Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Laupen, Verwaltungskreis Bern-Mittelland, Cluniazenserpriorat, Herrschaft, Schloss. 1080/1081 Vilar, 1228 Vilar les Moinos, französisch Villars-les-Moines. Die Gemeinde am Südhang zum Murtensee ist eine deutschsprachige bernische Enklave im Kanton Freiburg. 1764 171 Einwohner; 1850 400; 1900 444; 1950 347; 1980 290; 2000 434.
Cluniazenserpriorat
1080/1081 schenkten die Brüder Gerold und Rudolf de Vilar ihren Eigenbesitz mit Grund und Boden, Eigenleuten und der Dreifaltigkeitskirche dem Kloster Cluny; wenig später erfolgte die Gründung des Priorats, das wie Leuzigen, Bargenbrügg und Payerne Pilgern auf dem Jakobsweg Herberge bot. Beim Bau der Prioratskirche um 1100 wurden Spolien aus Avenches vermauert. Die geistliche Gemeinschaft bestand aus dem Prior und zwei bis vier Mönchen. Im 15. Jahrhundert verlor Münchenwiler an Bedeutung und gelangte zum Teil an nicht residierende Kommendatarprioren (Pfründer ohne Amtspflicht). Das Priorat erlitt im Laupenkrieg 1339, im Freiburgerkrieg 1448 und im Burgunderkrieg 1476 Verwüstungen.
Die kleine Herrschaft Münchenwiler umfasste die Dörfer Münchenwiler und Clavaleyres sowie hohe und niedere Gerichte unter dem Richterstab des Priors (ohne Blutgericht). Die Kastvogtei über Münchenwiler, ursprünglich bei den Grafen von Neuenburg, kam im 14. Jahrhundert an die Grafen von Savoyen, die sie ihrem Amtmann, dem Schultheissen von Murten, übertrugen. Diesem zahlte Münchenwiler jährlich den Schirmzins. Nachdem Murten 1484 Gemeine Herrschaft der Städte Bern und Freiburg geworden war, liess Bern das Priorat noch im selben Jahr durch päpstlichen Erlass dem Vinzenzenstift inkorporieren und bis 1528 durch Berner Chorherren verwalten. In der Reformation zog Bern Münchenwiler gegen Freiburgs Widerstand an sich: Es verlegte 1527 dessen Gericht nach Biberen unter den Vogt von Laupen, erzwang die Aufgabe des Burgrechts mit Murten und drängte 1530 den letzten Verwalter Ulrich Stör zur Übergabe der säkularisierten Herrschaft Münchenwiler.
Patrizische Twingherrschaft und Schloss
1535 verkaufte Bern die Herrschaft Münchenwiler mit Gerichten (ohne Kriminaljustiz), Höfen und Gebäuden seinem Schultheissen Hans Jakob von Wattenwyl. Querschiff, Vierungsturm und Chor der Kirche sowie andere Gebäude des Priorats wurden 1535-1557 in eine Schlossanlage umgestaltet. Weitere Umbauten erfolgten ab 1690 und im 19. Jahrhundert (z.B. Einbau einer Kapelle 1886). Der zum Schloss gehörende Eigenhof betrieb Acker- und Rebbau, vom 17. Jahrhundert an auch Küherei (Alpweiden im Jura). Nach mehreren Handänderungen ab 1612 gelangte Münchenwiler 1668 an die Familie von Graffenried, die das Schloss bis 1932 besass.
Mit der Helvetik fielen die Herrschaftsrechte 1798 dahin. Schloss Münchenwiler kam auf französisches Diktat mit der Gemeinde Münchenwiler 1798 zum Kanton Saane und Broye, 1803 zum Kanton Freiburg und nach politischen Kämpfen 1807 an den Kanton Bern (Bezirk Laupen). Die verarmte Besitzerfamilie begann ab 1922 mit der Veräusserung von Gütern, bis 1932 Schlossanlage und Park an ein neuenburgisches Konsortium versteigert wurden, das den Besitz 1943 dem Staat Bern verkaufte. Unter Leitung der Volkshochschule Bern und später des Berner Volkshochschulverbands wurden im Schloss Erwachsenenbildungskurse angeboten. Nach der Renovation 1986-1990 folgte die Umwandlung in ein Kurs- und Seminarhotel.
Gemeinde
Um die Priorats- bzw. Schlossgebäude scharten sich Kleinhöfe (Tagländer, lateinisch diurnales) der zur Bewirtschaftung der Domäne angesiedelten Bauern. Taverne (Bären), Mühle, Lehenhaus und Schaffnerei gehörten zum Schloss und wurden von Lehenleuten betrieben. Kommunal war das 1436 erstmals erwähnte Ofenhaus mit zwei Backöfen, von der Herrschaft gestiftet das Schulhaus. Die Prioratskirche hatte einst die ursprüngliche Dorfkirche ersetzt; nach 1484 wurde die Bevölkerung von Münchenwiler nach Murten kirchgenössig und blieb dies auch nach der Reformation. Die Kirchgemeinde Bernisch-Murten verfügt seit 1848 über einen Friedhof in Münchenwiler. Die ursprünglich französischsprachige Gemeinde wandelte sich unter dem Zuzug bernischer Pächter der Schlossgüter zu einer deutschsprachigen; ab 1738 wurde der Schulunterricht von Münchenwiler und Clavaleyres in deutscher Sprache erteilt. Versuche der Regierung (u.a. 1895, erneut 2008), Münchenwiler und Clavaleyres zu vereinigen, scheiterten am Widerstand der Gemeinden. 1898 erhielt Münchenwiler Anschluss an die Lokalbahn Freiburg-Murten-Ins (Station Münchenwiler-Courgevaux). 2000 pendelten knapp drei Viertel der Berufstätigen nach Bern oder Murten.
Quellen und Literatur
- K.L. Schmalz, «Kampf um die Wiedervereinigung der Gem. Münchenwiler und Clavaleyres mit dem Kt. Bern, 1798-1807», in AHVB 37, 1944, 483-542
- K.L. Schmalz, Münchenwiler, 1947 (21994)
- HS III/2, 365-379
- P. Eggenberger et al., Schloss Münchenwiler – ehem. Cluniazenser-Priorat, 2000
- H.-P. Ryser, Bauinventar der Gem. Münchenwiler, 2001
- D. Gutscher, Schloss Münchenwiler, 2002