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Grosshöchstetten

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Verwaltungskreis Bern-Mittelland, am Übergang vom Aare- ins Emmental gelegen, umfasst seit 2018 auch Schlosswil. 1146 Honsteten. Offizieller Name bis 1896 Höchstetten. 1764 321 Einwohner; 1850 659; 1900 799; 1950 1661; 1980 2893; 2000 3196; 2010 3281; 2018 4166.

Grosshöchstetten: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.
Grosshöchstetten: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.

Zwei latènezeitliche Gräber wurden im Bereich Buchelhüsli/Hürnbergacker entdeckt. Grosshöchstetten gehörte zum kyburgischen, ab 1406 bernischen Landgericht Konolfingen. In Grundbesitz und Niedergerichtsrechte teilten sich im Spätmittelalter verschiedene Inhaber, insbesondere die Freiherrschaften Wil (Schlosswil) und Signau. Zu Verkäufen der Herrschaft Signau im 14. Jahrhundert zählten Höfe, Twingmühle (1360) sowie Kirchensatz (1362). Letzterer ging an die Bürgerfamilien von Büren und von Ballmoos, bis ihn 1494 das Chorherrenstift Bern erwarb, das 1517 die Kirche (1230 erwähnt; Marienpatrozinium; Vorgängerbau 11. Jahrhundert; Bau 1811) inkorporierte. Mit der Reformation 1528 kam der Kirchensatz an Bern. Die Herrschaft Wil erwarb von Signau 1528 das halbe Gericht Grosshöchstetten, das nur die Dorfmark umfasste, und legte es 1534 mit jenem von Wil zusammen (Gerichtsort Grosshöchstetten). Grosshöchstetten gehörte ab 1803 zum Oberamt und 1831-2009 zum Amtsbezirk Konolfingen. Die Dorfordnungen des Zelgdorfs datieren von 1572, 1664 und 1794. Es hatte gemeinsam mit anderen Bauernsamen im Hürnberg 1346 und 1563 belegte Holz- und Weiderechte inne; 1614-1630 wurde der Wald unter den Gemeinden aufgeteilt. Die Verteilung des Grosshöchstettener Stücks auf Private erfolgte 1854. Der Weidgang mit Wil im Thali wurde 1646-1707 geteilt; die Drainage des Thalimooses wurde 1918-1919 vorgenommen. Seit 1834 ist Grosshöchstetten Marktort. Vermehrte Vieh- und Milchwirtschaft führte 1839 zur Käsereigründung. Die günstige Verkehrslage am Strassenkreuz Bern-Luzern und Burgdorf-Thun, seit 1899 auch an der Burgdorf-Thun-Bahn, prädestinierte Grosshöchstetten für regionale Aufgaben. Es war 1803-1847 Sitz der Amtsschreiberei Konolfingen und beherbergt seit 1828 die Ersparniskasse (ab 1992 Schweizerische Bankgesellschaft bzw. UBS), seit 1856 eine Sekundarschule, seit 1879 eine Krankenstube als Vorläuferin des Bezirkspitals sowie ein Altersheim. Grosshöchstetten bildet mit Bowil, Mirchel, Oberthal und Zäziwil eine Kirchgemeinde, die in die Pfarrkreise Grosshöchstetten, Bowil-Oberthal (1930) und Zäziwil-Mirchel (1961) gegliedert ist. Der gewerbliche Aufschwung setzte vor allem nach 1870 ein (Grossmetzgerei 1853, ein Käsehandel 1873-1980, Weinhandlung 1922, Biskuitfabrik 1901-1970, Kleinmöbelfabrik 1911, diverse Druckereien). Nach 1960 siedelten sich ein Eloxierwerk, Apparate-, Metall- und Stahlbaubetriebe sowie Bauunternehmen an. Das Bevölkerungswachstum nach 1960 löste rege Bautätigkeit im ganzen Gemeindegebiet aus. Das Zentrum Möschberg, früher eine Bäuerinnenschule, heute eine Schule für biologischen Landbau, besteht seit 1932.

Quellen und Literatur

  • E. Werder, Schloss und Herrschaft Wil, 1938
  • H. Bührer, P. Michel, Grosshöchstetten, 1985
  • C. Kessler Loertscher, Bauinventar der Gemeinde Grosshöchstetten, 2002
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1146: Honsteten
Variante(n)
Höchstetten (bis 1896)

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Grosshöchstetten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.10.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000356/2020-10-05/, konsultiert am 29.03.2024.