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Mönchaltorf

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Uster. Südöstlich des Greifensees gelegen, umfasst die Gemeinde neben dem Dorf Mönchaltorf die Weiler Burg, Brand, Lindhof, Wühre, die Exklave Heusberg sowie eine Vielzahl von Einzelhöfen. 741 Villa Altorf, 872 Altorf monachorum. 1771 695 Einwohner; 1850 1148; 1860 1189; 1900 804; 1941 706; 1950 837; 1970 1604; 1980 2863; 2000 3183.

Mönchaltorf wurde vermutlich erst im Frühmittelalter besiedelt. Der Hof Mönchaltorf gelangte als Teil umfangreicher Abtretungen der Beata-Sippe 744 an die Abtei St. Gallen. Nach weiteren Güterübertragungen zwischen Zürichsee, Greifensee und Pfäffikersee im 9. Jahrhundert wurde Mönchaltorf – neben Dürnten – zum wichtigsten grundherrlichen Verwaltungshof des Klosters im südwestlichen Zürcher Oberland, gekennzeichnet durch die 902 erwähnten Kirche (Patrone Gallus und Otmar 1488 bezeugt) und vermutlich eine Residenz für Aussenpröpste. Um 1230 bis 1253 war der Hof an die Kyburger, danach an die Regensberger verpfändet. 1269 löste die Abtei die Pfandschaft ein. 1273/1274 verkaufte sie die gesamte Grüninger Herrschaft mit Dürnten und Mönchaltorf als Erblehen an Rudolf von Habsburg. Als Teil des österreichischen Amtes Grüningen wurde der Hof mehrmals verpfändet, zuletzt 1408 an Zürich. In der Folge übte die Stadt bis 1798 die hohe und niedere Gerichtsbarkeit (Hofrodel 1439) aus und hatte das Kirchenpatronat inne. Die vorromanische Kirche wurde um 1100 durch einen romanischen Neubau ersetzt, dieser 1520-1522 durch die bestehende spätgotische Kirche abgelöst. Spätestens ab 1340 bis 1609 war Mönchaltorf eine Filiale von Egg, wurde danach von Uster aus versehen; 1709 entstand eine selbstständige Kirchgemeinde. Die Burg Liebenberg im Brand war im frühen 13. Jahrhundert Sitz der Ministerialen von Liebenberg, 1293-1391 St. Galler Lehen der Giel von Glattburg (von Liebenberg) und ging dann durch Kauf an die habsburgisch-österreichischen Dienstleute Gessler, die sie 1408 der Stadt Zürich verpfändeten. In deren Besitz verblieb sie bis zur Zerstörung im Alten Zürichkrieg 1440 (Fundamentspuren).

Die durch ausgedehnte Feuchtgebiete (Riedgraswirtschaft) und Güterzersplitterungen (Erbteilungen) beeinträchtigte landwirtschaftliche Ertragslage führte im 18. und 19. Jahrhundert zur Heimindustrie: 1860 waren 245 Seidenweber und -weberinnen tätig. Drei örtliche Ferggereien vermittelten zwischen den Heimarbeitern und den Seidenfabrikanten in Zürich, Horgen und Wädenswil. Daneben entstanden eine Rosshaar-Fabrik, eine Baumwollspinnerei (gegründet 1834), eine Baumwolltücherfabrik (1839) und eine Zündholzfabrik. Die heutige Landwirtschaft ist von der im Zweiten Weltkrieg mit Gossau (ZH) durchgeführten Gesamtmelioration der Feuchtgebiete und von Güterzusammenlegungen geprägt. Durch Aussiedlung aus dem Dorf wurden sechs arrondierte Bauernhöfe geschaffen. Nach der Vollendung der Forch-Autobahn von Zürich nach Esslingen 1972 setzte eine grosse Wohnbautätigkeit ein, die zu einer allseitigen Umschliessung des alten Dorfkerns durch neue Siedlungen führte. Beidseits der Esslinger-Strasse siedelten sich gewerbliche und industrielle Unternehmen an. Busse der Verkehrsbetriebe Zürcher Oberland, Nachfolger der elektrischen Strassenbahn Uster-Mönchaltorf-Esslingen-Oetwil (1909-1949), schliessen Mönchaltorf an das zürcherische Verkehrsnetz an.

Quellen und Literatur

  • P. Hess, Auf der Suche nach den Mönchaltorfer Kirchen, 1990
  • 1250 Jahre Mönchaltorf 741-1991, 1991
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Paul Hess: "Mönchaltorf", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.08.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000133/2009-08-27/, konsultiert am 16.04.2024.