Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Interlaken. Ausgedehnte See- und Berggemeinde am obern Ende des Brienzersees. Sie umfasst am rechten Ufer das Dorf Brienz (1146 Briens), nördlich der Aaremündung Kienholz, am linken Ufer die Siedlungen Engi und Schwendi. Rechtsufrig steigt das Gelände über Rotsch-, Planalp und Giebelegg zum Brienzer Rothorn an, linksufrig am Brienzerberg über die Giessbach-Fälle, Tschingelfeld, Hinterburg und Axalp bis zum Schwarzhorn. Die Kirchgemeinde Brienz umfasst auch Oberried am Brienzersee, Schwanden bei Brienz, Hofstetten bei Brienz und Brienzwiler. 1764 799 Einwohner; 1850 1789; 1880 2757; 1900 2580; 1920 2474; 1950 2861; 1990 2849; 2000 2956.

Neolithische Einzelfunde im Dorf, bronzezeitliche Funde auf Axalp-Kühmad. Im 12. und 13. Jahrhundert war Brienz Teil der alpenländischen Herrschaft der Freiherren von Brienz und Raron. 1231 rückte Brienz zum Zentrum und Gerichtsort der von ihnen erworbenen Reichsvogtei Brienz (Blutgericht) auf. Kienholz am Fuss des Brünigpasses wurde 1353 Tagungsort Berns und der Waldstätte. Als sich die Brienzer 1380-1381, von den Unterwaldnern unterstützt, gegen den letzten Herrn von Ringgenberg empörten, trat dieser 1386 in das bernische Burgrecht ein. Seine Töchter übergaben die Herrschaft Brienz 1411 bzw. 1439 dem Kloster Interlaken, das sie 1445 Bern verkaufte. Die Stadt unterstellte Brienz 1528 der neuen Landvogtei Interlaken. Die Kirche auf dem Burgstollen über dem See (Peter-und-Paul-Patrozinium, erster Steinbau um 1150, Chor von 1519, Umbau 1679-1680) war vermutlich eine Stiftung der Herren von Brienz, die den Kirchensatz vor 1213 dem Kloster Engelberg schenkten; im Gefolge der Reformation fiel er an Bern. 1334 trat die Gemeinde der lüte in der dorfmarch erstmals handelnd auf.

Vieh- und Alpwirtschaft sind früh belegt. Zu den Höfen im Dorf gehörten anfänglich private, später genossenschaftliche Alpen (Hinterburg 1275, Planalp 1306 erwähnt). An der Alp Tschingelfeld war Ringgenberg bereits 1374 beteiligt. Nach 1550 kam die Export-Hartkäserei auf; erfolgreich wurde der Sbrinz vor allem im 18. Jahrhundert. Ergänzende Wirtschaftszweige waren Fischfang und Schifffahrt. Kienholz war bis zur Verlegung der Sust im 17. Jahrhundert nach Brienz-Tracht Umschlagplatz im Nord-Süd-Gütertransit. Der Sustmeister war zugleich Inhaber der Taverne und Schiffsmeister des offiziellen Marktschiffs auf dem Brienzersee. Zur Bekämpfung der Armut, unter anderem infolge des Niedergangs der Alpkäserei nach 1800, wurden Tourismus und Holzschnitzerei als neue Verdienstzweige aufgebaut. Attraktionen waren die Giessbachfälle und das durch Panoramen bekannte Rothorn. Dagegen war das Dorf Brienz auch nach Eröffnung der Postkutschen- (1861) und Bahnlinie (1888) von Luzern über den Brünig eher Transit- als Ferienort. Wenig Erfolg hatte zu Beginn die Rothornbahn, 1892 als höchste Gipfelbahn Europas eröffnet. Sie gewann erst im 20. Jahrhundert an Beliebtheit. In den Hungerjahren 1816-1817 begründete der Drechsler Christian Fischer die Holzschnitzerei, die 1868 über 1000 Souvenirschnitzer in Heimarbeit beschäftigte. Zur Hebung der künstlerischen Qualität wurde 1862 eine Zeichenschule eingerichtet, die 1884 in die Kantonale Schnitzler-Schule überging. Holzschnitzerei und Tourismus, denselben Konjunkturen ausgesetzt, sind heute rückläufig. Im 19. Jahrhundert wurde mit der Aarekorrektion und Entsumpfung des Haslitals (1878) ebenes Agrarland gewonnen. Im entwaldeten Alpweidegebiet mussten die Verheerungen der Wildbäche seit den 1890er Jahren durch Bach- und Lawinenverbauungen sowie Aufforstungen mit Hilfe von Bund und Kanton gestoppt werden. Die fünf Alpkorporationen (Plan-, Rotsch-, Axalp, Tschingelfeld, Hinterburg) sömmern heute Rinder, Ziegen und Schafe; die Alpkäserei nimmt wieder zu. Eine 1919 eröffnete Bergbauernschule schloss 1952. Wichtigste Arbeitgeber sind heute Bau-, Gastgewerbe und Verkehrsbetriebe. Seit 1869 existiert die Sekundarschule, seit 1944 die Kantonale Geigenbauschule.