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Hagenbuch

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Winterthur, die das an der zürcherisch-thurgauischen Grenze gelegene Dorf Hagenbuch sowie die Weiler Hagenstall, Egghof, Schneitberg, Kappel, Ober-, Mittel- und Unterschneit umfasst. 856 Haganbuah und Sneita. Im 19. Jahrhundert auch Hagenbuch-Schneit genannt. 1467 ca. 85 Einwohner; 1634 112; 1836 597; 1850 636; 1900 577; 1950 539; 1980 568; 2000 1085.

Dorfansicht, fotografiert um 1910/1920 (Kantonale Denkmalpflege Zürich).
Dorfansicht, fotografiert um 1910/1920 (Kantonale Denkmalpflege Zürich). […]

Funde bei Egghof und bei Oberschneit sowie eventuell das Refugium Herten deuten auf eine keltische Besiedlung. 856, 869 und 895 wurden Güter in Hagenbuch dem Kloster St. Gallen geschenkt. Im Frühmittelalter entstanden zwei Siedlungsschwerpunkte: das Schneittal mit einem sankt-gallischen, später kyburgisch-habsburgischen Güterkomplex sowie Hagenbuch, wo als Grundbesitzerin neben dem Kloster St. Gallen auch die Abtei Reichenau auftrat. Die reichenauischen Lehnsgüter wurden 1268 dem Frauenkloster Tänikon übertragen, darunter auch die Burg Hagenbuch (heute Gemeinde Aadorf). Der Sitz der Freiherren von Hagenbuch zerfiel schon im 13. Jahrhundert. Nieder- und Hochgericht über Hagenbuch kamen erstmals 1424, definitiv 1452 von der habsburgischen Grafschaft Kyburg an Zürich, das Hagenbuch bis 1798 im Enneramt der Landvogtei Kyburg verwaltete (das Enneramt ist der aus stadtzürcherischer Sicht jenseits der Töss gelegene Teil der Landvogtei). Einige Höfe im Schneittal wurden der Obervogtei Hegi angegliedert. Kirchlich gehörten das Schneittal und Kappel zu Elgg, der grössere Teil von Hagenbuch zum thurgauischen Aawangen, der kleinere Teil und einige Höfe zum thurgauischen Aadorf. 1889 wurden Schneitberg und Hagenstall, 1974 Hagenbuch und Egghof der reformierten Kirchgemeinde Elgg zugeteilt.

In der frühen Neuzeit entstand in Hagenbuch ein geschlossener Dorfverband, während sich die Einzelhöfe im Schneittal zu Weilern entwickelten. In Hagenbuch siedelte sich ländliches Handwerk an. 1798 wurde die politische Gemeinde Hagenbuch dem Distrikt Elgg, 1803 dem Bezirk Winterthur zugeteilt. Bis 1928 bestanden die beiden Zivilgemeinden Hagenbuch und Schneit. Die abseits wichtiger Verkehrswege gelegene Gemeinde blieb bis weit ins 20. Jahrhundert landwirtschaftlich geprägt. Nach einem kontinuierlichen Bevölkerungsrückgang 1860-1910 folgte eine längere Stagnationsphase. Erst nach dem Bau der A1 (1970) an der Gemeindeperipherie entstanden ab 1980 vermehrt Einfamilienhäuser in Hagenbuch, das sich zu einer ländlichen Wegpendlergemeinde mit relativ tiefer Arbeitsplatzzahl wandelte. Durch die Postautolinie Aadorf-Frauenfeld ist Hagenbuch an den öffentlichen Verkehr angeschlossen.

Quellen und Literatur

  • J.A. Frei, 1100 Jahre Hagenbuch, 1956
  • Kdm ZH 8, 1986, 364-378
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Hagenbuch", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.08.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000147/2006-08-10/, konsultiert am 24.05.2025.