Politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt Luzern-Land. Seit 1845 umfasst Kriens auch Hergiswald. Das Eigental gehörte bis 1832 kirchlich, im Mittelalter und 1814-1845 politisch zu Kriens. 1456 ca. 400 Einwohner; um 1695 ca. 1280; 1798 1956; 1850 2693; 1900 5951; 1950 9821; 1960 14'029; 1970 20'409; 2000 24'742.
Die von den geschiebereichen Pilatusbächen beherrschte Schwemmebene wurde spät besiedelt. In ihrer Schenkung an das Kloster Luzern bezeichneten Ata und Chrimhild in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts mit Chrientes den Raum zwischen Pilatus und See bzw. Reuss. Erste Höfe entstanden am Sonnenberg und im Tal, spätere Ausbauhöfe am Schattenberg (am Pilatushang). Das Kloster errichtete einen Meier- und einen Kellerhof. Nach 1291 wurden die Ämter als habsburgisches Lehen vergeben: Das Meieramt war um 1320-1346 Hartmann von Ruoda und vor 1416 Heinrich von Wissenwegen verpfändet, das Kelleramt um 1346/1361 den Herren von Malters verliehen, die Vogtei 1361 Hans von Hunwil. 1347 erscheinen die Höfe Eggen und Rönnimoos als separates Vogteilehen der Herren von Littau. Der Kellerhof wurde zur Keimzelle der Dorfgenossenschaft.
Bereits Ende des 13. Jahrhunderts traten Stadtbürger in Kriens als Besitzer grösserer Güter auf: Ritter Rudolf von Schauensee (aus der luzernischen Familie Schnyder) errichtete das Schloss Schauensee; eventuell war auch die Burg Obernau im 13. Jahrhundert ein stadtbürgerlicher Sitz. 1385-1415 ging Kriens mit dem Amt Rothenburg an Luzern über. Um 1392 schuf Luzern die Vogtei Kriens (1421 zur Vogtei Kriens-Horw erweitert) und erwarb 1416 das Niedergericht des Meierhofs. In Kriens sass jeweils ein Untervogt. Die Krienser genossen bis ca. 1585 in Luzern das Hintersassenrecht. Neben dem Dorf bestanden als Nutzungsgemeinden die Siedlung Obernau, die Sonnenberghöfe und weitere Hofgruppen. Um 1483-1485 und 1588 schuf die Teilung der Tal- und Hochwaldallmenden die Grenzen zu Luzern und Horw. Die Pfarrkollatur gehörte zum Meierhof und gelangte vom Kloster Luzern 1291 an Habsburg, 1416 an die Stadt Luzern, 1905 an die Gemeinde. Die Pfarrkirche St. Gallus und Othmar von 1685-1687 wurde 1890 erweitert, 1937-1939 umgestaltet und enthält Mauern des Turms aus dem 13.-14. Jahrhundert. 1953 bzw. 1979 entstanden die neuen katholischen Pfarreien Bruder Klaus und St. Franziskus, 1940 die reformierte Johannes-Kirche.
Die Bauern betrieben schon im Spätmittelalter hauptsächlich Vieh- und Milchwirtschaft und gaben den Getreidebau im 16. Jahrhundert weitgehend auf; zur Viehsömmerung nutzten sie Hochalpen im Entlebuch. Wegen des Interesses am freien Viehhandel und Handwerk beteiligte sich Kriens 1653 massgeblich am Bauernkrieg. Über die Rengg konnte der Viehhandel zwischen Entlebuch und Unterwalden den städtischen Zoll umgehen. Der Krienbach (ab 1417 Gewerbekanäle bekannt) und die Auslagerung immissionsreicher Gewerbe aus der Stadt Luzern förderten die gewerblich-industrielle Entwicklung und die Agglomerationsbildung. Die klösterliche Mühle ist ab 1314, eine Bleicherei ab 1596 belegt. 1619 werden vier Sägereien erwähnt, ferner gab es Lohstampfen und ab dem 16. Jahrhundert eine städtische Pulvermühle. Ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert erlebte Kriens eine rege Zuwanderung besonders von stadtorientierten Handwerkern und Taglöhnern. Ein Schwerpunkt der gewerblichen Produktion war die Metallverarbeitung: 1482 existierte bereits eine Hammerschmiede, um 1599 zwei, ab 1598 eine Feilenschmiede, 1684 eine Waffenschmiede und ab dem 17. Jahrhundert diverse Nagelschmieden. Um 1613 entstand die Kupferhammerschmiede. Die Schmieden gehörten noch Mitte des 18. Jahrhunderts vor allem Stadtluzernern und Patriziern. Der Kupferhammer, ab 1777 im Besitz von Jost Meyer von Schauensee, wurde ab 1826 als frühe Aktiengesellschaft zum ersten Schweizer Kupferwalz- und Hammerwerk ausgebaut und gelangte ab 1834 in Westschweizer Hände. 1906-1907 wurde das Werk aufgegeben.

Der Durchbruch zur Industrialisierung verdankte Kriens wesentlich August Bell: Seiner 1845 gegründeten Pferdehaarflechterei gliederte er 1855 eine (Textil-)Maschinenfabrik an. Diese diversifizierte rasch: Ab 1860 fertigte sie Papiermaschinen, Dampfmaschinen, Turbinen, Eisenbahnbrücken für die Gotthardlinie, ab 1876 auch Standseilbahnen. Wegen der Krise in den 1930er Jahren gelangte die Bell Maschinenfabrik AG 1936 an Heinrich Wachter, 1959 an Escher Wyss und 1967 mit dieser an Sulzer Winterthur. Die von Bell 1860 eröffnete Florettseidenspinnerei war 1877-1968 in französischem Besitz (S.A. de Filatures de Schappe, Lyon), 1968-1975 in amerikanischem; 1975-1987 produzierte sie als Schappe Kriens AG Garne. Ferner waren ab 1855 eine Teigwarenfabrik (1928 Fusion mit Wenger & Hug AG in Gümligen) und ab 1899 die Holzwerkzeugfabrik Lachappelle (2000 Produktion eingestellt) tätig. 1960 liessen sich die 1909 in Luzern gegründeten Sauerstoff- und Wasserstoffwerke AG in Kriens nieder (1984 in PanGas umbenannt, 1996 nach Dagmersellen verlegt). Die industrielle Erschliessung wurde 1886 durch die Bahnverbindung, die Anknüpfung an die Stadt Luzern 1900 durch das elektrische Tram (bis 1961) gefördert. Neben Emmen ist Kriens die wichtigste industrielle Vorortsgemeinde Luzerns. In neuerer Zeit entstanden dank stadtnaher Lage Bürokomplexe (z.T. auch für die kantonale Verwaltung) und Verteilzentralen (Coop).
Die Krienser Arbeiterschaft organisierte sich früh: 1872 wurde der Grütliverein Kriens gegründet, 1895 die Demokratische und Arbeiterpartei Kriens (ab 1905 Arbeiterpartei Kriens, ab 1912 Sozialdemokratischer Verein Kriens) ins Leben gerufen. Infolge der Wirtschaftskrise stimmten die Krienser 1934 deutlich für die Eingemeindung, stiessen aber beim Luzerner Stadtrat auf eine zögerliche Haltung. Ab den 1940er Jahren kehrte die Interessenlage: Nun lehnte Kriens städtische Fusionsavancen ab. 1963 wurde der Einwohnerrat (kommunales Parlament) eingeführt, in dem lange Zeit die Liberalen (FDP) die dominierende Kraft waren. Seit 1862 besteht die Sekundarschule. Heute verfügt die Gemeinde über mehrere Quartierschulhäuser, bis 1936 existierte eine Metallfachschule. 1859-1944 wurde auf dem Sonnenberg eine Knabenerziehungsanstalt geführt. Die Schweizerische Talmud-Hochschule kam 1968 nach Kriens-Obernau. Der Tourismus entwickelte sich mit dem 1857 bewilligten Kurhaus Sonnenberg, zu dem ab 1902 eine (heute noch betriebene) Standseilbahn führte. Das Kurhaus florierte bis zum Ersten Weltkrieg, machte 1942 Konkurs und wurde 1955 abgebrochen. 1954 erfolgte die Eröffnung der Krienseregg-Gondelbahn, die 1956 mit einer Kabinenluftseilbahn zum Pilatus weitergeführt wurde. 1957 erwarb die Gemeinde die 1911-1912 für Hermann Bell errichtete Villa Florida, die seit 1991 das Museum Bellpark beherbergt.