de fr it

Wilderswil

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Interlaken, Verwaltungskreis Interlaken-Oberhasli. Gemeinde am Eingang zum Lütschinental mit den Dorfkernen Wilderswil, Mülenen und Gsteigallmend. 1224 Wilderswile. 1764 552 Einwohner; 1850 1145; 1900 1554; 1950 1669; 2000 2238.

Frühmittelalterliche Gräber mit Beigaben (7. Jh.) am Brühl. Im Mittelalter lag mit den Burgen Unspunnen und Rotenfluh das Zentrum der Herrschaft Unspunnen im späteren Gemeindegebiet. Vermutlich um 1280 führte eine Erbteilung zur Spaltung von Wilderswil: Die Ortsteile Mülenen und Grenchen kamen zu Weissenau und 1334 zum Kloster bzw. 1528 zur Landvogtei Interlaken, das Dorf Wilderswil gelangte an die Herrschaft Unspunnen und mit dieser 1488-1515 schrittweise an Bern und wurde zuerst von Unterseen aus sowie danach 1762-1798 in der Landvogtei Interlaken verwaltet. Die mittelalterlichen Dörfer Wilderswil, Mülenen und Grenchen waren in drei Bäuerten organisiert; Grenchen verschwand im 16. Jahrhundert als Dorf; im 15. Jahrhundert setzte der Hausbau in der Gsteigallmend ein. Alle Dörfer gehörten zur Kirche Gsteig (Gemeinde Gsteigwiler). Wildwasser des Saxetbachs und der Lütschine zwangen die Dörfer und das Kloster bzw. die Landvogtei zur Uferwehr; ab 1865 nahm die Schwellenkorporation diese Aufgabe wahr. Im 19. Jahrhundert entstand die neue Strasse vom Interlakener Bödeli in die Lütschinentäler durch Wilderswil. Der Ort wurde 1890 Station der Berner-Oberland-Bahnen und 1892 Talstation der Zahnradbahn auf die Schynige Platte, was die Entwicklung zum Sommerkurort anstiess. Bereits 1910 bestanden zwölf Hotels sowie Gasthäuser; ab 1927 warb Wilderswil mit dem Alpengarten auf der Schynigen Platte. Neben Tourismus und Kleingewerbe waren im ausgehenden 20. Jahrhundert die Bahnen und der 1941 eröffnete Militärflugplatz die grössten Arbeitgeber in der Gemeinde. Seit seiner Stilllegung 2003 wird der Flugplatz für Motorsport- und Konzertevents (u.a. Greenfield Festival) genutzt. Die Gemeinde verfügt über eine Primar- und eine Sekundarschule.

Quellen und Literatur

  • H. Grossniklaus, Wilderswil, 1957
  • H. Grossniklaus, Wilderswil, [1987]
  • P. Bannwart, Bauinventar der Gem. Wilderswil, 2000

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Wilderswil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.11.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000348/2015-11-17/, konsultiert am 03.12.2024.