Politische Gemeinde des Kantons Luzern, Amt bzw. Wahlkreis Willisau, seit 2006 mit Kottwil. Südlich des ehemaligen Seegebiets Wauwilermoos gelegen. Eventuell schon im Zeitraum 1070-1090 erwähnt, zwischen 1217 und 1222 Ettiswile. Um 1695 (ohne Berghöfe) ca. 450 Einwohner; 1798 622; 1850 1015; 1900 707; 1950 920; 1970 1062; 1990 1509; 2000 1735.
Um 1070/1090 vergabte Freiherr Seliger von Wolhusen dem Kloster Einsiedeln Besitz zu Ettiswil, wozu vermutlich auch der Kirchensatz mit dem Meierhof und die Mühle gehörte (1350 inkorporiert; 1963 von der Kirchgemeinde erworben). Die Dotation der Pfarrkirche und das Dorf Ettiswil gehörten dem Twingherrn. Das waren bis 1305 die Freiherren von Wediswil, die hier, wohl als Erben der Wolhusen, einen Herrschaftsschwerpunkt besassen, 1305-1326 das Kloster St. Urban, danach die Herren von Winterberg, welche Ettiswil vor 1367 den Herren von Luternau überliessen. Der Einsiedler Meierhof wurde von den Habsburgern als klösterlichen Kastvögten (ab 1285) den Herren von Trostberg, ab 1357 den Herren von Luternau verliehen. Diese vereinten Twing und Meierhof Ettiswil nach 1367 mit ihrer Herrschaft Kasteln. Als Mitgift kam die Hälfte der Twingrechte in Ettiswil 1385 an die Businger. Danach teilten sich die Herren von Kasteln und Wyher die Twingherrschaft; 1664 erwarben die Pfyffer von Wyher die Kasteler Hälfte. Bis zur Helvetik gehörte Ettiswil hochgerichtlich zum Amt Willisau, twinggerichtlich zur Herrschaft Kasteln. 1803 kam es zum Distrikt Willisau. 1803-1814 war Ettiswil Hauptort eines Gemeindegerichtsbezirks, danach Teil des Bezirksgerichts Willisau.
Die Pfarrei Ettiswil umfasste auch die Dörfer Alberswil mit Kasteln, Burgrain, Gettnau (Letzteres ab 1939 selbstständige Pfarrei), Ohmstal, Briseck; in der Pfarrei Altishofen versah Ettiswil offenbar im Spätmittelalter die Kapelle Dagmersellen und betreute Schötz. 1807/1808 wurde der Pfarrei Ettiswil Schötz (ab 1866 selbstständig) zugeteilt, ebenso Zuswil, Kottwil, Seewagen. 1967 liessen sich Missionsbenediktinerinnen von Tutzing (Bayern) in der Gemeinde nieder. 1970-1996 war Ettiswil Sitz der Synodalverwaltung der katholischen Landeskirche Luzern. Die Maria und Stefan geweihte Pfarrkirche erhielt um 1650 einen neuen Chor und wurde 1769-1771 als bedeutender Barockbau erneuert. Nach einem Wunderereignis um einen Hostienraub (1447) wurde mit Unterstützung Luzerns 1450-1452 die Sakramentskapelle errichtet und mit einem Legendenzyklus ausgemalt. Gleichzeitig entstand eine Wallfahrt von eidgenössischer Bedeutung. 1457 überliess Einsiedeln die Kapellenkollatur Luzern; die Pflegschaft nahmen Räte von Willisau wahr.
In Ettiswil wird schon 1262 eine Herberge, 1286 eine Mühle erwähnt. Vor 1326 wurde Ettiswil Marktort, mit vier Jahrmärkten im 18. Jahrhundert. Die Landwirtschaft war in Form des Dreizelgensystems organisiert. Seit der Landwirtschaftskrise der 1870er und 1880er Jahre dominieren Milch- und Viehwirtschaft, Schweinezucht und Obstbau. 1827 wurde eine Flechtschule für Kinder eröffnet, um 1825-1828 realisierte der Arzt Peter Richli eine Taubstummenanstalt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etablierten sich einige industrielle Produktionsbetriebe. Dank immer noch starkem Primärsektor (2000 43 Landwirtschaftsbetriebe) ist die Beschäftigungsstruktur relativ ausgeglichen. Der 1. Sektor stellte 2000 rund ein Achtel, der zweite etwas mehr als ein Viertel, der 3. fast die Hälfte der Arbeitsplätze in Ettiswil Seit 1980 steht der Ortskern unter Schutz.
Das südlich von Ettiswil gelegene Schloss Wyher, ein Einsiedler Lehen, wurde 1304 als Sitz der Freiherren von Wediswil erstmals erwähnt (zem Wiger, später Wyherhaus: das Schloss war von einem Teich umgeben). Es kam vor 1340 an die Herren von Luternau, 1385 an die Businger, 1455 an die Bircher, gegen Ende des 15. Jahrhunderts an die Feer, Herren von Kasteln. Petermann Feer baute es um 1510 zum spätgotischen Landschloss aus. Nachdem es 1588 von Ludwig Pfyffer von Altishofen erworben worden war, wurde es zum Stammsitz der Linie Pfyffer von Wyher. 1837-1964 befand sich das Schloss im Besitz der Bauernfamilie Hüsler. Nach einem Brand übernahm es 1964 der Kanton. 1981-1983 Aussen-, 1992-1996 Innenrenovation und Wiederherstellung des Wassergrabens. Seit 1996 befindet sich im Nebengebäude des Schlosses die Sammlung Josef Zihlmann, welche hauptsächlich religiöse Volkskunst aus dem Kanton Luzern umfasst.