Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Aarwangen, Verwaltungskreis Oberaargau. Die Gemeinde zwischen Aare, Murg und dem Höhenzug Höchi besteht aus den Ortsteilen Dorf, Ägerten, Hubel, Birch, Einschlag und den Weilern Ober-Wynau und Ober-Murgenthal. 1201 Wimenouwe. 1764 403 Einwohner; 1850 937; 1900 1202; 1950 1594; 2000 1584.
Auf eine frühe Begehung bzw. Besiedlung verweisen bronzezeitliche Einzelfunde am Aareufer und bei der Ziegelhütte, Reste eines römischen Gutshofs am Hoferrain-Birchi und eines gesunkenen römischen Ruderschiffs im Aarelauf. Auf der Höchi wurden unbestimmte Grabhügel und in der Ägerten möglicherweise mittelalterliche Gräber entdeckt. Im 13. und 14. Jahrhundert besass der einheimische Adel, die Freiherren von Bechburg, Grafen von Falkenstein und Ritter von Aarwangen, Güter und Vogteirechte, die das Kloster St. Urban mit der Zeit erwarb und zur geistlichen Grund- und Gerichtsherrschaft ausbaute. Nachdem Bern von den Grafen von Kyburg 1406 die Landgrafschaft Burgund mit dem Landgericht Murgeten und der ehemaligen Dingstätte in Ober-Murgenthal übernommen hatte, ordnete es 1413 mit St. Urban vertraglich die beiderseitigen Gerichtsrechte neu: Wynau und Ober-Murgenthal wurden dem Niedergericht Roggwil als Teil des bernischen Amts Wangen zugewiesen und dabei St. Urbans Gerichtskompetenzen beschnitten. 1798 kam Wynau zum Distrikt Langenthal, 1803 zum Oberamt bzw. Amtsbezirk Aarwangen.
Die 1201 erstmals erwähnte Mauritiuskirche, eine spätromanische Basilika des 10.-11. Jahrhunderts, wurde vermutlich über karolingische Vorgängerbauten errichtet und 1270-1280 erweitert. Zur Kirche, dem Zentrum des spätmittelalterlichen Dekanats Wynau im Bistum Konstanz, gehörten auch die Dörfer Aarwangen (bis 1577), Roggwil (BE, bis 1664) und Murgenthal (Balzenwil, Gruben und Walliswil bis 1664, Riken und Glashütten bis 1824). Den Kirchensatz besassen die Grafen von Bechburg, später die von Falkenstein. Diese tauschten ihn 1274 mit St. Urban, das ihn in reformierten Zeit 1579 tauschweise an Bern abtrat.
Bern führte in Ober-Murgenthal ein Salzlager und nach 1800 das noch erhaltene Zollhaus an der Grenze zum Aargau. Im 17. Jahrhundert ergänzte Büntbau den traditionellen Ackerbau. Im 18. Jahrhundert brachten die Baumwollweberei für oberaargauischen Verleger und etwas Kohlegewinnung im Kellenboden Zusatzverdienst. Die Landwirtschaft stellte nach 1800 allmählich auf Milch- und Viehwirtschaft um. 1955-1963 fand eine Güterzusammenlegung statt. 1862 erhielt Wynau mit dem Bahnhof Roggwil-Wynau Anschluss an die Bahnlinie Olten-Bern. Mit dem Abbau der Arbeitsplätze in der 1862 gegründeten Weberei Roggwil wurde Wynau zur Wohngemeinde mit nur wenig Gewerbe (Werkzeug- und Formenbau, Berufskleiderfabrik, Transportfirma) und einem grossen Anteil an Wegpendlern vor allem nach Langenthal und Roggwil. Das 1894-1896 gebaute Elektrizitätswerk an der Aare ging 1903 von der deutschen Erstellerfirma ins Eigentum der Gemeinde über und wurde 1992-1996 vollständig erneuert.