de fr it

Schongau

Politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt Hochdorf, am Westhang des Lindenbergs über dem Hallwilersee und an der Grenze zum Kanton Aargau gelegen. Die Gemeinde besteht aus den Dörfern Ober-, Mettmen- und Niederschongau, dem Weiler Rüedikon sowie zahlreichen Einzelhöfen. 831 Scongaua. Um 1695 ca. 775 Einwohner; 1798 846; 1850 1077; 1900 805; 1950 726; 2000 729.

Reste eines römischen Gutshofs traten unter der Kirche Oberschongau zutage. Die Kirchenrechte und Gerichtsbarkeit unterstanden bereits 1036 dem Stift Beromünster und dessen Kastvögten und waren Teil des Michelsamts. Im Sal- oder Meierhof Niederschongau fasste das Kloster Muri seine Rechte am Lindenberg zu einer Gerichtsgenossenschaft zusammen. Das Dinggericht gelangte im 13. Jahrhundert an die Grafen von Habsburg als Klostervögten, die ihm auch die lokalen Freien des Freiamts Fahrwangen und die Gotteshausleute von Beromünster unterstellten. Um 1306 lag Schongau im habsburgischen Amt Lenzburg, um 1318 wie zuvor schon Rüedikon im Amt Richensee. Zwischen ca. 1354 und 1361 erwarben die Freiherren von Hallwyl den Dinghof des Klosters Muri als Lehen und hatten ihn bis 1798 inne; noch im 15. Jahrhundert zählte er zur Grafschaft Fahrwangen. 1420-1798 war Schongau eine Exklave der luzernischen Landvogtei Michelsamt und gehörte 1798-1803 zum Distrikt Münster. Mit dem Amt Hitzkirch kam Schongau 1803 zum Amt Hochdorf und war 1814-1913 Teil des Gerichtsbezirks Hitzkirch. In Oberschongau befand sich 1760-1848 eine Zollstelle.

Die Pfarrkirche in Oberschongau, vermutlich eine Schenkung der Grafen von Lenzburg, wurde 1358 dem Stift Beromünster inkorporiert. Der romanische Vorgängerbau wich um 1500 einem Neubau, der um 1700 durch Baumeister Jeremias Schmid, Kaplan in Hitzkirch, vergrössert wurde. Eine Marienwallfahrt bestand hier vermutlich ab Anfang des 17. Jahrhunderts. 1923-1924 liess Mettmenschongau eine neue Pfarrkirche bauen. 1571/1581 bewilligte der Luzerner Rat die Teilung von Allmendland, das an Bauern und Tauner von Schongau verpachtet wurde. Drei bis ins 19. Jahrhundert weitgehend selbstständige Gemeinden entstanden, die mit Rüedikon ein Gericht (so schon 1547) und 1803 einen Steuerbrief bildeten. Das Bürgerrecht galt für alle vier Orte. Rüedikon war eine eigene Nutzungsgemeinde, wechselte 1808 von der Pfarrei Hitzkirch zu Schongau, seinem gewohnheitsmässigen Pfarrzentrum. Das Stift Beromünster besass in Mettmenschongau eine 1255 vom Vogt von Richensee okkupierte Mühle. Eine Mühle der Kommende Hitzkirch in Niederschongau umfasste ab 1753 eine Pfisterehafte. In den Dörfern wurde vor allem Getreidebau in Dreizelgenwirtschaft, viel Obstbau und bis ins 19. Jahrhundert etwas Weinbau betrieben. In den 1760er Jahren wanderten Einwohner nach Spanien aus. Die Heimindustrie spielte in der frühen Neuzeit eine gewisse Rolle. Um 1770 waren ein Seidenfergger, 1787 fünf Schongauer Baumwollverleger überregional tätig. 1834 gründete Pfarrer Alois Röthelin Strohflechtschulen, die auch der Hanf- und Rosshaarstrickerei dienten. 2005 stellte der 1. Sektor in der noch immer agrarisch geprägten Gemeinde rund die Hälfte der Arbeitsplätze.

Quellen und Literatur

  • J. Herzog, Heimatkunde von Schongau, Kt. Luzern, 1928
  • J.J. Siegrist, «Die Beziehungen der Herren von Hallwil zu Schongau», in Heimatkunde aus dem Seetal 29, 1955, 37-45
  • Kdm LU 6, 1963, 269-279
  • A. Ineichen, Innovative Bauern, 1996, 63, 213

Zitiervorschlag

Waltraud Hörsch: "Schongau", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.10.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000612/2012-10-23/, konsultiert am 18.04.2024.