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Heimberg

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Thun. Die Gemeinde am rechten Aareufer zwischen der Rotache im Norden und der Zulg im Süden umfasst auch das 1869 eingemeindete Thungschneit. 1146 Heimberc. 1764 234 Einwohner; 1850 1079; 1900 1217; 1950 1684; 2000 5529.

Römische Siedlungsreste wurden im Bühlacker entdeckt. Die Freiherren von Heimberg werden 1146-1175 erwähnt. Ihre Herrschaft scheint das grosse Waldgebiet des Zulgtals bis an den Schallenberg umfasst zu haben; ihr Stammsitz ist unbekannt. Ihr Besitz, der möglicherweise nach dem Aufstand des Oberlands 1191 an die Zähringer gefallen war, ging erbweise teils an die Grafen von Kyburg (1250 Streit mit Rudolf von Tann um Güter in Heimberg), teils an die Grafen von Buchegg (1259 Schenkung von Gütern an das Kloster Interlaken). Im 14. Jahrhundert gehörte der Heimberg zum kyburgischen Äusseren Amt, in welchem er ohne eigene Herrschaftsstrukturen aufgegangen war. Nach dem Kauf von Thun und dem Äusseren Amt durch Bern überliess dieses seinem Schultheissen Ludwig von Seftigen den "halben" Heimberg als Privatherrschaft unter dem Niedergericht Steffisburg im bernischen Amt Thun. Trotz unspektakulärer Erscheinung – ohne Burg und ohne eigenes Gericht – lag die Herrschaft Heimberg in der Hand angesehener Patrizierfamilien (von Seftigen, von Bubenberg, Matter, von Erlach, May). Kirchlich gehörte Heimberg zu Thun, bis es 1536 in die Kirchgemeinde Steffisburg umgeteilt wurde. Vom Spätmittelalter an besassen das Spital in Thun sowie Bernburger (von Bubenberg, Matter, später von Erlach, May) Güter in Heimberg 1619/1630 verkauften die von Erlach Wald- und Allmendteile an einheimische Bauern. Im Schwemmgebiet von Aare, Zulg und Rotache war das Bauerndorf eingeengt; erst die Aarekorrektion 1871-1876 erlaubte die Urbarisierung der Auen (Allmend). Günstig für das Gewerbe war dagegen die gute Verkehrslage an der schiffbaren Aare, an der Landstrasse Bern-Thun sowie ab 1899 an der Burgdorf-Thun-Bahn (zwei Stationen). Neben typischem Transitgewerbe (Schiffer, Schmiede, Taverne) entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert die Töpferei zur Exportindustrie; ihren Höhepunkt erlebte sie um 1850 mit ca. 80 Betrieben. Mit deren Niedergang um 1870 richtete sich Heimberg auf Thun und dessen Industrie aus. Ab 1950 setzte die Entwicklung zum städtischen Vorort ein; das ab 1960 stürmische Wachstum liess Überbauungen in den Auen, Neuquartiere (Hubel-Bäumberg, Kaliforni u.a.) sowie die Gewerbezone Winterhalde entstehen. Mit der Autobahn (Anschluss 1971) siedelten sich mehrere neue Unternehmen (Gips-, Maschinen-, Fenster-, Schokoladefabrik, Flachdach-, Holz-, Werkzeugbau, Kieswerk) sowie Grossmärkte und Einkaufszentren an. 1939 erhielt Heimberg eine eigene Kirche, 1979 das Kirchgemeindehaus Kaliforni; 1988 trennte es sich von Steffisburg und bildete eine selbstständige Kirchgemeinde. Zu der kommunalen Infrastruktur gehören Schulanlagen in der Au (1953-1956, 1975-1986), die Sekundarschule (1981), das Sportzentrum, Altersheime sowie das Wohnheim Riedacker.

Quellen und Literatur

  • H. Buchs, Heimberg, 1969
  • H. Buchs et al., 850 Jahre Heimberg, 1146-1996, 1995
  • A.-M. Dubler, «Die Region Thun-Oberhofen auf ihrem Weg in den bern. Staat (1384-1803)», in BZGH 66, 2004
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Heimberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.12.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000527/2007-12-05/, konsultiert am 29.03.2024.