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Leuzigen

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbez. Büren. Das Dorf am rechten Aareufer liegt am Nordhang des Bucheggbergplateaus. 1235 Loxingen, 1270 Loexigen. 1764 518 Einwohner; 1850 1107; 1900 947; 1950 1145; 1960 1193; 2000 1157.

Auf eine kontinuierliche Besiedlung auf dem heutigen Gemeindegebiet in Leuzigen deuten verschiedene, eventuell aus der Hallstattzeit stammende Grabhügel (u.a. Tannen-Ischlag, Heidimoos), römische Siedlungsspuren in Bietwil, eine Gutshofanlage (Thürnen, Längeberg) und Reste der Römerstrasse Studen (BE)-Solothurn (z.T. Bahntrassee), frühmittelalterlich-burgundische Steinkistengräber (Thürner) sowie mittelalterliche Steinplattengräber (Jäggistock) hin.

Ohne eigene Pfarrkirche war Leuzigen ins Nachbardorf Lüsslingen kirchgenössig. Dessen Priester las in der Ulrichskapelle von Leuzigen (1336-1473 erwähnt, Standort möglicherweise beim Jäggistock) wöchentlich Messen. Am westlichen Dorfrand, an einem St.-Jakobs-Pilgerweg, entstand im 11./12. Jahrhundert das Cluniazenserpriorat Leuzigen mit einem Hospiz (1275 hospitale in Luxingen) und einer Johannes dem Täufer geweihten Prioratskirche, die auf einem eeventuell profanen Holzpfostenbau steht. In Personalunion mit dem Priorat Bargenbrück verwaltet, galt Leuzigen laut Visitationsbericht von 1269-1270 als "kriegsverwüstet", wohl als Folge des Grafenkriegs zwischen Habsburg und Savoyen (1264-1267). Nachdem es 1293 dem Priorat Hettiswil unterstellt worden war, ging die Institution Leuzigen nach 1350 ein. Die These, wonach sie im Guglerkrieg 1375 zerstört worden sei, lässt sich allerdings nicht belegen. 1476 übertrug Hettiswil die Prioratskirche der Gemeinde Leuzigen, die sie als Kapelle benützte und auch unterhielt (1521 Neubau des Altarhauses) – rechtlich betrachtet, handelte es sich um eine Kaplanei von Lüsslingen. Nach der Reformation bestätigte Bern 1530 der Gemeinde Leuzigen den Besitz der Kapelle, erfüllte aber nicht deren Wunsch nach einem eigenen Pfarrer. Vielmehr wurde Leuzigen 1532 von Lüsslingen zur Kirche Arch umgeteilt. Erst seit 1981 ist Leuzigen eine eigene Kirchgemeinde (Pfarramt Leuzigen-Arch).

Leuzigen war eine Gerichtsstätte in der kyburgischen Landgrafschaft Burgund, ab 1406 eine Gerichtsstätte im bernischen Landgericht Zollikofen. Als Teil der Herrschaft Strassberg(-Büren) kam der Ort 1388 an Bern und 1393 zur neu geschaffenen Landvogtei Büren (ab 1803 Oberamt Büren).

Von gallorömischer Zeit an wurde in der Grube Rain Tuffstein für den Hausbau, im Ancien Régime, mit bernisch-obrigkeitlicher Konzession unter einem Schaffner, auch für den Export abgebaut. Neben dem Tuffsteinabbau nahm im 20. Jahrhundert die Kiesgewinnung an Bedeutung zu. Die 1876 errichtete lokale Eisenbahnlinie Solothurn-Lyss veränderte die Struktur des bis heute stark landwirtschaftlichen Dorfes nicht. So war zum Beispiel die Uhrenindustrie stets nur mit Zulieferbetrieben (Décolletage) vertreten. Arbeitsplätze bieten heute vor allem Klein- und Mittelbetriebe sowie Unternehmen des Dienstleistungsbereichs. 2000 arbeiteten beinahe drei Viertel der in Leuzigen wohnhaften Erwerbstätigen auswärts, und zwar hauptsächlich in der Region Grenchen-Solothurn.

Quellen und Literatur

  • P. Eggenberger, S. Ulrich-Bochsler, Leuzigen, 1989
  • HS III/2, 357-362
  • Leuzigen, 1996
  • B. Mutter, Bauinventar der Gem. Leuzigen, 2000
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Leuzigen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.11.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000231/2008-11-25/, konsultiert am 19.03.2024.