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Röthenbach im Emmental

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Signau, Verwaltungskreis Emmental. Die ausgedehnte Gemeinde im Tal des Röthenbachs umfasst den Kern Röthenbach im Emmental mit der Pfarrkirche, die Weiler Ober- und Niederei, Einzelhöfe sowie Alpen (ehemals bis auf die heute bewaldete Honegg auf 1546 m). Die Gemeinde ist in neun Güter (politische Kreise) eingeteilt, von denen jedes einen Gemeinderat stellt. 1148 Rochembac. 1764 909 Einwohner; 1850 1701; 1900 1525; 1950 1451; 2000 1262.

Cluniazenserpriorat, Gemeinde

Das Cluniazenserpriorat Röthenbach prägte die Anfänge der Gemeinde Röthenbach. Die Zelle, die vor 1148 durch die Herrschaft Signau oder das Priorat Rüeggisberg gegründet worden war, unterstand dem Priorat Rüeggisberg und bestand aus einem Rüeggisberger Mönch (Prior). Die Herrschaft Röthenbach umfasste das heutige Gemeindegebiet (um 1404, 1512 Grenzbeschreibungen) ohne Nieder- und Oberei, die noch 1356 zum Kirchspiel Steffisburg gehörten, sowie die Hochwälder der Honegg, die im Besitz von Kyburg-Thun, ab 1323 bzw. 1384 von Bern waren. Der Prior wirkte als Grund-, Gerichts- und Leibherr (Herrschaftsrecht von 1357). Sein Niedergericht war zugleich grundherrliches Lehengericht (Urkunden von 1428, 1440). Dem Prior oblag die Seelsorge in Röthenbach, im Spätmittelalter der Gottesdienst in der Pfarrkirche Würzbrunnen auf der Höhe über Röthenbach, die 1275 erstmals bezeugt ist (Stephanspatrozinium) und 1494 nach einem Brand neu errichtet wurde, sowie in der Klosterkirche im Tal. Letztere wird 1148 erwähnt (Marienpatrozinium) und zwischen 1540 und 1558 abgebrochen; der heutige Bau stammt von 1905. Die Gotteshausleute beklagten unter anderem die ungenügende seelsorgerische Betreuung und den Anteil am Kirchenopfer der Wallfahrtskirche Würzbrunnen, während der Prior sich über die Frondienst- und Zehntverweigerung der Untertanen beschwerte. 1484 wurde das Priorat Röthenbach mit dem übergeordneten Rüeggisberg dem Chorherrenstift St. Vinzenz in Bern inkorporiert. Nach der Reformation ging der säkularisierte Klosterbesitz in Röthenbach laut einem Pfrundurbar von 1544 an die Pfarrpfründe über.

Die fünf Höfe Röthenbach, Riffersegg, Martisegg, Rüegsegg und Fambach besassen gemeinsame Weiden, die nach dem Streit mit Eggiwil 1427 abgegrenzt und 1534 auf die Höfe verteilt wurden. Durch Hochwaldrodungen unter Bern entstanden die späteren patrizischen Alpbetriebe (1525, 1595 Lehenbriefe). Die Talwirtschaft war vor allem auf Viehwirtschaft, Heuproduktion (für Küherherden) und Holzflösserei ausgerichtet. Die Gemeinde regelte unter anderem 1562 und 1680 im sogenannten Landrecht den Zuzug Fremder und die obligatorische Vertretung der Höfe (Güter) an der Gemeindeversammlung (Gemeindeordnung von 1739). Die Alp- und Holzwirtschaft führte zu einer massiven Waldrodung und Hochwassern, so 1837 anlässlich der Wassernot im Emmental. Nach 1850 wurde die Honegg stark aufgeforstet. Zur selben Zeit löste die Tal- die Alpkäserei ab und zum Teil wurden Alp- in Ganzjahresbetriebe umgewandelt. Mit den Strassen nach Schüpbach (1830) sowie nach Steffisburg, Schangnau und über den Schallenbergpass (1896-1900) verbesserte sich die Verkehrserschliessung. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts prägten Vieh- und Milchwirtschaft mit Alpsömmerung, Holzverarbeitung sowie Ausflugstourismus den Charakter von Röthenbach.

Amt

Bern schuf nach dem ersten Kauf der Herrschaft Signau 1399 das sogenannte Amt Röthenbach mit Röthenbach, Eggiwil (Hoch- und Niedergericht) und vermutlich bereits Kurzenberg und Buchholterberg (nur Niedergericht). In der Grundherrschaft – die fünf Höfe bildeten die innere March – galt das Niedergericht des Priors nur über die Gotteshausleute, für die äussere March (Eggiwil und Nichtgotteshausleute) war das Gericht des bernischen Vogts zuständig. Nach dem endgültigen Kauf der Herrschaft Signau 1529 fügte Bern das Amt Röthenbach als drittes Niedergericht zur Landvogtei Signau, nun auch mit Nieder- und Oberei als Teil der inneren March (1547 unterschiedliche Bussen vermerkt). 1803 blieben Röthenbach und Eggiwil beim Amtsbezirk Signau, während Buchholterberg und Kurzenberg zum Amtsbezirk Konolfingen kamen, dessen Hochgericht sie schon vorher unterstellt gewesen waren.

Quellen und Literatur

  • SSRQ BE II/8
  • F. Häusler, Das Emmental im Staate Bern bis 1798, 2 Bde., 1958-68
  • Der Amtsbez. Signau, 1991
  • HS III/2, 695-706
  • S. Brenner, Bauinventar der Gem. Röthenbach im Emmental, Amtsbez. Signau, 1993
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Röthenbach im Emmental", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000514/2012-01-05/, konsultiert am 11.02.2025.