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LaufenBL, Gemeinde

"Prospect des Wasserfalls bey Lauffen". Lavierte Federzeichnung von Emanuel Büchel, 1755 (Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett; Fotografie Martin Bühler).
"Prospect des Wasserfalls bey Lauffen". Lavierte Federzeichnung von Emanuel Büchel, 1755 (Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett; Fotografie Martin Bühler). […]

Politische Gemeinde des Kantons Basel-Landschaft, Bezirk Laufen. Die Gemeinde umfasst den innerhalb mittelalterlicher Mauern liegenden Stadtkern, die ehemalige Vorstadt Laufen beim Wasserfall und die seit Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen Siedlungsgebiete beidseits der Birs. 1846-1993 bernischer, seit 1994 basellandschaftlicher Bezirkshauptort. 1141 Loufen, französisch Laufon. 1586 ca. 536 Einwohner (inklusive Vorstadt); 1698 ca. 692; 1722/1723 964; 1770 791; 1850 1124; 1900 2177; 1950 3181; 2000 4857.

Als archäologische Funde sind zwei neolithische Dolmengräber, spätbronzezeitliche Keramik sowie ein 1917 entdeckter römischer Gutshof bei Müschhag mit Töpfer- und Ziegelbrennofen und Eisenschmelze zu erwähnen. Die Anfänge Laufens liegen rechts der Birs bei der St. Martinskirche, wo sich vermutlich auch der Dinghof befand, den das Kloster St. Blasien 1141 an den Bischof von Basel abtrat. Ab dem 12. oder 13. Jahrhundert verlagerte sich das 1195 erstmals erwähnte Dorf auf die linke Birsseite, wo eine von einem Graben und einem Birsarm umgebene Wasserburg (heutiges Amtshaus) stand. 1295 erhielt es vom Bischof das Stadtrecht nach dem Modell Basels. 1988 wurden beim Rathaus Reste einer aussergewöhnlichen Häuserzeile aus Holz aus dem 13. Jahrhundert ausgegraben. Die Instabilität und Zersplitterung der bischöflichen Herrschaft schlug sich im 14. und 15. Jahrhundert in der wiederkehrenden Verpfändung der Stadt nieder. Die Verwaltung lag in der Hand eines bischöflichen Meiers. 1408 ist erstmals ein Rat belegt. Vom 15. Jahrhundert an gehörte Laufen zum Amt Laufen und ab 1459/1461 zur Vogtei Zwingen. Die 1445 erstmals erwähnte Vorstadt Laufen, die bis 1793 eine eigenständige Gemeinde bildete, war Teil des Amts Zwingen. 1793-1813 war Laufen der Hauptort eines französischen Kantons (Departemente Mont-Terrible bzw. Haut-Rhin).

Das älteste Gotteshaus war wohl die 1265 erstmals erwähnte St. Martinskirche; ihr Patrozinium sowie Grabplattenfragmente und Siedlungsfunde deuten auf eine Gründung im 7. oder 8. Jahrhundert hin. Nach Laufen waren – teilweise bis ins 20. Jahrhundert – Dittingen, Röschenz, Wahlen und Zwingen pfarrgenössig. Die an die Stadtmauer gebaute Katharinenkapelle wurde 1364 geweiht und 1698/1699 neu errichtet und gehört seit 1907 den Christkatholiken. 1525 entschied sich Laufen für die Reformation, wurde aber 1588 vom Landesherrn, dem Fürstbischof Jakob Christoph Blarer von Wartensee, rekatholisiert. Während des Kulturkampfs entstand die christkatholische Gemeinde. 1914 wurde die katholische Herz-Jesu-Kirche erbaut. Bis in die Gegenwart ist die Mehrheit der Bewohner katholisch, die meisten übrigen sind reformiert, und nur eine verschwindend kleine Minderheit ist christkatholisch. Die reformierte Gemeinde besteht seit 1897 und verfügt seit 1903 über eine eigene Kirche.

Ab 1565 fanden zwei, später vier Jahrmärkte statt, ab 1620 existierte – eventuell nur vorübergehend – ein Wochenmarkt. Eine erste, 1601 belegte Zunft hatte nur kurzen Bestand; im 18. Jahrhundert bildeten sich fünf Zünfte, denen auch Landhandwerker angehörten. Die städtische Bevölkerung lebte von Mischerwerb. Im 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verfügte rund die Hälfte der Haushalte über Rindvieh. Rund zwei Drittel der Haushalte besassen am Ende des 17. Jahrhunderts landwirtschaftlich nutzbaren Boden, wobei nur ein Drittel von ihnen mehr als 4 ha Land bewirtschaftete. Das im 14. Jahrhundert erstmals bezeugte System der Dreizelgenwirtschaft blieb bis ins 19. Jahrhundert erhalten. Daneben wurde Handwerk für den lokalen Bedarf sowie Fischerei und Flösserei betrieben. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bestanden eine Ziegelhütte, die noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Handziegelei in Betrieb war, sowie eine Papiermühle, die 1754 schloss. Über die Bedeutung der textilen Heimarbeit lassen sich für das 17. und 18. Jahrhundert keine gesicherten Aussagen machen. Industrieprojekte des 18. Jahrhunderts erhielten entweder keine Bewilligung (1762 Indienne-Fabrik) oder scheiterten an der Finanzierung (1772-1773 Blechwarenfabrik). Einzig die 1787 gegründete Glasfabrik erlebte im frühen 19. Jahrhundert eine kurze Blüte, wurde aber um 1850 aufgegeben. 1875 erhielt Laufen Anschluss an die Bahnlinie Basel-Delsberg, was zu einem industriellen Aufbruch führte, der die aus vorindustrieller Zeit stammende Steinhauerei ab 1880 erfasste und 1887 zur Eröffnung einer Zement- und 1892 einer Tonwarenfabrik (heute die Keramik Laufen, seit 1925 Herstellerin von Sanitärartikeln) führte. 1927 kamen eine Aluminium-, 1928 eine Papierfabrik sowie – neben weiteren Lebensmittelfirmen – 1930 die Ricolafabrik hinzu, gefolgt 1931 von der Überkleiderfabrik Spindler und 1946 vom Korkwarenproduzenten Kögler. Diese industrielle Vielfalt ist allerdings am Schwinden. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Mehrheit der Beschäftigten im Dienstleistungssektor tätig. An Attraktivität als Arbeitsort hat Laufen nichts eingebüsst, was sich an der weiterhin positiven Pendlerbilanz ablesen lässt. Laufen verfügte und verfügt nicht nur als Bezirkshauptort des Kantons Bern bzw. des Kantons Basel-Landschaft, sondern auch als Standort des 1869 gegründeten Fenningerspitals (seit 1994 Kantonsspital) und der seit 1837 bestehenden Sekundarschule (seit 1969 interkantonales Gymnasium) über eine zentralörtliche Bedeutung, die über die Kantonsgrenze hinaus bis ins solothurnische Schwarzbubenland reicht. Der 1944 gegründete Museumsverein eröffnete nach Jahren der Sammlungstätigkeit 1977 mit Hilfe der Einwohnergemeinde das Laufentaler Museum. Die Stadt Laufen lehnte den Kantonswechsel von Bern zu Baselland 1983 und 1989 ab.

Quellen und Literatur

  • S. Martin-Kilcher, Die Funde aus dem röm. Gutshof von Laufen-Müschhag, 1980
  • D. Hagmann, P. Hellinger, 700 Jahre Stadt Laufen, 1995
  • J. Pfrommer, D. Gutscher, Laufen Rathausplatz, 1999
  • A.C. Fridrich, "Das einem das Guthe zu fliessen solle wie dass Bösse", 2002
  • A. Pichard, La question jurassienne, 2004, 86-88
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anna C. Fridrich: "Laufen (BL, Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.11.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000384/2008-11-18/, konsultiert am 18.04.2024.