de fr it

Ebersecken

Ehemaliges Frauenkloster und ehemalige Gemeinde des Kantons Luzern, Wahlkreis Willisau, im Willisauer Bergland gelegen, seit 2020 Teil der Gemeinde Altishofen. Ebersecken umfasste das gleichnamige Dorf und ein ausgedehntes Streusiedlungsgebiet mit Einzelhöfen, kleinen Weilern und der Exklave Lingi im Süden. 1274 Eberseche, 1275 Ebersegge. Um 1695 ca. 150 Einwohner; 1798 541; 1850 583; 1900 476; 1950 552; 1990 386; 2000 404; 2010 417; 2019 369.

Ebersecken: Situationskarte 2019 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.
Ebersecken: Situationskarte 2019 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2020 HLS.

1274 gehörten Kapelle und Kirchensatz dem Freiherren Rudolf von Balm. Er stiftete hier 1274-1275 mit Jakob von Fischbach, Bürger von Zofingen, das Zisterzienserinnenkloster Pura vallis (Luther Thal, belegt 1660), das 1275 von Schwestern aus dem Kloster Rathausen bezogen und der Abtei St. Urban unterstellt wurde. Die Ausstattung des Klosters umfasste unter anderem das Dorf Ebersecken sowie Güter und Fischweiher in Egolzwil und Langnau bei Reiden. Kirchweihen fanden 1277 und 1353 statt, ein Brandschaden an der Kirche wird 1279 genannt. Das Kloster Ebersecken, das Frauen aus dem niederen Adel und Stadtbürgerinnen aufnahm, wurde anfänglich von Äbtissinnen geleitet, im 16. Jahrhundert von Priorinnen bzw. Meisterinnen, und dürfte immer klein gewesen sein. Nach einem Brand um 1460 zerstreute sich der Konvent vorübergehend, bis 1471 ein Prokurator von St. Urban die Leitung übernahm. Um 1535 unterstellte Luzern das Kloster einem weltlichen Pfleger. Im Zuge der Reform der Luzerner Frauenklöster wurde das Kloster Ebersecken zwischen 1588 und 1594 aufgehoben und die Schwestern nach Eschenbach und Rathausen überwiesen, während die kirchlichen Rechte an Rathausen gingen. Die Konventgebäude wurden vermutlich um 1590 abgetragen. Nachdem die Klosterkirche 1662 umfangreich saniert worden war, wurde sie 1707 abgebrochen und auf Insistieren der Bauern durch eine pfründenlose Katharinenkapelle ersetzt (1731 geweiht, 1997-1998 restauriert). Die 1940 abgetragene Ulrichskapelle (Bau 1777, Vorgängerbau belegt) ob Ebersecken wurde von Grossdietwil aus betreut.

Ebersecken unterstand der Schutzvogtei der jeweiligen Landesherren, ab 1407 Luzern. Kirchlich gehören die verschiedenen Ortsteile zu den Pfarreien Altishofen, Grossdietwil, Zell, Schötz und Richenthal. Auf dem Klosterareal entstand 1817-1818 das erste, um 1913 das zweite Schulhaus. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lag Ebersecken in der Feldgraswirtschaftszone mit Einzelhöfen, in der Vieh- und Milchwirtschaft betrieben wurde. Bis ins 19. Jahrhundert bestand kein Gemeindegut. Noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts war der Ort stark agrarisch geprägt, 2000 stellte der 1. Sektor noch gut die Hälfte der Arbeitsplätze. Ein Tunnel bei Ebersecken erinnert an ein gescheitertes Bahnprojekt der Centralbahn von Langenthal nach Wauwil (1874-1875).

Quellen und Literatur

  • Steinmann, Hans: Zur Schulhausweihe in Ebersecken, Sonntag, 23. November 1913, 1913.
  • Reinle, Adolf: Das Amt Willisau mit St. Urban, 1959, S. 59-63 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, 5).
  • Sommer-Ramer, Cécile; Braun, Patrick: Die Zisterzienser und die Zisterzienserinnen, die reformierten Bernhardinerinnen, die Trappisten und Trappistinnen und die Wilhelmiten in der Schweiz1982, S. 597-607 (Helvetia Sacra, III/3).
  • Manser, Jürg: «Ebersecken», in: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern, 16, 1998, S. 123-124.
  • Steiner, Hans-Christian: «Ebersecken», in: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern, 17, 1999, S. 64-67.
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1274: Eberseche
1275: Ebersegge

Zitiervorschlag

Waltraud Hörsch: "Ebersecken", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.10.2020. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000665/2020-10-05/, konsultiert am 09.12.2024.