de fr it

Malters

Politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt Luzern. Die rund 10 km von der Stadt Luzern entfernte, beidseits der Kleinen Emme gelegene Gemeinde umfasste bis 1845 auch Schwarzenberg. Zweite Hälfte 9. Jahrhundert in Maltrensi marcha, 1238 villa Malters. Um 1695 ca. 1630 Einwohner; 1798 2658; 1837 3282; 1850 3524; 1900 3108; 1950 4155; 2000 6127.

Malters ist Herkunftsort der im 12. Jahrhundert freien, später ritteradligen Herren von Malters. In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts gelangten Güter im Gebiet der heutigen Gemeinde an das Benediktinerkloster Luzern, vor 1135 mit diesem an das Kloster Murbach. Malters wurde als Murbacher Dinghof mit Meier- und Kelleramt 1291 von Habsburg erworben und um 1300 dem Amt Rothenburg unterstellt. Im 14. Jahrhundert wurde Malters durch habsburgische Verpfändung als Hochgerichtskreis bzw. Vogtei aus dem Amt gelöst. 1333 gelangte die Vogtei pfandweise an die von Freienbach und ging Mitte des 14. Jahrhunderts als Erbe an die von Moos in Luzern, denen sie 1424 und 1431 von König Sigismund zu Reichslehen, danach von Luzern verliehen wurde. Meieramt, Kelleramt und Kellerhof waren zeitweise in unterschiedlicher Hand (1346-1386 Meier- und Kelleramt bei Petermann von Gundoldingen, ab 1387 Kelleramt bei den von Moos, Kellerhof 1395-1440 bei den Segesser). Luzern nahm bereits 1396 und 1399 hochgerichtlichen Einfluss. Hans von Mantzet erbte den von Moos'schen Besitz und verkaufte Malters um 1480 an Luzern, das dieses 1481 mit dem neu erworbenen Littau zur Landvogtei Malters und Littau vereinte. 1798 wurde Malters entlang der Emme in die Munizipalitäten Malters (Distrikt Luzern) und Brunau (Distrikt Ruswil) geteilt. 1803-1814 bildete Malters einen Gerichtsbezirk und gehörte danach bis 1913 zum Gerichtsbezirk Kriens.

Die 1910 erbaute zweite Industriemühle der Mühlenwerke Steiner beim Bahnhof. Fotografie, 1930er Jahre (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Sammlung Photoglob).
Die 1910 erbaute zweite Industriemühle der Mühlenwerke Steiner beim Bahnhof. Fotografie, 1930er Jahre (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Sammlung Photoglob).

Das ausgedehnte Amt Malters umfasste von ca. 1300 bis 1798 die Teile Tal (Malters, Blatten, Ennigen), Ennet der Emme (Brunau) und Schwarzenberg bis zum Pilatusgrat. Im 14. Jahrhundert bildete sich die Grenze gegen Ruswil aus. Neben zahlreichen Einzelhöfen bestanden Twinge im Dorf Malters (dieses erhielt 1598 von Luzern ein Twingrecht), in Blatten (1602 Allmend-, 1709 Waldaufteilung), Brunau (1314 Standort einer curia des Stifts Luzern, Zehntbezirk) und Ey; ihre Aufgabe waren vor allem die Wuhrarbeiten an der Kleinen Emme. Die 1320 erwähnte Mühle Thorenberg des Klosters St. Leodegar lag im Amt Malters (an der Grenze zu Littau) und war in den Twingen Blatten, Brunau und Littau holz- und weideberechtigt. Die Kirche St. Martin ist eine der frühen Kirchen des Kantons und gehörte zum Meierhof Malters; der Kirchensatz teilte vermutlich die Geschicke der Vogtei und gelangte um 1480 an Luzern. Zur Pfarrei gehörten bis 1808 Schachen, bis 1832/1834 ein Teil von Schwarzenberg sowie bis 1864/1865 Teile der Pfarrei Hellbühl. Die Kirche wurde um 1511 und 1602 erweitert und neu geweiht, 1833-1835 entstand die geräumige klassizistische Kirche mit dem fast 100 m hohen Turm. 1784 war Malters eine der bevölkerungsreichsten Pfarreien des Kantons. Auf dem Friedhof erinnert ein Denkmal an die 28 Freischärler, die in der Nacht vom 31. März auf den 1. April 1845 im Gefecht gegen die Luzerner Regierungstruppen gefallen waren. Die in Blatten von einem Bauern 1370 als Votivbau gestiftete und 1391 geweihte Kapelle St. Jost erhielt 1495 von Luzern eine Kaplanei, wurde 1511 sowie 1629-1655 vergrössert und neu ausgestattet und im 18. Jahrhundert mit Rokokostuckaturen versehen. Um 1500 sowie im 17. und 18. Jahrhundert war sie ein bedeutender Wallfahrtsort. 1914 wurde in Malters die evangelisch-reformierte Mirjamskirche erbaut.

Im Mittelalter wurde ausgiebig Getreidebau betrieben, wovon um 1300 bestehende Mühlen zeugen. In der frühen Neuzeit herrschten Einzelhöfe vor, der nördliche Teil der Gemeinde mit dem Brunauerberg gehörte zum Feldgraswirtschaftsgebiet, der südliche Teil zur voralpinen Zone, in welcher die Viehwirtschaft dominierte. Im 15. Jahrhundert löste Malters aus der mit anderen Gemeinden geteilten Hochwaldallmend am Pilatus den Gemeindewald (1649/1650 Jagd- und Rodungsverbot zum Wildbachschutz) heraus. 1804 wurde der Wald unter den Nutzungsberechtigten aufgeteilt, wobei man für die Hintersassen eine Genossenschaft mit eigenem Wald errichtete. Die immer wieder über die Ufer tretende Kleine Emme und die geschiebe- und hochwasserreichen Pilatusbäche Rümlig und Renggbach (Krienbach) wurden wiederholt verbaut. Ende des 16. Jahrhunderts wurden Eisenerzabbauversuche (am Rümlig) gemacht, die aber nicht über die Anfänge hinauskamen. Im 17. Jahrhundert trennte sich Malters vom Zunftzentrum Ruswil und bildete eigene Landzünfte: die Bruderschaft der Schmiede (nach 1606), der Weber (nach 1630), der Schuhmacher und der Schneider (beide 1685). Malters war in der Frühneuzeit ein prosperierender Marktort an der Willisauer und Berner Landstrasse, hatte begüterte Wirte und Müller und verfügte 1767-1848 über eine Zollstation. In Heimarbeit wurde Ende des 18. Jahrhunderts Baumwolle gesponnen, im 19. Jahrhundert Stroh, Pferdehaar (Fabrik von August Bell ab 1848/1849-1860) und Seide verarbeitet; es wurden Zigarren und in Ennigen um 1900 Wäscheklammern produziert. Nach Eröffnung der Luzern-Langnau-Bahn 1875 siedelte sich vermehrt Gewerbe an. 1879-1882 zog die Handelsmühle Steiner von Grosswangen nach Malters (heute zu Meyerhans Hotz AG, Weinfelden, gehörig), ihr privates Elektrizitätswerk lieferte auch der Gemeinde Strom. Ferdinand Steiner, Mitinhaber der Mühle, liess 1895-1896 die Villa All'Aria mit Gartenanlage errichten (seit 1972 im Besitz der Gemeinde, die sie für die Musikschule nutzt). Auch aus der 1509 erwähnten Lochmühle entwickelte sich eine bedeutende Handelsmühle, die Fuchs AG, die 1992 von der Obermühle Baar übernommen wurde (heute ebenfalls Meyerhans Hotz AG). 1913-1914 liess sich die Zwieback- und Biskuitfabrik Hug in Malters nieder. 1924 wurde die Boilerfabrik Buma gegründet. Zusätzlich sind auch Landmaschinenbau, Elektrotechnik, Kiesgewinnung, Bau- und Maschinenbedarf vertreten. Die Landwirtschaft (16%) und der Industrie- und Gewerbesektor (42%) wiesen 2005 überdurchschnittliche Beschäftigungsanteile auf.

Quellen und Literatur

  • A. Bürkli et al., Gesch. der Gem. Malters und Schwarzenberg, 1946
  • A. Bürkli, «Die Zwingsgem. Brunau im alten Amt Malters», in Gfr. 128, 1975, 5-53
  • A. Bürkli, «Die Zwingsgem. Blatten», in Gfr. 129/130, 1976/77, 5-106
  • A. Reinle, St. Jost in Blatten, 31992
  • J. Burri, Sensationen vom Dorfe, 1993 (hist. Fotografien)
Von der Redaktion ergänzt

Zitiervorschlag

Waltraud Hörsch: "Malters", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.10.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000625/2009-10-27/, konsultiert am 29.03.2024.