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Ringgenberg

Ruinen der Burg der Herren von Ringgenberg. Aquarell mit Federkonturen von Albrecht Kauw, vor 1670 (Bernisches Historisches Museum).
Ruinen der Burg der Herren von Ringgenberg. Aquarell mit Federkonturen von Albrecht Kauw, vor 1670 (Bernisches Historisches Museum). […]

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Interlaken, Verwaltungskreis Interlaken-Oberhasli, am rechten Brienzerseeufer nordöstlich von Interlaken gelegen. Umfasst die Dörfer Ringgenberg und seit 1853 Goldswil sowie Wald und Alpen am Harder und Graggen. 1240 Rinchenwile, später nach der Burg Ringgenberg benannt. 1764 449 Einwohner; 1850 1005; 1900 1320; 1950 1763; 2000 2554.

Vermutlich neolithische Steinkistengräber mit Hockerbestattung (Dorf; ehemaliger Burgturm der Schadburg), Steinplattengräber (Goldswil-Mätteli). Auf dem Gemeindegebiet standen zwei Burgen: Die Schadburg, eine mittelalterliche, urkundlich nicht belegte Burgstelle, und die vermutlich ab Ende des 12. Jahrhunderts in Etappen erbaute, 1240 erstmals erwähnte Burg Ringgenberg. Beide sind als Ruine erhalten, jene der Burg Ringgenberg wurde 1928, 1946-1949 und 2006-2008 restauriert.

Das Gebiet gehörte im 12. und 13. Jahrhundert zur alpinen Herrschaft der Freiherren von Brienz und Raron, die vom Wallis bis nach Uri reichte. Nach der Herrschaftsteilung verlegte die Oberländer Linie ihren Sitz erst nach Brienz und um 1231 zum Dorf Ringgenwil und bezog die Burg Ringgenberg auf dem – wie Feuerstelle und Keramik bezeugen – schon in der Spätbronzezeit belegten Felsgrat. Während hundert Jahren festigten die von Ringgenberg ihre Herrschaft, teils im Streit mit dem Kloster Interlaken. Kern der Herrschaft blieb die Grund- und volle Gerichtsherrschaft (Kirchspiele Ringgenberg und Brienz) am rechten Ufer und oberen Seeende bis zum Brünig als Reichslehen. Finanzielle Not trieb die Freiherren von Ringgenberg 1351 dazu, die Burg und den westlichen Teil der Herrschaft an das Kloster Interlaken zu verpfänden. Beim Aufstand der von Unterwalden ermunterten Untertanen ging die Burg 1381 in Flammen auf (Ringgenberger Handel). Ein eidgenössisches Schiedsurteil stellte die Herrschaft wieder her, die sich 1386 zwar das Burgrecht mit Bern sicherte, jedoch über keine Mittel zum Aufbau der Burg verfügte. 1411 und 1439 wurde Ringgenberg an Interlaken verkauft. 1445-1457 war Ringgenberg vorübergehend bernisch, nach der Säkularisation des Klosters 1528 kam es definitiv an Bern und wurde, aufgeteilt in die Niedergerichte Ringgenberg und Brienz, in der Landvogtei Interlaken verwaltet. Die für den unteren Herrschaftsteil zuständige Kirche lag in Goldswil. Auf Wunsch der Kirchgemeinde, die Ringgenberg, Goldswil und Niederried umfasste, liess Bern 1670-1671 eine Kirche in der Burgruine Ringgenberg bauen, wobei Mauern und Bergfried (Frontturm) integriert wurden.

Goldswil und Ringgenberg, die teilweise Eigengut der Freiherren von Ringgenberg waren, hatten seit dem Spätmittelalter gemeinsame Allmenden. Im 19. Jahrhundert traten zur Land- und Alpwirtschaft neu Holzschnitzerei, Intarsienkunst und Drechslerei hinzu. Dank guter Verkehrserschliessung – 1848 wurde die Seestrasse bis Ringgenberg, 1888 die Schiffstation und 1916 die Brienzerseebahn gebaut – entwickelte sich das nahe bei Interlaken gelegene Ringgenberg ab 1870 zum Kurort. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts boten Sommertourismus (Hotels, Naturstrandbad Burgseeli, Campingplätze), Kurbetrieb und Gewerbe (Bau- und Baunebengewerbe, Steinbruch) die meisten Arbeitsplätze, während Land- und Alpwirtschaft (Alpen Tschingelfeld und Lombach) vor allem im Nebenerwerb betrieben wurde. Wichtigste Arbeitgeber für Wegpendler waren die Bundesbetriebe im Raum Interlaken.

Quellen und Literatur

  • SSRQ BE II/6
  • C. Frutiger, Burgruine Ringgenberg, [1983]
  • G. Ritschard, Ringgenberg + Goldswil, 1990
  • P. Bannwart, Bauinventar der Gem. Ringgenberg, 2005
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Ringgenberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.08.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000344/2013-08-20/, konsultiert am 24.04.2024.