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Eriswil

Polit. Gem. BE, Amtsbez. Trachselwald. Die dem Oberaargau zugewandte Gem. besteht aus dem Dorf E. mit den zwei Gütergem. Vorder- und Hinterdorf, den Weilern Neuligen und Schwendi (1888-89 nach einer Grenzbereinigung mit Wyssachen hinzugekommen) sowie Einzelhöfen. 1256 Erolzwile. 1730 1'726 Einw.; 1764 2'092; 1850 1'973; 1900 2'083; 1950 1'847; 2000 1'439.

Pfarrhaus und Kirche. Kolorierte Aquatinta von Samuel Weibel, 1825 (Schweizerische Nationalbibliothek, Sammlung Gugelmann).
Pfarrhaus und Kirche. Kolorierte Aquatinta von Samuel Weibel, 1825 (Schweizerische Nationalbibliothek, Sammlung Gugelmann).

Kyburg. Ministerialen von E. starben im 14. Jh. aus. Als Teil des sankt-gall. Meieramts Rohrbach kam E. im letzten Viertel des 14. Jh. unter die Frh. von Grünenberg und in den Interessenbereich Berns, das E. 1421 seinem Hochgericht Ranflüh und damit dem Emmental zuteilte. Nach dem Kauf Rohrbachs 1504 wies Bern das Niedergericht E. (mit jenem von Wyssachen) der Landvogtei Trachselwald (ab 1803 Amt) zu und hob so E.s Bindung an den Oberaargau auf. Zur Kirche (Turm evtl. 14. Jh., Chor 16. Jh., Schiff 1905), deren sankt-gall. Kirchensatz nach der Reformation an Bern kam, gehörte bis 1966 auch Wyssachen. Mit der Teilung der Allmend 1455 sowie des Armenwesens 1755 und 1796 trennten sich E. und Wyssachen. 1518 teilten Vorder- und Hinterdorf E. ihren Weidgang und begründeten damit die beiden Gütergemeinden. Nach langjährigem Streit löste sich 1709-13 die Wald- und Weidegemeinschaft mit Luthern im Schluck- und Hegenwald (Warmisbachwald) auf. Unter dem Bevölkerungsdruck verschloss sich die Gemeinde armen Zuzügern (Dorfrecht 1622) und versuchte den Hausbau der Tauner auf der Allmend zu stoppen. Allmendordnungen regelten den Weidgang und den Büntbau der Armen. Aus dem Zwang zum Zusatzverdienst entwickelte sich um 1750 eine schnell expandierende Leinwand-Heimindustrie mit einheim. Verlagshäusern (Schmid), in den 1860er Jahren abgelöst durch Fabrikproduktion. Trotz Textilkrise hielten sich drei Leinenwebereien bis in die 1970er und 80er Jahre, eine Strickerei 1855-1990. E. ist überwiegend landwirtschaftl.-kleingewerbl. orientiert mit neuen Fabrikationszweigen (Elektronik, Stalltechnik, Verpackung). Dank guter Wohnlage, Strassen- und Bahnverbindung (E.-Huttwilbahn 1915, Bus ab 1975) nach Huttwil und Sumiswald sind neue Quartiere entstanden.

Quellen und Literatur

  • SSRQ BE II/8
  • F. Häusler, Das Emmental im Staate Bern bis 1798, 2 Bde., 1958-68
  • B. Schmid, A.O.R. Schmid, Sieben Generationen, 1962
  • J. Rettenmund, Amtsbez. Trachselwald, 1991
  • H. Schneeberger, Bauinventar der Gem. E., 1999
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Eriswil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000549/2005-11-15/, konsultiert am 19.03.2024.