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Spiringen

Der Erzengel Michael als Jüngling in Ritterrüstung durchbohrt den Drachen mit seiner Lanze. Polychrome, geschnitzte Lindenholzskulptur aus der Kapelle St. Michael, zweite Hälfte 15. Jahrhundert (Schweizerisches Nationalmuseum).
Der Erzengel Michael als Jüngling in Ritterrüstung durchbohrt den Drachen mit seiner Lanze. Polychrome, geschnitzte Lindenholzskulptur aus der Kapelle St. Michael, zweite Hälfte 15. Jahrhundert (Schweizerisches Nationalmuseum). […]

Politische Gemeinde des Kantons Uri, bestehend aus dem Dorf Spiringen westlich und dem Urnerboden östlich des Klausenpasses. Über dem Dorfkern an der Klausenstrasse im Schächental erstrecken sich Streusiedlungen. 1275 Spiringen. 1687 ca. 476 Einwohner; 1799 760; 1850 909; 1900 945; 1950 1050; 2000 963.

Eine alemannische Besiedlung erfolgte im Frühmittelalter, der Landesausbau war gegen 1300 weitgehend abgeschlossen. Neben ausgedehntem bäuerlichem Eigengut gab es im Mittelalter auch klösterlichen Grundbesitz, vor allem der Fraumünsterabtei Zürich. 1290 stifteten die Einwohner des Schächentals die Kapelle St. Michael samt Kaplaneipfrund als Filiale der Landespfarrei Bürglen. 1591 wurde Spiringen zur eigenständigen Pfarrei, von der sich Unterschächen 1687 trennte. Die heutige Kirche wurde 1950-1951 erbaut. Eine besondere Bedeutung als Wallfahrtsort hat die 1571 erstellte Kapelle Sieben Schmerzen Mariä im Getschwiler. Spiringen war eine Genossame des Landes Uri und entsandte bis 1798 sechs Vertreter in den Rat der Sechzig. Die Gemeinde entwickelte sich aus der Versammlung der Kirchgenossen. Die Mitglieder der Dorfbehörde, zu der die wichtigen Gemeindevertreter wie der Waisenvogt oder der Kirchenvogt sowie einzelne Ratsherren gehörten, nannte man 1682 Vorgesetzte des Tals. Die Landwirtschaft wurde schon früh durch eine ausgedehnte Alpwirtschaft ergänzt, die über die Wasserscheiden hinausgriff. Dies machte bereits 1196 Grenzverhandlungen mit Glarus nötig. Die bäuerliche Oberschicht wirkte ab dem 13. Jahrhundert in der Landespolitik mit, besetzte vor allem ab dem 17. Jahrhundert vielfach Landvogteien und engagierte sich im Solddienst. Die 1893-1899 erbaute Klausenstrasse, verschiedene Seilbahnen und ein ausgedehntes, 1988 fertig gestelltes Bergstrassennetz erschlossen Spiringen für den Tourismus und ermöglichten den Pendelverkehr zu industriellen Arbeitsplätzen in der Reussebene. 1974 entstand die Kreisschule für die Oberstufe der Gemeinden Spiringen und Unterschächen. 1945 schied die Korporationsbürgergemeinde ihre Güter aus. 2005 stellte die Landwirtschaft noch 63% der Arbeitsplätze in Spiringen.

Quellen und Literatur

  • H. Stadler, A. Herger, Spiringen, 1991
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Hans Stadler: "Spiringen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.02.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000707/2012-02-15/, konsultiert am 11.04.2024.