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Matten bei Interlaken

Polit. Gem. BE, Amtsbez. Interlaken. Dorf am Rugen auf dem Bödeli zwischen Brienzer- und Thunersee mit Exklave Änderberg. 1133 inter lacus Madon. 1764 372 Einw.; 1850 795; 1900 1'602; 1910 2'042; 1930 1'813; 1950 2'183; 2000 3'671. Röm. Funde beim Zeughaus (Münze, evtl. Strasse), frühma. Gräber (ehem. Steinbruch Moosbühl). Im Raum M. lag burgund. Königsgut (1310 "Adelheidsgüter"); die hohe Gerichtsbarkeit über diese Güter war im 13. Jh. Reichslehen von Freiherren (von Buchegg, von Wädenswil) und deren Dienstleuten (von Matten, vom Bach). Durch Vergabung des Adels kam das Augustinerpriorat Interlaken 1300-10 in den Besitz von Gütern und der Vogtei in M.; nach der Säkularisation 1528 unterstand M. der bern. Landvogtei Interlaken (Landgericht). Dieser dienten auch das ma. Siechenhaus und die Richtstätte am Rugen. Kirchlich gehört M. seit jeher zur Pfarrei bzw. Kirchgemeinde Gsteig bei Interlaken; in dieser bildet es heute mit Interlaken einen Pfarrkreis (Kirchgemeindehaus 1979). Bis 1798 bestand M. aus zwei Armen- und einer Schulgemeinde sowie aus zwei Bäuerten (oberes und mittleres Drittel); Letztere waren mit den Bäuerten Aarmühle und Wilderswil in dem Nutzungsverband M. vereint. Ab dem 16. Jh. erhob sich Streit um die gemeinsamen Wälder und Allmenden; die Ablösung von Wilderswil 1633 brachte keinen Frieden. Auf Wunsch von Aarmühle teilten Aarmühle und M. 1810 die Gemeindegüter und trennten sich 1838 in zwei Einwohnergemeinden. Ausgerichtet auf den Tourismusort Aarmühle (seit 1891 Interlaken) entstanden im bäuerl. M. nach 1850 eigene Kurbetriebe, so 1863 das erste Grandhotel mit Ringweg und Molkentrinkhalle am Rugen (1981 Schulhotel des schweiz. Hoteliervereins). Gleichzeitig entwickelte sich Gewerbe, darunter ab 1866 die Rugenbrauerei. Wie Interlaken erlebte M. 1910 seinen demograf.-wirtschaftl. Höhepunkt, auf den die Krisen der Weltkriegszeit sowie ein Bevölkerungsrückgang folgten. Der Militärflugplatz, 1939-41 teils auf Gemeindegebiet angelegt, brachte der Region Verdienst (später Standort des 2007 in Konkurs gegangenen Mystery Parks), der tourist. Neuaufschwung ab 1945 das bauliche Zusammenwachsen von Interlaken und M. (Dorfkern 16.-18. Jh.). Heute bilden diese mit Unterseen eine einzige Tourismus- und Wirtschaftsregion mit teilweise gemeinsamer Infrastruktur (Kunsteisbahn 1979). In M. ist der Bund (Zeughaus, Flugplatz) der wichtigste Arbeitgeber. Auf der Unspunnenmatte werden seit 1805 die berühmten Alphirtenfeste und der Unspunnenschwinget ausgetragen; die Tellfreilichtspiele wurden 1912 erstmals durchgeführt.

Quellen und Literatur

  • H. Zwahlen, Heimatkunde des Dorfes M., 1981
  • B. Mutter, Bauinventar der Gem. M., 1999

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Matten bei Interlaken", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.10.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000341/2009-10-29/, konsultiert am 14.12.2024.