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HohenrainGemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt bzw. Wahlkreis Hochdorf. Am Westhang des Lindenbergs über dem Baldeggersee, bestehend aus den Dörfern Hohenrain und Kleinwangen, mehreren Weilern und seit 2007 mit Lieli. 1182/1183 Hohenrein. 1798 1228 Einwohner; 1816 1741; 1850 2008; 1900 1685; 1950 2092; 2000 2240.

Reste spätrömischer Gutshöfe in Ottenhusen, Ferren und Höchi bei Kleinwangen. Vor dem Ende des 12. Jahrhunderts befand sich in Hohenrain vermutlich ein Sitz der Herren von Hohenrain-Wangen, der als Gründungsgut der Johanniterkommende diente. Diese besass ungefähr vom 13. Jahrhundert an im Gebiet von Hohenrain eine nahezu geschlossene Niedergerichtsherrschaft. Um 1300 sind freie Bauern bezeugt. Ende des 14. Jahrhunderts erwarb Luzern Hohenrain als Teil der Pfarrei und des äusseren Amtes Hochdorf. Auf dem Gemeindegebiet bestanden Twinge in Kleinwangen, Günikon, Ferren, Unter- und Oberebersol und Ottenhusen, die ab dem 13. Jahrhundert an die Kommende gelangten und einem übergeordneten Twinggericht unterstellt wurden. Dieses tagte in Urswil, später in Hohenrain, das sich als eigene Siedlung erst um 1900 stark entwickelte und keinen eigenen Twing bildete. 1798 entstanden aus den Twingen und aus Hohenrain Munizipalgemeinden, die 1803 im Umfang des ehemaligen Twinggerichts Hohenrain als Steuerbrief zusammengefasst wurden.

Die Kirche der Kommende aus dem Ende des 12. Jahrhunderts war auch die Pfarrkirche. Sie gründete auf einem karolingischen Gotteshaus. Die Pfarrei umfasste nur die Kommende und einige Hofstätten. Durch Inkorporation kamen die Kirche St. Germanus in Altchile im aargauischen Abtwil und um 1269 die Kirchenrechte von Kleinwangen dazu. 1806 behändigte sich Luzern der Kollatur, 1879 überliess es sie der Gemeinde. 1807-1812 gelangten Günikon – hier bestand vom 16. bis 18. Jahrhundert eine Einsiedelei - und Oberebersol von der Pfarrei Hochdorf zu Hohenrain. Die Kirche wurde 1694 barockisiert, 1899-1900 im Rokokostil stuckiert und 1956 vom Kanton übernommen. Die neue Pfarrkirche wurde 1963-1965 errichtet. In der Johanneskapelle im Wallfahrtsort Ottenhusen befindet sich seit dem 19. Jahrhundert ein Johanneshaupt aus dem 15. Jahrhundert. In der frühen Neuzeit reichte die Gemeinde im Süden ins Einzelhofgebiet, im Norden gab es kleine dörfliche Siedlungen mit einem verzahnten Zelgensystem. 1555 erfolgte eine Waldteilung, 1586 und 1587 kam es zu grösseren Zelgeinhegungen. In der Gemeinde wurden neben Ackerbau Obstbau, Vieh- und Schweinehaltung betrieben, ausserdem bis um 1860 auch Weinbau (1975 wieder belebt). Im 18. und 19. Jahrhundert befanden sich auf dem Gemeindegebiet eine Baumwoll- und eine Seidenspinnerei. In Günikon, Kleinwangen und Ferren sind Mühlen bezeugt, in Oberebersol im 17. und 18. Jahrhundert ein ehafter Färber und Seidenferger. Gewerbe siedelte sich vor allem in Kleinwangen an. Das 1472 erstmals erwähnte Bad Ibenmoos bestand bis um 1830. 1833-1834 wurde es von Josef Leu von Ebersol in ein Armen- und Waisenhaus umgewandelt, 1852-1970 diente es als Schule. Das Ende des 18. Jahrhunderts erbaute Bad Augstholz wurde bis um 1860 betrieben. Rund 110 Landwirte bewirtschaften die noch heute stark vom 1. Sektor geprägte Gemeinde (2004). Erster Schulunterricht ist 1776-1777 belegt. 1947-1973 gab es auch eine Sekundarschule in Hohenrain. Seit 1969 befindet sich die kantonale Landwirtschafts- und Maschinenschule (heute Landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrum) in der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • Kdm LU 6, 1963, 164-200
  • Fs. 800 Jahre Hohenrain, 1182-1982, 1982
  • P. Witschi, «Seidenspinnerei in Hohenrain», in Gfr. 138, 1985, 173-188
  • A. Ineichen, Innovative Bauern, 1996
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Waltraud Hörsch: "Hohenrain (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.11.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000603/2016-11-03/, konsultiert am 28.03.2024.