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Sutz-Lattrigen

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Verwaltungskreis Biel, am Südufer des Bielersees mit den Dörfern Sutz (1228 Soz) und Lattrigen (1270 Lattringun). 1764 154 Einwohner; 1850 363; 1900 375; 1950 479; 2000 1151; 2010 1343.

Sutz-Lattrigen: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.
Sutz-Lattrigen: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.

Kleinfunde aus dem Neolithikum von der Lüscherz- und Auvernierkultur bis in die Bronzezeit belegen mehrere prähistorische Pfahlbausiedlungen. Die Fundstelle Rütte zählt zu den 56 Ufersiedlungen der Schweiz, die in der Unesco-Welterbeliste verzeichnet sind. Spätbronzezeitliche Gräber liegen unweit der mittelalterlichen Kirche.

Beide Orte gehörten zur Herrschaft der Grafen von Neuenburg-Nidau und kamen 1398 an die Stadt Bern, die sie mit Mörigen im Gerichtsviertel Lattrigen der Landvogtei Nidau verwalten liess. Als Grundbesitzer erscheinen verschiedene Herren wie die von Jegistorf, von Ilfingen und von Mörigen, später waren es Berner und Nidauer Stadtbürger. Durch Donationen gelangten Klöster wie St. Alban in Basel, Frienisberg, Gottstatt und die Komturei Münchenbuchsee in den Besitz von Gütern in den beiden Dörfern, die mit der Reformation 1528 an die Stadt Bern fielen. 1798 wurden Sutz und Lattrigen dem Distrikt Seeland sowie 1803 dem Oberamt, später Amtsbezirk (1831-2009) Nidau zugeteilt. Die 1228 erwähnte Kirche in Sutz mit romanischen Schiffsmauern, einem um 1485 errichteten Turm und einem Chor von 1510 gehörte einst den Freiherren von Jegistorf, die den Kirchensatz mit weiterem Besitz 1289 der Abtei Gottstatt vergabten. Mit der Säkularisation der Abtei 1528 gelangte der ganze Besitz an Bern. Die Kirchgemeinde umfasste auch Tüscherz und Alfermée am gegenüberliegenden Seeufer. 1879 wurde sie aufgehoben: Sutz-Lattrigen kam zur Kirche Nidau, löste sich 1993 von dieser und bildete wieder eine eigene Kirchgemeinde. Die beiden durch die Kirche und die gemeinsame Schule verbundenen Zelgdörfer verstanden sich als eine einzige politische Gemeinde und Burgergemeinde. Neben Acker- und etwas Rebbau lebten die Einwohner auch von der Fischerei. Im 17. Jahrhundert baute Bern den Hafen Lattrigen mit einer Anlegestelle, die mit einem Kornhaus als Umschlagplatz genutzt wurde (sogenannte Frienisberglänti). Seit 1916 ist die Gemeinde durch die Biel-Täuffelen-Ins-Bahn mit Biel verbunden, was die Industrie - unter anderem das Kies- und Betonwerk und eine Werkzeugfabrik - förderte. Arbeitsplätze boten auch die Landwirtschaft, vor allem im Obstbau und in der Kirschenkultur, sowie das Kleingewerbe. Mit dem starken Siedlungsbau ab 1950 wuchsen die beiden Dorfkerne zusammen. Die drei Badewiesen, darunter diejenige des Von-Rütte-Guts, sind beliebte Ausflugsziele.

Quellen und Literatur

  • P. Aeschbacher, Stadt und Landvogtei Nidau von den Anfängen bis ins 16. Jh., 1929
  • E.H. Nielsen, Sutz-Rütte, 1989
  • D. Wolf, Bauinventar der Gem. S., 2004
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1228: Soz
1262-1263: Souz
1270: Lattringun

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Sutz-Lattrigen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.04.2019. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000453/2019-04-03/, konsultiert am 18.04.2024.