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Ellikon an der Thur

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Winterthur. Dorf am Südrand der Thurebene an der Grenze zum Kanton Thurgau. Die Weiler Feldi und Herten gehören zur Gemeinde Altikon. 1257 Ellinkon. 1634 321 Einwohner; 1709 300; 1850 441; 1900 358; 1950 437; 2000 742.

Freiheitsbaum, gepflanzt am 27. Februar 1798. Fotografie von I. Bär, Frauenfeld, 1938 (Kantonale Denkmalpflege Zürich).
Freiheitsbaum, gepflanzt am 27. Februar 1798. Fotografie von I. Bär, Frauenfeld, 1938 (Kantonale Denkmalpflege Zürich). […]

Das mittelalterliche Dorf wird um 1300 in den Quellen fassbar. Das Haus Habsburg verfügte hier über einen Kelnhof, eine Mühle und über die niedere und hohe Gerichtsbarkeit. Die hohe Gerichtsbarkeit erstreckte sich auf die Grafschaft Kyburg und die Landgrafschaft Thurgau. Der Ellikerbach bildete die Verwaltungsgrenze. Durch Verpfändung des Landgerichts Thurgau an die Reichsstadt Konstanz 1417 und der Grafschaft Kyburg an Zürich 1424 und 1452 geriet das Dorf erstmals unter zwei verschiedene Obrigkeiten. Dieser Rechtszustand wurde mit der Eroberung des Thurgaus durch die Eidgenossen 1460 zementiert und blieb bis 1798 bestehen. 1361 hatten die Habsburger die niedere Gerichtsbarkeit und die Vogtei über Ellikon an Egli von Goldenberg verliehen. Bis zum Aussterben der männlichen Linie 1569 behielt das Haus Goldenberg dieses Lehen, das anschliessend von Zürich erworben wurde. Damit verfügte die Stadt im lokalen Kräftespiel um das Dorf mit der ganzen niederen und der halben hohen Gerichtsbarkeit über die stärkste Position.

Die archäologisch noch nicht erforschte Kirche Ellikon ist um 1400 in den Schriftquellen als Filiale der Pfarrei Gachnang fassbar. 1470 erhielt Ellikon einen Helfer und nach der Reformation 1529 einen Prädikanten, der formell dem katholischen Gachnang unterstand und dort wohnen musste. Erst 1651 einigte sich Zürich mit dem Bischof von Konstanz und dem Einsiedler Gerichtsherrn von Gachnang über die völlige Lösung Ellikons von der katholischen Pfarrei. Zur Kirchgemeinde gehörte bis 1853 auch der reformierte Bevölkerungsteil von Uesslingen.

1798 setzten die Einwohner Ellikons als Freiheitsbaum eine Platane, die seit 1947 geschützt ist. 1851 erfolgte der Anschluss ans Kantonsstrassennetz, 1866 der Bau der Gemeindestrasse zum Bahnhof Islikon. 1888 wurde unter anderem von Auguste Forel und Eugen Bleuler eine sogenannte Anstalt zur Heilung von Gewohnheitstrinkern gegründet, die heute Forel-Klinik heisst. Ende des 18. Jahrhunderts kam textile Heimindustrie auf. Die beiden Mühlenkomplexe von Ellikon veranschaulichen den Übergang zur industriellen Produktion. Die wohlhabende Müllerdynastie Egg, die 1630 die Gewerbebauten erwarb, richtete 1803 eine mechanische Baumwollspinnerei ein, die 1876 einging und deren Bauten 1897-1972 eine Kartonfabrik beherbergten. 1850 wies die bäuerlich geprägte Gemeinde neben 100 Landwirten nur 16 Fabrikarbeiter auf. 1942-1945 wurden Güterzusammenlegung und Melioration durchgeführt, 1965 ein Zonenplan erstellt. Die ausgeschiedenen Bauzonen wurden bei der Revision der Ortsplanung 1984 redimensioniert, weil die Bauerwartungen sich nicht erfüllt hatten. Ellikon an der Thur hat sich zur nichtstädtischen Wegpendlergemeinde gewandelt.

Quellen und Literatur

  • B. Schneider, Ellikon an der Thur, 1989
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Ellikon an der Thur", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.11.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000145/2015-11-19/, konsultiert am 29.03.2024.