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Riggisberg

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Verwaltungskreis Bern-Mittelland, zwischen Längenberg und Gurnigelpass gelegen, umfasst das Dorf Riggisberg, Weiler und Einzelhöfe sowie seit 2009 Rüti bei Riggisberg und seit 2021 Rümligen. 1239 Ricasperc, 1270 Riggesberg. 1764 519 Einwohner; 1850 1474; 1900 1753; 1950 1913; 2000 2162; 2009 2359; 2010 2394; 2020 2596.

Riggisberg: Situationskarte 2021 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2021 HLS.
Riggisberg: Situationskarte 2021 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2021 HLS.

In Riggisberg wurden Gräber mit eisernen Beigaben (Kreuzbühlhölzli) sowie römische Siedlungsreste (Muriboden) gefunden. Die Familie von Riggisberg, Burger von Freiburg, hatte im 13. Jahrhundert an ihrem Herkunftsort wohl schon keine Rechte und Güter mehr; Letztere befanden sich 1276 im Besitz des Priorats Rüeggisberg. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft Riggisberg zu Burgistein und kam durch Heirat an Petermann von Wichtrach, der sie 1350-1362 arrondierte und vom Landgrafen in Burgundia circa Ararim (Burgund jenseits der Aare), Rudolf IV. von Nidau, 1358 die dazugehörigen hohen Gerichte kaufte. Daher blieb Riggisberg im Landgericht Seftigen auch unter Bern (1388-1798) vom Gerichtszwang befreit und der Stadt Bern nur militärisch-steuerlich unterstellt. Die Herrschaft bestand aus dem Sitz Uf Gsteig, dem Dorf Riggisberg, Höfen, den Gerichtsrechten über Riggisberg und über Rüti (gemäss Twingrecht von 1542). Als Erbe der von Wichtrach befand sich Riggisberg 1387-1799 im Besitz der Bernburgerfamilie von Erlach. Um 1700 liess sie den alten Herrschaftssitz zur Schlossanlage erweitern. Nachdem die Familie 1798 die Herrschaftsrechte verlor, verkaufte sie 1799 Karl Friedrich Steiger Schloss und Güter, die 1869 an dessen Enkel, den Iren Robert Pigott, übergingen. Die Gemeinde gelangte 1803 als Teil des Landgerichts Seftigen zum Amtsbezirk (bis 1831 auch als Oberamt bezeichnet) Seftigen, dem sie bis 2009 angehörte. 1880 erwarben die Gemeinden des Regierungsstatthalteramts Bern-Land sowie der Amtsbezirke Konolfingen, Seftigen und Schwarzenburg das Schloss und richteten darin die Mittelländische Armenanstalt ein. 1939 wurde das ältere Lange Schloss abgebrochen und 1965-1970 das um 1700 erbaute Hohe Schloss renoviert, in dem zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Verwaltung des Wohnheims Riggisberg untergebracht war.

Das Herrschaftsgebiet Riggisberg gehörte zur Grosspfarrei Thurnen (Kirchenthurnen) und verfügte über die vermutlich im 12. Jahrhundert gestiftete und 1343 erwähnte Sebastianskapelle. Der spätromanische Chorturm stammt aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Das 1687 angefügte Schiff wurde 1939 und 1977-1979 erweitert. Ab 1874 bildete Riggisberg mit Rüti eine Kirchgemeinde, die seit 1935 selbstständig ist. Während die Zone der Weiler und Einzelhöfe vor allem Landwirtschaft (Ackerbau, Vieh- und Milchwirtschaft) betrieb, verfügte das Dorf auch über Gewerbe (u.a. Gerbereien, Schmieden, Wirtshaus), drei Jahrmärkte (ab 1872) sowie eine Spar- und Leihkasse (1903). Zu Beginn des 21. Jahrhunderts bestanden neben vielfältigem Kleingewerbe (v.a. Baugewerbe) mehrere Dienstleistungsbetriebe wie Bezirksspital, Altersheim und die 1914 eingerichtete regionale Sekundarschule für sechs Gemeinden. Die 1961 vom Zürcher Textilindustriellen Werner Abegg gegründete Abegg-Stiftung eröffnete 1967 in Riggisberg ein Textilmuseum mit Forschungs- und Restaurierungszentrum. 2005 stellte der 3. Sektor 81% der Arbeitsplätze.

Quellen und Literatur

  • Stürler, Robert von: Die vier Berner Landgerichte Seftigen, Sternenberg, Konolfingen und Zollikofen. Ihre Entstehung und Rechtsentwicklung bis 1798, 1920.
  • Kirchgemeinderat Riggisberg (Hg.): 50 Jahre Kirchgemeinde Riggisberg-Rüti, 1986.
  • Eicher, Ueli; Mischler, Annemarie: Riggisberg. Aus Geschichte und Gegenwart einer ländlichen Gemeinde, 1998.
  • Hurschler, Thomas: Bauinventar der Gemeinde Rüti bei Riggisberg, 2008.
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1239: Ricasperc
1270: Riggesberg

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Riggisberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.06.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000502/2021-06-11/, konsultiert am 16.03.2025.