der Stadtmauer; sie steht seit 1910 unter eidgenössischem Schutz. Das 1444 von den Eidgenossen zerstörte Schloss wurde erst 1520 durch Zürich wieder aufgebaut. An Stelle des hölzernen Walmdaches trat ein Satteldach mit Treppengiebeln. 1402-1798 Sitz des zürcherischen Landvogtes der Herrschaft Greifensee, 1814-1830 des Oberamtes, ging das Schloss danach in Privatbesitz und wurde 1935 vom Kanton zurückgekauft. Anlässlich der Renovation von 1948-1953 wurde der Vorbau mit dem neugotischen Portal aus dem 19. Jahrhundert beseitigt.
Kirchlich gehörte Greifensee vor der Reformation zum Kirchspiel Uster. Mit dem Übertritt zur Reformation 1523 bildete sich eine eigene Kirchgemeinde. Die Kollatur lag bis 1831 beim Kleinen Rat von Zürich. 1931 verschmolz die Kirchgemeinde mit der reformierten Kirchgemeinde Uster, seit 1974 ist sie wieder selbstständig. Seit 1974 besteht in Greifensee auch eine katholische Pfarrei, die zur katholischen Kirchgemeinde Uster gehört (2005 44% reformiert, 30% katholisch). Unter zürcherischer Herrschaft stand der Gemeinde ein Untervogt vor. An der Gemeindeversammlung hatte aus jeder Haushaltung eine männliche Person (Mindestalter 17 Jahre) teilzunehmen. In der Restauration ernannte der Zürcher Kleine Rat aus den von der Gemeindeversammlung eingereichten Vorschlägen den Präsidenten (Gemeindeammann) und die Mitglieder des Gemeinderates. 1831 erhielt die Gemeindeversammlung das direkte Wahlrecht und spätestens seit 1892 werden die fünf (seit 1973 sieben) Mitglieder durch die Urne gewählt.
Einzelne Höfe und eine Mühle standen schon im Spätmittelalter ausserhalb der Stadtmauern. Die Inhaber der Seefischenzen mussten zweimal täglich ihre Fische auf den Zürcher Markt bringen. Da Greifensee keine Offnung besass, erliess der Zürcher Kleine Rat 1669 und 1734 Vorschriften über die Flurnutzung im Rahmen der Zelgenwirtschaft. Salomon Landolt führte als Landvogt von Greifensee (1781-1786) die Stallfütterung, den Kartoffel- und Kleeanbau ein. Mit dem Aufkommen der Textilindustrie entstanden in Greifensee eine kleine Stickerei und eine Färberei (1854). Kleinbauern fanden Nebenverdienst als Handwerker oder als Fabrikarbeiter in Uster. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts lag Greifensee verkehrsmässig im Abseits. Der Gütertransport erfolgte auf schlechten Strassen und über den See. Mit dem Anschluss an die Eisenbahnlinie Zürich-Uster 1856 verbesserte sich die Lage. 1967 verlegte die Mettler Instrumente AG (Präzisionswaagen, Messinstrumente) ihren Sitz nach Greifensee und schuf Arbeitsplätze. Gleichzeitig setzte ein massives Bevölkerungswachstum und eine ungestüme Überbauung ein. Letztere erfolgte dank kantonalem Richtplan 1966 in differenzierter Bauweise vom See her ins Landesinnere bis zu achtstöckigen Hochhäusern ansteigend. Sie ist aufgrund der kantonalen Verordnung zum Schutze des Greifensees mit umfangreichen Bauverbotszonen im Wesentlichen abgeschlossen. Die Zahl der Bauernbetriebe ging 1944-1991 von 33 auf 4 zurück. Die meisten Berufstätigen sind Pendler nach Zürich, Winterthur und Uster. Greifensee bildet seit 1894 mit Nänikon (Gemeinde Uster) die Oberstufenschulgemeinde Nänikon-Greifensee.