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SeedorfUR, Gemeinde

Politische Gemeinde des Kantons Uri, links der Reuss am Urnersee (Vierwaldstättersee) gelegen, umfasst das gleichnamige Dorf, das Schloss A Pro, das Benediktinerinnenkloster Seedorf sowie seit 2021 Bauen. 1254 Sedorf. 1743 (mit Bauen) 271 Einwohner; 1799 (ohne Bauen) 202; 1850 420; 1900 596; 1950 642; 1970 1049; 2000 1509; 2010 1742; 2020 1876.

Seedorf (UR, Gemeinde): Situationskarte 2021 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2021 HLS.
Seedorf (UR, Gemeinde): Situationskarte 2021 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2021 HLS.

In Seedorf siedelten im Frühmittelalter Alemannen und die Dorfbildung erfolgte wohl unter fränkischem Einfluss. Infolge des Verkehrs über den Gotthard erfuhr der Ort im 13. Jahrhundert einen Aufschwung. Das Dorf war bereits in ein Ober- und ein Unterdorf geteilt. Das Fraumünster in Zürich und Adlige aus dem Raum der Landgrafschaft Burgund besassen Güter und Rechte in Seedorf. Im 13. Jahrhundert ging der grösste Teil des adligen Besitzes wohl an das Lazariterkloster, dessen Gebäude seit 1559 einen Benediktinerinnenkonvent beherbergen. 1556-1558 erbaute die Familie a Pro (Jakob a Pro und Peter a Pro) das Schlösschen und richtete 1578 ein Fideikommiss ein. Erste Ansätze der Gemeindebildung sind um 1400 zu beobachten, als Mitglieder der Kirchgemeinde der Kirche ihren Boden abkauften. 1517 werden sogenannte Dorfleute erwähnt. Seedorf bildete zusammen mit Attinghausen eine Genosssame und entsandte zwei Ratsherren (Räte) in den Rat der Sechzig des Landes Uri. Verbauungen der Reuss ab 1850 und des Palanggen ab 1888 sowie ausgedehnte Meliorationen im Zweiten Weltkrieg vergrösserten die Kulturlandfläche. Eine erste, Ulrich und Verena geweihte Kirche entstand im 12. oder 13. Jahrhundert. Bis 1591 war Seedorf nach Altdorf kirchgenössig, nach der Abkurung umfasste die Pfarrei Seedorf bis 1621 auch Isenthal und bis 1801 Bauen. 2010 schlossen sich Seedorf, Bauen und Isenthal zu einem Seelsorgeraum zusammen. Die Kantonsverfassung von 1850 bestätigte Seedorf als politische Gemeinde. Die Ausscheidung der Bürgergemeinde erfolgte 1944, jene der Kirchgemeinde 1994. Die Landwirtschaft, die bis in die frühe Neuzeit im Passverkehr einen Nebenverdienst fand, wurde durch holzverarbeitende Betriebe ergänzt. Ab 1900 kam weiteres Gewerbe auf, 1981 eine Maschinenfabrik. 2005 stellten Industrie und Gewerbe 44% der Arbeitsplätze in der Gemeinde. Nach dem Bau der A2 entlang der Reuss bzw. des Seeufers Ende der 1960er Jahre entstanden mehrere neue Wohnquartiere. Seedorf wurde 1972 Sitz der Kreisschule mit Real- und Sekundarstufe.

Quellen und Literatur

  • Stadler-Planzer, Hans; Imhof, Markus; Herger, Heinrich: Seedorf. Geschichte und Gegenwart, 1991.
Von der Redaktion ergänzt
  • Gasser, Helmi: Die Seegemeinden, 1986, S. 139-268 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, 2).
Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1254: Sedorf

Zitiervorschlag

Hans Stadler: "Seedorf (UR, Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.04.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000703/2021-04-29/, konsultiert am 21.03.2025.