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Eggiwil

Polit. Gem. BE, Amtsbez. Signau. Die voralpine Streusiedlung im oberen Einzugsgebiet der Emme umfasst das Zentrum E. (Kirche) mit Heidbühl am Zusammenfluss von Emme und Röthenbach, Weiler (u.a. Äschau, Neuenschwand, Horben, Dieboldswil) sowie Einzelhöfe z.T. auf Terrassen (Eggen). 1323 Eggenwile. 1764 1'709 Einw.; 1850 2'843; 1888 3'215; 1900 3'043; 1950 2'677; 1980 2'323; 2000 2'501.

Pfarrhaus und Kirche. Aquarell von Samuel Weibel, 1825 (Schweizerische Nationalbibliothek, Sammlung Gugelmann).
Pfarrhaus und Kirche. Aquarell von Samuel Weibel, 1825 (Schweizerische Nationalbibliothek, Sammlung Gugelmann).

Vermutlich kyburg. Ministerialen von E. sind im 14. Jh. bezeugt. Das spät besiedelte Waldgebiet gehörte zur Freiherrschaft (ab 1529 bern. Landvogtei) und Kirchgem. Signau. Die einheim. Frh. von Schweinsberg verkauften 1372 ihre letzten Höfe (u.a. Äschau, Dieboldswil) samt Gerichtsrechten. Später von den Bauern aufgekauft, waren diese als "sieben freie Höfe" frei von Twinglasten. Nach der Reformation 1528 breitete sich das Täuferwesen aus. Zu dessen Eindämmung baute Bern 1630-32 in E. eine Kirche, die vorerst von Signau aus betreut, 1648 Pfarrkirche wurde. Hauptwirtschaftszweige waren Vieh-Graswirtschaft der Talgüter, Käseproduktion auf den Alpen, Köhlerei und Holzexport auf Flössen. Die als Erste erw. Alpen Kapf und Netschbühl gehörten bis zum Verkauf durch Bern 1529 zu den Burgen Signau. Wie die später gerodeten Alpen (u.a. Rämisgummen, Schinegg, Sattel, Innenberg, Steinmoos, mit Alpordnung 1676) waren sie im 17. und 18. Jh. (z.T. bis heute) im Besitz von Berner Patriziern, die sie an Küher verpachteten. Die Gem. setzte Ende des 17. Jh. die Besteuerung der Alpbesitzer durch und führte 1724 die obligator. Vertretung an Gemeindeversammlungen ein. Alp- und Holzwirtschaft bewirkten eine massive Entwaldung mit folgenden Hochwassern; im 19. Jh. begann die Wiederaufforstung. Gleichzeitig löste die Tal- die Alpkäserei (heute noch auf Rämisgummen) ab. Die Alpen wurden z.T. in Ganzjahresbetriebe umgewandelt. Bis zum Bau der Strasse nach Schüpbach 1830 bestanden nur Karrwege. Das Kleingewerbe (Maschinen-, Ofenbau, Sägereien, Mühlen) hat gegenüber der Vieh-Milchwirtschaft (1950 acht, 1991 vier, 2004 zwei Käsereien; Alpbetriebe mit Viehsömmerung) an Bedeutung gewonnen. Der Pendlerverkehr ist von geringer Bedeutung. Der weiträumigen Gem. obliegt der Unterhalt von acht Primarschulhäusern.

Quellen und Literatur

  • SSRQ BE II/8
  • F. Häusler, Das Emmental im Staate Bern bis 1798, 2 Bde., 1958-68
  • R. Ramseyer, Das altbern. Küherwesen, 1961
  • Der Amtsbez. Signau, 1991
  • H.-A. Ebener, Bauinventar der Gem. E., Amtsbez. Signau, 1992
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Eggiwil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000511/2005-11-08/, konsultiert am 06.11.2024.