de fr it

Escholzmatt

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt bzw. Wahlkreis Entlebuch, 2013 mit Marbach (LU) zur Gemeinde Escholzmatt-Marbach fusioniert. An der Wasserscheide zwischen der Grossen und Kleinen Emme im Amt Entlebuch gelegen, umfasste Escholzmatt eine Fläche von 61,41 km2 mit Höhenunterschieden von 753 bis 2090 m (Schrattenfluh beim Hengst). Das Dorf Escholzmatt liegt im breiten Haupttal mit den Weilern Lehn, Feldmoos, Wiggen und Dürrenbach. 1160 Askolvismatte, 1240 Askoltispach und Asholtismate, 1275 Aeschelsmat. 1650 ca. 900 Einwohner; 1850 3348; 1900 3127; 1950 3509; 2000 3229.

Im obersten Tal der Kleinen Emme besassen die Herren von Lützelflüh, Sumiswald und Trachselwald die Güter und Rechte. Im 13. Jahrhundert wurden sie von den Freiherren von Wolhusen verdrängt. Ende des 13. Jahrhunderts verkaufte Diethelm von Wolhusen Escholzmatt an die Herzöge von Habsburg. 1313 übergab Freiherr Johann von Wolhusen die Burg Escholzmatt an Herzog Leopold von Österreich; die Wolhuser blieben aber bis zu ihrem Aussterben (1370) Lehensmänner Habsburgs. 1405 übernahm Luzern das Entlebuch als österreichisches Pfand und bildete eine Landvogtei. Als Inhaber der Herrschaft Wolhusen beanspruchte Luzern ab dem ausgehenden 14. Jahrhundert die hohe Gerichtsbarkeit über Trub, Schangnau, Marbach und Escholzmatt. Als Bern 1408 mit dem Landgericht Ranflüh die hohe Gerichtsbarkeit über dieses Gebiet erworben hatte, kam es zu einem Grenzstreit zwischen den beiden Städten. Dieser endete 1470 in der sogenannten Völligen Richtung, wonach Luzern Escholzmatt und Marbach erhielt. 1596 schuf Luzern mit der Aufteilung des Hochwaldes das Amt Escholzmatt, zu dem auch Marbach gehörte. Während des Bauernkrieges 1653 trat Escholzmatt nur mit dem dort wohnhaften Christian Schibi (Denkmal) hervor. Während der Helvetik gehörte Escholzmatt zum Distrikt Schüpfheim; 1803-1913 bildete das Amt Escholzmatt einen eigenen Gerichtsbezirk. Seit Ende des 16. Jahrhunderts besteht in Escholzmatt eine Schule; ein Förderer des Schulwesens war am Ende des 18. Jahrhunderts Pfarrer Franz Josef Stalder, der sich als Initiant des Schweizerischen Idiotikons einen Namen machte.

Im 12. Jahrhundert gründeten die Freiherren von Sumiswald auf ihrem Allod die Pfarrkirche Escholzmatt, die 1225 von Lüthold von Sumiswald an die Deutschordenskommende Sumiswald vergabt wurde. Die Kirche gelangte darauf in die Hand der Herren von Thorberg. 1341 verkaufte Ritter Berchtold von Thorberg den Kirchensatz an die Gebrüder Rust von Wolhusen. Durch Erbschaft kam er um 1400 an die Herren von Luternau. Bis zur Reformation gehörte Escholzmatt zum Dekanat Lützelflüh (Archidiakonat Burgund), dann zum Dekanat Sursee und seit 1916 zum Dekanat Entlebuch. Um- und Neubauten der Kirche erfolgten unter anderem in den Jahren 1338, 1482, 1665, 1754-1757 (Jakob Singer) sowie 1893-1894 durch August Hardegger, der anstelle der alten Kirche eine monumentale dreischiffige Hallenkirche im neugotischen Stil erbauen liess. Die Kirche wurde 1983-1985 restauriert und archäologisch untersucht. In der Kapelle St. Anna von 1613 auf Schwendelberg wird ein Bild der heiligen Anna aus dem Kloster Trub aufbewahrt. 1947 erfolgte der Bau der reformierten Kirche Escholzmatt.

Ab dem 18. Jahrhundert vergrösserte sich das Dorf. Nach dem Bau der Seltenbachbrücke 1828-1829 entstand auch in der Änetbrügg ein Quartier. 1870-1970 bestand die Tuchfabrik Feldmoos, 1883 wurde die Likörfabrik Escholzmatt gegründet. Trotz des Baus der Bahnlinie Bern-Luzern und der Eröffnung eines Bahnhofs 1875 behielt Escholzmatt lange den Charakter einer Bauerngemeinde. Im 20. Jahrhundert und besonders in jüngster Zeit siedelten sich an der Landstrasse kleinere Gewerbe- und Industriebetriebe an, wobei die Landwirtschaft (hauptsächlich Milchproduktion und Viehzucht) weiterhin ein wichtiger Sektor blieb. Während 1965 58% im 1. Sektor und 27% im 2. Sektor arbeiteten, fielen 2000 auf den 1. Sektor noch rund ein Fünftel und auf den 2. Sektor mehr als zwei Fünftel der Beschäftigten. 1978 wurde das Alters- und Pflegeheim Sunnematte für das Amt Entlebuch in Escholzmatt eröffnet.

Quellen und Literatur

  • O. Studer, Entlebucher Heimatarchiv in Escholzmatt, 1973
  • Kdm LU, NF 1, 1987, 88-147
  • A. Schmidiger et al., Erleben Sie das alte Escholzmatt, 1999
  • O. Wicki, A. Kaufmann, Aus alter Zeit: Geschichten und Bilder aus dem Entlebuch, 2003
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anton Kottmann: "Escholzmatt", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.11.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000585/2016-11-03/, konsultiert am 18.01.2025.