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Dinhard

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Winterthur. Die im südlichen Zürcher Weinland gelegene Gemeinde umfasst Kirch- und Ausser-Dinhard, Welsikon, Eschlikon und Vorder Grüt. 1275 Thynart. 1934 wurde Sulz von Dinhard abgetrennt und Rickenbach (ZH) zugeteilt. 1467 ca. 150 Einwohner; 1634 438; 1771 619; 1850 738; 1900 639; 1910 758; 1950 586; 1970 651; 2000 1301.

Die Gemeinde entwickelte sich aus mehreren Hofgruppen mit unterschiedlichen Rechtsverhältnissen. Die 1230 bis Anfang des 14. Jahrhunderts erwähnten Freiherren von Eschlikon traten um 1250 als Bürgen und Zeugen der Kyburger auf. Ein grosser, reichenauisch-konstanzischer Güterkomplex im übrigen Gemeindegebiet ging 1427 an das Chorherrenstift Embrach über. Hoch- und Niedergericht gelangten 1424 (definitiv 1452) mit der Herrschaft Kyburg an Zürich. Im Ancien Régime gehörte Dinhard zum Enneramt der Landvogtei Kyburg. Die nach archäologischen Befunden um 800 gegründete Kirche in Kirch-Dinhard war der heiligen Petronella geweiht und wird erstmals 1275 als Sitz eines von der Thur bis nach Embrach reichenden Dekanats erwähnt. Den Kirchensatz besassen im Hochmittelalter die Freiherren von Klingen, die ihn im 14. Jahrhundert an Winterthurer Bürger verliehen. 1427 kam er an das Chorherrenstift Embrach, 1524 an Zürich. Ein Kirchenneubau mit spätgotischer Ausmalung wurde 1511-1515 erstellt. Während sich die Filialkapelle Altikon 1641 von Dinhard trennte, war Sulz 1608-1934 nach Dinhard kirchgenössig, danach nach Rickenbach. Seit dem 16. Jahrhundert entwickelten sich die verschiedenen Hofgruppen zu organisierten Dorfschaften. 1798 entstand im damaligen Pfarreigebiet die politische Gemeinde, die dem Distrikt Andelfingen, 1803 dem Bezirk Winterthur zugeteilt wurde. Dinhard, Eschlikon, Welsikon und Vorder Grüt behielten als Zivilgemeinden bis 1928 eine gewisse Selbstständigkeit. Bis ins 20. Jahrhundert bildete Landwirtschaft die hauptsächliche Erwerbsgrundlage (ursprünglich Acker- und Weinbau). Eine schon 1464 erwähnte Ziegelei existierte bis um 1918. 1875 erhielt die Gemeinde in Welsikon einen Bahnanschluss. Die Abtrennung von Sulz bewirkte 1934 einen starken Bevölkerungsverlust. Seit ca. 1970 entwickelte sich die bäuerlich geprägte Gemeinde durch Bautätigkeit in Ausser-Dinhard und Welsikon zu einer Wohngemeinde der Agglomeration Winterthur mit 74% Wegpendlern (2000).

Quellen und Literatur

  • Zur Innenrenovation der ref. Kirche Dinhard 1972/73, 1973
  • Kdm ZH 8, 1986, 166-199
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Dinhard", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.04.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000143/2004-04-23/, konsultiert am 09.12.2024.