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RothenburgGemeinde

Fotografie des Ortskerns, 1915 (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern).
Fotografie des Ortskerns, 1915 (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern). […]

Politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt Hochdorf, auf einer Felszunge oberhalb des Rotbachtobels nördlich von Emmenbrücke in der Luzerner Agglomeration gelegen. 1130 Rodemburg. Um 1695 ca. 730 Einwohner 1798 837; 1816 1198; 1850 1341; 1900 1301; 1950 2171; 2000 6239.

Die vermutlich vor 1135 von den gleichnamigen Freiherren erbaute Rothenburg wird 1240 erstmals als castrum erwähnt. Nach 1297 übernahmen die Habsburger die Herrschaft Rothenburg, bauten die städtischen Strukturen aus und verliehen der Vorburgsiedlung wahrscheinlich Anfang 14. Jahrhundert das Stadtrecht. Rothenburg war nach 1300 Sitz eines Vogts, führte 1334 ein Siegel und erhielt 1371 einen neuen Burgrechtsbrief, entwickelte aber weder Rat noch Gerichtskompetenz. Die Befestigung wurde 1351 und vor allem ab 1368 unter der Pfandherrschaft der Freiherren von Grünenberg ausgebaut. Am 28. Dezember 1385 eroberte Luzern Rothenburg, schleifte Burg und Stadtmauern und degradierte die Stadt zum Flecken. Die Eroberung war einer der Auslöser des Sempacherkriegs 1386. Der frühneuzeitliche Steuerbrief integrierte die Twinge Rothenburg und Bertiswil und umfasste damit das Gebiet der heutigen Gemeinde. Bis zu dessen Aufteilung 1798 blieb Rothenburg Hauptort des gleichnamigen Amts.

Rothenburg war nach Rüeggeringen kirchgenössig, wo die 1483-1484 und 1671 umgebaute Pfarrkirche St. Pelagius stand. Zur Pfarrei Rüeggeringen gehörten zudem die 1173 erwähnte romanisch-gotische Kirche St. Maria in Bertiswil und die 1334 erbaute Barbarakapelle in Rothenburg. Den Kirchensatz hatten ab ca. 1386 als Luzerner Lehensherren die von Lütishofen inne, die ihn 1479 an das Stift Beromünster vergabten, wobei das Nominationsrecht bei Luzern blieb. 1731 wurde die Pfarrkirche abgebrochen und anstelle der Barbarakapelle die neue Pfarrkirche St. Barbara und Pelagius errichtet (1876-1877 und 1933-1934 umgebaut). Im 16. Jahrhundert entstanden vier Bruderschaften. Die Pfarrei wurde einerseits 1807-1808 und 1947 erweitert, andererseits 1923 und 1971 zugunsten der neuen Pfarreien Gerliswil und Riffig verkleinert. Das reformierte Pfarramt entstand 1988.

Landwirtschaftlich prägten Feldgraswirtschaft, Obstbau, Einzelhöfe und das Zelgensystem die Gemeinde. Die 1418 erstmals erwähnte Brücke, die 1575-1577 durch eine Holzbrücke auf Steinpfeilern ersetzt wurde, hatte vermutlich bereits nach 1300 das Rotbachtobel für den Verkehr von Basel über den Gotthard überwunden. Vielleicht ab 1330/1340, sicher ab 1358 bestand eine Zollstelle, die 1588 nach Emmenbrücke verlegt wurde. Die spätere Brücke von 1715-1717 galt zu Beginn des 21. Jahrhunderts als Wahrzeichen von Rothenburg. Die Verkehrsverbindung und die Stadtwerdung ermöglichten die Ansiedlung von städtischem Gewerbe. 1256 existierte vermutlich eine Badestube, ca. 1300-1877 eine Mühle, 1454 ein bzw. um 1500 wahrscheinlich zwei Wirtshäuser. 1517 sind ein Metzger, 1547 ein Bäcker und 1573 ein Gerber nachgewiesen. Ab Ende des 17. Jahrhunderts liessen sich Landhandwerker und Tauner in Rothenburg nieder, die für die Stadt Luzern günstig landwirtschaftliche Güter produzierten. Im 18. Jahrhundert verlor Rothenburg gegenüber Hochdorf als Zunft- und Gewerbezentrum an Bedeutung und liegt seit 1761 abseits der neuen Baselstrasse. 1573 ist ein Schulmeister erwähnt und 1830 entstand eine Sekundarschule, die sich zum Oberstufenzentrum entwickelte. 1844-1846 wurde die Burgstelle beim Schulhausbau eingeebnet. 1856 eröffnete die Schweizerische Centralbahn die Haltestelle Rothenburg-Station, 1922 die SBB mit Rothenburg-Dorf eine weitere. 1885 liess sich in Rothenburg eine Möbelfabrik, 1937 ein Lager der BP-Tankstellen und nach 1950 die Metallschlauchfabrik BOA AG nieder. Seit 1918 betreibt die Auto AG Rothenburg mehrere Buslinien. Der Zonenplan von 1965 begünstigte die nach 1970 einsetzende Entwicklung der Industrie- und Lagerzonen bei Rothenburg-Station. Seit den 1960er Jahren erlebt Rothenburg, das 1981 einen Anschluss an die A2 erhielt, ein starkes Gewerbe- und Bevölkerungswachstum.

Quellen und Literatur

  • Kdm LU 6, 1963, 241-268
  • F. Glauser, J.J. Siegrist, Die Luzerner Pfarreien und Landvogteien, 1977, v.a. 168
  • A.-M. Dubler, Handwerk, Gewerbe und Zunft in Stadt und Landschaft Luzern, 1982
  • Rothenburg über dem Rotbach, 1991

Zitiervorschlag

Waltraud Hörsch: "Rothenburg (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 31.03.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000611/2015-03-31/, konsultiert am 29.03.2024.