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Kallnach

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Verwaltungskreis Seeland, am Ostrand des Grossen Mooses zwischen Aarelauf und Hagneckkanal, umfasst das Strassendorf sowie seit 2013 Niederried bei Kallnach und seit 2019 Golaten. 1231 apud Calnachon. 1764 455 Einwohner; 1850 832; 1900 848; 1910 1520 (Bau des Kraftwerks); 1920 1287; 1950 1301; 1980 1127; 2000 1475; 2010 1837; 2013 1911; 2019 2202.

Kallnach: Situationskarte 2019 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.
Kallnach: Situationskarte 2019 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.

In Kallnach wurden ein vermutlich bronzezeitliches Giessereidepot sowie Siedlungsspuren aus römischer Zeit (Bargenholz) entdeckt. Durch das Gemeindegebiet führte die grosse römische Mittellandachse (Oberfeld-Dorf-Gimmerz-Inguldsmoos) von Aventicum nach Augusta Raurica bzw. Vindonissa. Ein frühmittelalterliches Gräberfeld mit teils kostbaren Beigaben lag im Bereich des Bergwegs. Die kyburgischen Ministerialen von Oltigen (1231) und die Klöster Frauenkappelen, Frienisberg und Tedlingen hatten in Kallnach Grundbesitz. Von den kyburgischen Ministerialen von Schüpfen kam das Niedergericht in Kallnach und Niederried erb- und stückweise an verwandte Familien (1405 Herren von Buchsee, um 1500 von Ballmoos), von deren Erben Bern es 1521/1522 ganz erwarb und seiner Landvogtei Aarberg unterstellte. Es war ab 1803 Teil des Oberamts Aarberg und 1831-2009 des Amtsbezirks Aarberg. Bis zur Reformation gehörte Kallnach zur Pfarrei Kerzers; ab 1530 bildet es mit Niederried eine selbstständige Kirchgemeinde. Die spätgotische Kirche (Bau 1608, mehrfach verändert) entstand vermutlich über einer mittelalterlichen Margarethenkapelle. Das Dorf Kallnach ufem berg hat Anteil am einst periodisch überschwemmten Grossen Moos. Juragewässerkorrektion (1868-1891) und Meliorationen (1933-1936, 1964-1971 zwischen Kallnach, Niederried und Bargen) brachten der Landwirtschaft (v.a. Rüben-, Getreide-, Kartoffelbau) grossen Aufschwung und Technisierung. Arbeitsplätze boten das mit Aarewasser betriebene Kraftwerk (1909-1912, 1978-1980 erweitert), die Industrie (Karbidfabrik bis 1946, Elektrotechnische Werke 1912-1945, Maschinenfabrik-Eisengiesserei ab 1946, Apparatebau, Präzisionstechnik, Reise- und Transportunternehmen) und Kleingewerbe. Dank der Broyetal-Bahnlinie ab 1876 und der Strasse Lyss-Murten verfügte Kallnach über eine gute Verkehrslage. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Neuquartiere Krähenberg (ab 1949), Rebe und Ammengasse (1970-1980) angelegt.

Quellen und Literatur

  • Gesamtmelioration Kallnach-Niederried-Bargen 1962-1979, 1980
  • Kallnach, 1991
  • Z. Caviezel, Bauinventar der Gemeinde Kallnach, 2002
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1231: apud Calnachon

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Kallnach", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.10.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000175/2020-10-05/, konsultiert am 28.03.2024.